Zugspitze: Traumhafte Gipfel-Wanderung via Reintal

Unter meinen Füßen löst sich Geröll. Ich klammere mich an meinen Wanderstöcken fest, um nicht abzurutschen. Vor mir liegen die letzten 400 Höhenmeter bis zum höchsten Gipfel Deutschlands. Meine Wanderung auf die Zugspitze hat bereits am Vortag in Garmisch-Partenkirchen begonnen. Nachdem die 18 km durchs Reintal bis zur Knorrhütte überwunden sind, geht es noch über ein rutschiges Geröllfeld, bevor man die atemberaubende Aussicht vom Gipfel genießen kann.

Lohnt sich die Wanderung durchs Reintal zur Zugspitze?

Einmal zu Fuß auf die Zugspitze wandern – ein Ziel, das auf den meisten Bucketlists passionierter Bergwanderer steht. Viele Wege führen auf den mit 2.962 Metern höchsten Gipfel Deutschlands. Ohne Klettersteigausrüstung gelangt man nur übers österreichische „Gatterl“ oder durchs Reintal nach oben. Diese reinen Wanderrouten sind zwar technisch leichter als die Touren durchs Höllental oder über den „Stopselzieher“, sollten aber dennoch nicht unterschätzt werden. Vor allem der letzte Anstieg über einen steilen Geröllhang erfordert viel Konzentration und Trittsicherheit, kann aber auch mit der Bergbahn übersprungen werden.

Der Weg, der u.a. durchs idyllische Reintal verläuft, ist mit 21,5 km die längste Route auf die Zugspitze, dadurch aber auch besonders abwechslungsreich und einsam. Konditionsstarke Wanderer schaffen die Tour zwar auch an einem Tag, für ein genussvolles und entspanntes Erlebnis empfiehlt es sich jedoch, sie auf 2 Tage mit Übernachtung auf der Reintalangerhütte oder Knorrhütte auszudehnen. Von Garmisch-Partenkirchen aus geht es am ersten Tag zunächst durch die spektakuläre Partnachklamm und dann immer dem Flussverlauf folgend ganz allmählich bergauf. Am zweiten Tag folgt der knackige Aufstieg übers Zugspitzplatt bis zum Gipfel.

Fototipp: Ein grandioser Blick über das gesamte Reintal bietet sich nach halbem Aufstieg zur Knorrhütte. Hier gibt es auch einen großen Stein, der den idealen Platz für eine Pause darstellt. Unterhalb der Knorrhütte steht dann noch eine grasende Schafherde zum Fotoshooting bereit – sie macht die ohnehin schon traumhafte Berg-Szenerie einfach perfekt.

Anreise nach Garmisch-Partenkirchen

Strecke:21,5 km
Gehzeit:8–10 Std.
Höhenmeter:2.300 hm
Übernachtung:Reintalangerhütte oder Knorrhütte
Beste Reisezeit:Juli bis September

Ausgangspunkt der Tour ist das Skistadion in Garmisch-Partenkirchen mit der bekannten Olympia-Sprungschanze. Von München aus fährt stündlich eine Regionalbahn bis Garmisch (Fahrzeit rund 1,5 Stunden).

Vom Bahnhof kann man dann direkt loswandern oder spart sich die zusätzlichen 2 km Fußweg und fährt mit dem Bus (Linie 1 oder 2) noch bis zur Haltestelle „Skistadion“. Hier gibt es auch einen kostenpflichtigen Parkplatz, auf dem das Auto bis zu 3 Tage stehen kann.  

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Auf die Zugspitze in 2 Tagen mit Hüttenübernachtung

Wer sich für die 2-Tages-Variante mit Hüttenübernachtung entscheidet, kann zwischen Reintalangerhütte und Knorrhütte wählen und so die Länge der Tagesetappen nach Belieben variieren. Dazwischen liegen ca. 3,3 Kilometer und 640 Höhenmeter. Beide Hütten sind sehr beliebt und Schlafplätze sollten daher vor allem in der Hochsaison frühzeitig reserviert werden.

Anders als bei einer Tagestour gehören dann neben Regenbekleidung, Erste-Hilfe-Set und Sonnencreme auch ein Hüttenschlafsack, eine Waschtasche und Wechselkleidung in den Rucksack. Bei Hüttenübernachtungen sind für mich außerdem eine Powerbank, eine Stirnlampe und Ohropax unverzichtbar.

Und denkt ebenfalls an genügend Bargeld, denn auf den Hütten kann man nicht mit Karte zahlen. Für die Wanderung durchs Reintal auf die Zugspitze empfehle ich zudem gute Wanderschuhe der Kategorie B/C zu tragen und ausreichend Wasser und Snacks einzupacken.

Durch die Partnachklamm zur Reintalangerhütte

Die Tour durchs Reintal auf die Zugspitze startet direkt mit einem Highlight. Die Durchquerung der Partnachklamm ist zwar optional, aber definitiv lohnenswert. 700 Meter geht es eindrucksvoll durch eine 18 Meter tiefe Schlucht, durch die ein kristallblauer Bach rauscht. Es empfiehlt sich gleich morgens mit der Öffnung der Klamm um 8 Uhr loszuwandern, denn dann sind die schmalen Wege und Tunnel noch schön leer.

