Schneebedeckte Berge, heißer Kakao, frische Brezen – diese bayerische Märchenwelt kennen die meisten von der Piste, das geht aber auch ganz ohne Ski und Liftpass. Ich genieße das Winterwunderland bei wohlverdienter Rast auf dem Gipfel meiner Schneewanderung und blicke über die bayerischen Berge. Das August-Schuster-Haus hat leider geschlossenen, aber wir haben zum Glück vorgesorgt und unseren Proviant selbst dabei. Ich nehme euch mit zum Pürschling – ein perfekter Allrounder für jede Jahreszeit in den Ammergauer Alpen.
Lohnt sich die Winterwanderung zum Pürschling?
In Deutschland waren mir die Winter eigentlich immer zu lang – bis ich sie in den bayerischen Alpen verbracht habe. Gegenargumente wie den „teuren Skipass“ lasse ich nicht gelten – man kann genauso wie im Sommer ganz kostengünstig die Wanderschuhe schnüren. Am besten pickt man sich eine Tour raus, die auch als Winterwanderung funktioniert.
Die Wanderung zum Pürschling (1.566 m) ist der perfekte Allrounder: Nicht zu lang, gut begehbar und öffentlich zu erreichen. Euch erwarten hoffentlich verschneite Tannen, bereits festgetretene Wege und mit ein bisschen Glück seht ihr auch noch eine Gams – so wie wir. Die Tour funktioniert natürlich auch im Sommer.
Fototipp: Wenn ihr so wie ich im Winterwunderland unterwegs seid, könnt ihr gar nicht so viel falsch machen. Besonders gut gefallen mir die Bilder, auf denen noch ein paar Sonnenstrahlen zu sehen sind. Bei der Bearbeitung von Schneebildern empfehle ich aber, anders als sonst, den Optimierungsregler voll aufzudrehen. Schneebilder lieben Kontraste!
Anreise nach Oberammergau
| Gehzeit: | 5 Stunden |
| Strecke: | 13 km |
| Höhenmeter: | 724 hm |
| Einkehrtipp: | Kolbensattelhütte |
| Besonderheit: | Abstieg durch die Klamm möglich |
Um von München Hauptbahnhof nach Oberammergau zu gelangen, musst du zuerst die Regionalbahn (RB 6) in Richtung Garmisch-Partenkirchen nehmen. Die Fahrt dauert etwa 1 Stunde und 47 Minuten, und die erste Abfahrt ist um 06:32 Uhr.
In Murnau steigst du dann in die Regionalbahn (RB 63) um, die dich nach Oberammergau bringt. Prüfe vor der Fahrt, ob die Verbindung so auch wirklich gerade möglich ist.
Für die Anfahrt mit dem Auto verlässt du München über die A95 in Richtung Garmisch-Partenkirchen. Folge der Autobahn bis zur Ausfahrt Oberau. Von dort aus folgst du der Beschilderung nach Oberammergau. In Oberammergau kannst du an der Talstation der Kolbenlifte parken.
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Gut ausgerüstet im Winter
Bergwandern geht natürlich auch bei Schnee, benötigt aber ein bisschen bessere Ausrüstung. Für mich hat sich der atmungsaktive Zwiebellook bewährt, dazu Mütze, Handschuhe und ein Buff. Außerdem habe ich im Winter immer Grödel dabei – die geben einfach mehr Halt, wenn es rutschig ist. Proviant ist auch weitaus wichtiger, weil sehr viele Alpenvereinshütten im Winter nicht bewirtschaftet werden.
Und packt unbedingt eine Thermoskanne mit einem heißen Getränk eurer Wahl ein. Auch bei der Tourenplanung müsst ihr ein bisschen besser aufpassen. Behaltet im Hinterkopf, dass in den verschneiten Bergen Lawinen auftreten können und manche Touren, die euch im Sommer vielleicht keine Probleme bereiten, im Winter viel zu steil sind.
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Beste Bedingungen für die Wintertour
Wir sind heute mit dem Auto unterwegs und starten deswegen direkt von den Kolbenliften aus – übrigens auch nur einen Spaziergang vom Bahnhof Oberammergau entfernt. Los geht’s ein paar Meter links der Talstation erstmal durch den Wald am Kolbenbach entlang.
Der kleine Fluss rauscht in künstlich aufgeschichteten Wasserfällen das halb verschneite Bachbett hinab und ich bin jetzt schon ganz verzückt. Fließgewässer inmitten von Schnee und Eis finde ich einfach magisch! Im Sommer wäre ich wenig angetan von diesem ersten Stück Weg.
Erst geht es eine Weile über Teerstraße, die dann glücklicherweise endet und durch Forstweg ersetzt wird. Im Winter ist das genau richtig, denn der Weg ist breit und recht flach: beste Bedingungen für meine Wanderschuhe und Grödel. Der Wald hier sieht leider schon ein wenig mitgenommen aus. Ob das Stürme waren? Oder etwa der Borkenkäfer? Doch auch hier tut der Schnee sein Bestes, die Schäden ein wenig aufzuhübschen.
Einkehr in der Kolbensattelalm
Nach nur zwanzig Minuten Weg erreichen wir die Kolbensattelalm – heute unsere erste und letzte Chance auf ein frisch gezapftes Bier. Ein paar Leute haben es sich trotz zapfiger Temperaturen sogar auf der Terrasse bequem gemacht. Wir sparen uns die Einkehr für später auf und setzen jetzt unseren Weg fort.
Wir kommen jetzt an einer blauen Skipiste entlang und sehen ein paar vereinzelte Wintersportler den Abhang hinab düsen. Ein Wegweiser leitet uns nach rechts. Von hier sollen wir in anderthalb Stunden den Pürschling erreichen. Wir laufen nun quer am Berg entlang, es wird ein bisschen steiler und mehr Schnee liegt auch.
Wir sind jetzt hoch genug für traumhafte Ausblicke nach Oberammergau und die schneebedeckten Berge drumherum. Doch das Glück liegt manchmal auch ganz nah: Von Fels links von uns weht eine ungewöhnliche Schneeböhe hinab, wir blicken hinauf und direkt in die Augen einer neugierigen Gams. Fotopause!
Pürschling schmiegt sich an den Teufelstättkopf
Bis zu unserem Ziel ist es nicht mehr weit: Der Pürschling schmiegt sich wie eine Art Vorgipfel an den Teufelstättkopf. Wir machen den kurzen Abstecher und genießen das wunderschöne Bergpanorama. „Das wäre doch noch viel netter mit einem leckeren Bier“, sagt einer aus der Gruppe und so steigen wir – in freudiger Erwartung – wieder ein paar Meter ab, zum unterhalb des Pürschlings gelegenen August-Schuster-Haus … und werden jäh enttäuscht: Das Haus hat zu. Das war in den Jahren davor anders. Zum Glück haben wir uns nicht darauf verlassen und haben unseren eigenen Proviant und heißen Kakao dabei.
Und schon entsteht dann das Wintermärchen, das ich im Teaser beschrieben habe. Anschließend steigen wir wieder ab. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder läuft man zurück auf dem Aufstiegsweg oder man macht eine Runde und geht über den Sonnenbergsteig wieder hinab. Bahnfahrer können auch den Abstieg über die Josephskapelle und Schleifmühlklamm nach Unterammergau wählen. Wofür ihr euch auch entscheidet – ihr werdet eine rundherum tolle Wanderung unternehmen.
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Fazit
Die Wanderung zum Pürschling ist eine geniale Tour für schneereiche Wintertage. Der Weg ist sehr abwechslungsreich, besticht immer wieder mit schöner Weitsicht und am Ende sogar mit einem niedrigen, aber waldfreien Gipfel. Außerdem kommt man an zwei Hütten vorbei, von denen zumindest eine im Winter bewirtschaftet ist. Also verpasst nicht die Käsespätzle in der gemütlichen Gaststube der Kolbensattelhütte!
Wer mit dem ÖPNV anreist, kann die Tour sogar noch spannender machen, indem er oder sie nach Unterammergau absteigt, dann kommt ihr nämlich durch die wildromantische Schleifmühlklamm und könnt dabei zuschauen, wie sich das Wasser durch den Fels kämpft. Die Tour funktioniert natürlich auch im Sommer. Wenn ihr dann noch Kondition habt, empfehle ich noch auf den Teufelstättkopf weiterzuwandern.
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