Hinter der Klamm wandere ich dann weiter auf einem Forstweg immer entlang der Partnach hinein ins malerische Reintal. Der Himmel ist an diesem herrlichen Sommertag wolkenlos und die Sonne steigt langsam hinter den schroffen Kalkfelsen des Wettersteingebirges auf. Nach 14 Kilometern und kaum merklichen 600 Höhenmetern erreiche ich pünktlich zur Mittagszeit die Reintalangerhütte am Ende des Tals.

Die Sonne prallt mittlerweile auf mich hinunter und ich freue mich auf eine Pause im Schatten. Während ich mir einen halben Liter Schorle schmecken lasse, beobachte ich wie einige andere Wanderer sich im eiskalten Wasser der Partnach erfrischen. Die Reintalangerhütte ist ein wirklich schöner Ort zum Verweilen, aber ich habe einen Schlafplatz in der Knorrhütte reserviert und raffe mich daher nach einer halben Stunde wieder auf, um die nächsten 640 Höhenmeter in Angriff zu nehmen.

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Zwischenstopp oder Übernachtung auf der Knorrhütte

Nach den letzten 4 Stunden gemütlicher Wanderung komme ich nun doch noch einmal ganz schön ins Schwitzen. In steilen Serpentinen geht es hinauf zur Knorrhütte, die hoch über dem Reintal thront. Auf halber Strecke bietet sich ein großer, flacher Stein im Schatten ideal für eine Verschnaufpause an. Ich strecke die Beine aus und genieße für einige Minuten den beeindruckenden Blick übers Reintal. Das saftige Grün stellt einen tollen Kontrast zu den hellgrauen Kalkfelsen und dem satten Blau des Himmels dar.

Eine gute Stunde später erreiche ich die Knorrhütte, deren 119 Schlafplätze an diesem Tag alle belegt sind. Da gilt es beim Abendessen zusammenzurutschen und neue Bekanntschaften sind schnell gemacht, von denen ich morgen einige am Gipfel der Zugspitze wiedersehen werde. Ich stärke mich mit einer großen Portion Nudeln mit Tomatensoße, gönne mir für ein paar Euro den Luxus einer warmen Dusche und krieche dann erschöpft und voller Vorfreude auf den nächsten Tag in meinen Schlafsack.

Vom Zugspitzplatt übers Geröllfeld auf den Gipfel der Zugspitze

Nach einer doch eher schlaflosen Nacht im vollen Matratzenlager verzichte ich auf das Hüttenfrühstück und mache mich noch vor allen anderen auf den Weg Richtung Gipfel. Ich genieße noch einmal die morgendliche Ruhe, bevor ich oben gleich auf hunderte andere Zugspitz-Touristen treffen werde. Im Vergleich zum Vortag ist die Landschaft nun deutlich karger und alpiner. Auf dem Weg zum Zugspitzplatt gilt es weite Geröllfelder und einige Altschneefelder zu überqueren.

Dort angekommen, erwartet mich jetzt noch der schwierigste Abschnitt der gesamten Tour. Die letzten 400 Höhenmeter verlaufen zuerst über ein steiles Geröllfeld und dann über einen teilweise exponierten seilversicherten Steig. Immer wieder rutsche ich ab und komme nur sehr langsam voran.

Der Anstieg erfordert noch einmal all meine Konzentration und Kraft. Wer an dieser Stelle bereits sehr müde oder nicht hundertprozentig trittsicher ist, sollte definitiv nichts riskieren und lieber die Gletscherbahn nehmen, die vom Bergrestaurant Sonnalpin aus zum Gipfel fährt.

Oben angekommen, sind der Stolz und die Freude, es geschafft zu haben, dann riesig. Den Weg zum Gipfelkreuz muss ich mir jedoch zunächst über eine riesige Aussichtsplattform bahnen. Die Weitsicht von hier oben ist wirklich atemberaubend. Zwar sind bereits einige Besucher da, aber zum Glück weniger als befürchtet und so habe ich das goldene Gipfelkreuz sogar für einen kurzen Moment ganz für mich allein. Nach dem obligatorischen Gipfelfoto lasse ich mir als krönenden Abschluss im Panorama-Restaurant eine Portion Kaiserschmarrn mit direktem Blick auf den Eibsee schmecken.

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Fazit

Die Besteigung der Zugspitze übers Reintal ermöglicht es trittsicheren Bergwanderern, auch ohne Klettersteigerfahrung den höchsten Berg Deutschlands zu erklimmen. Die 21,5 km lange Strecke bietet zudem landschaftliche Vielfalt und Abgeschiedenheit und wird als 2-Tages-Tour mit Hüttenübernachtung zu einem unvergesslichen Bergerlebnis.

Nach dem Gipfelglück könnt ihr entspannt mit der Seilbahn zurück ins Tal schweben und den Tag zum Beispiel am paradiesischen Eibsee ausklingen lassen. Von dort bringt euch die Zahnradbahn oder ein Bus wieder zurück nach Garmisch-Partenkirchen. Oder ihr plant wie ich eine weitere Nacht auf der Knorrhütte ein und steigt am nächsten Tag über das Gatterl nach Ehrwald ab.

Lage

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