Traumhafte Schneeschuhwanderung am Aletschgletscher

Wie auf Wolken wandere ich durch den feinen Pulverschnee. Am Horizont ragt unverkennbar das Matterhorn in den blauen Himmel – umrahmt von den anderen 4.000er-Gipfeln der Walliser Alpen. Die Sonne bringt mich trotz Minustemperaturen zum Schwitzen und die Schneelandschaft zum Glitzern. So sieht wohl das Musterbeispiel eines Winterwonderlands aus. Ich nehme euch mit auf eine beeindruckende Schneeschuhtour durch die Aletscharena in der wunderschönen Schweiz.

Lohnt sich die Schneeschuhwanderung in der Aletscharena?

Die Aletscharena im Kanton Wallis zählt zu den beliebtesten und schneesichersten Skigebieten der Schweiz. Die sonnige Hochebene, die sich über dem Rhonetal zwischen 1.925 m und 2.869 m erstreckt, eignet sich aber auch wunderbar für diverse andere Winteraktivitäten. Wer lieber langsam und genussvoll durch den Schnee unterwegs ist, wird beispielsweise große Freude an einer Schneeschuhwanderung haben. Anders als beim Winterwandern sorgen die Schneeschuhe dafür, dass man im Tiefschnee nicht versinkt und so abseits ausgetretener Pfade noch weiter in die unberührte Winterlandschaft eintauchen kann.

In der Aletscharena gibt es mehrere ausgeschilderte Schneeschuhtrails. Die wohl schönste Route führt vom Aussichtspunkt Moosfluh oberhalb des Großen Aletschgletschers entlang durch einen Teil des Aletschwalds bis zum Restaurant Riederfurka, wo man sich zum Abschluss mit einer heißen Schoggi aufwärmen und Walliser Spezialitäten genießen kann. Unterwegs hat man nicht nur einen einzigartigen Blick auf die längste Eiszunge der Alpen, sondern auch auf über 40 Viertausender inklusive Matterhorn.

Fototipp: Auf dieser Tour ist ein Foto mit dem Großen Aletschgletscher vom Aussichtspunkt Moosfluh natürlich ein Muss. Aber auch die winterliche Landschaft mit den 4000er-Bergen inklusive Matterhorn am Horizont bietet eine einmalige Fotokulisse.

Anreise nach Riederalp

Strecke:5,4 km
Gehzeit:2,5 h
Schwierigkeit:leicht
Einkehrtipp:Riederfurka
Beste Wanderzeit:Dezember – April

Hoch über dem Rhonetal auf 1.925 m liegt die autofreie Gemeinde Riederalp, die nur mit der Luftseilbahn ab Mörel erreichbar ist. Nach Mörel gelangt man unkompliziert mit dem Zug. Von Zürich aus benötigt man mit Umstieg in Brig ca. 3 Stunden. Danach sind es nur noch 10 Minuten mit der Gondel hinauf nach Riederalp.

Mörel ist ebenfalls mit dem Auto gut erreichbar, welches man auf dem Parkplatz oder im Parkhaus an der Talstation abstellen kann. Wer geplant hat, mehrere Tage auf dem autofreien Plateau zu verbringen, kann sich an der Talstation kostenpflichtig einen Gepäckwagen mieten und auch einen Gepäcktransport von der Bergstation bis zur Unterkunft buchen. Bergbahntickets, Skipässe und Gepäckwagen können bereits im Vorfeld ganz bequem online gekauft werden.

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Die richtige Kleidung fürs Schneeschuhwandern

Pünktlich zum Sonnenaufgang um 7:30 Uhr klingelt mein Wecker. Aufgeregt ziehe ich schnell Schuhe und Jacke über und springe auf den Balkon meines Hotelzimmers. Für mich als Stadtkind ist die Stille, die hier oben herrscht, nahezu unheimlich, aber gleichzeitig einfach herrlich. Frische, klare Bergluft strömt mir ins Gesicht und vor mir eröffnet sich ein Blick wie aus dem Bilderbuch.

Die schneebedeckten Dächer der Riederalp thronen hoch über dem Rhonetal. Hinter den weißen Bergspitzen der Walliser Alpen färbt sich der wolkenlose Nachthimmel langsam hellorange und kündigt einen sonnigen Tag an. Voller Vorfreude schmeiße ich mich in mein Outfit.

Für sportliche Aktivitäten im Winter setze ich auf das Zwiebelprinzip: Die 1. Schicht bildet ein wärmender Baselayer sowie eine lange Unterhose. Darüber ziehe ich ein leichtes Longsleeve als Midlayer und eine wasserabweisende Softshellhose. Für zusätzliche Wärme sorgt eine Primaloftjacke und die letzte Schicht bildet eine wasser- und winddichte Hardshelljacke.

Handschuhe, Mütze und ein Paar warme und wasserdichte Winterwanderschuhe komplettieren den Look. Eine Trinkflasche, Snacks und eine Sonnenbrille verschwinden im Tagesrucksack, in dem ich während der Wanderung dann auch einzelne Kleidungschichten verstauen kann.

Mit der Moosfluh Gletscherbahn zum Großen Aletschgletscher

Nach dem Frühstück geht es zunächst zu Fuß durch das verschneite Dorf. Auf Autos muss man hier nicht achten, stattdessen kreuzen gelegentlich Skifahrer oder Schlitten den Weg. Unser erstes Ziel ist ein Sportgeschäft, in dem wir uns Schneeschuhe und Stöcke ausleihen und außerdem unseren Wanderführer für die heutige Tour treffen.

Ed ist bereits 85 Jahre alt, topfit und ein Pionier im Schneeschuhwandern. Als einer der ersten in der Region begann er in den 1990er-Jahren geführte Touren anzubieten – damals noch mit tennisschlägerähnlichen Modellen aus Holz, die er uns zur Anschauung sogar mitgebracht hat.

Zwar lässt sich die winterliche Aletscharena auch auf eigene Faust erwandern. Ein erfahrener Bergführer kennt sich aber nicht nur gut im Gelände aus, sondern kann einem auch viele interessante Insider über Natur und Region erzählen.

So erfahren wir von Ed zum Beispiel, dass die Kombi-Gletscherbahn Moosfluh, mit der wir als erstes bergauf fahren, eine echte Innovation ist. Diese wurde nämlich so gebaut, dass die Mittel- und Bergstation entsprechend der geologischen Veränderungen infolge des Gletscherrückgangs angepasst werden können.

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Auf Schneeschuhen durch die Winterlandschaft

Oben angekommen, schnallen wir die Schneeschuhe an und folgen Eds Spur durch den Pulverschnee. Bereits nach wenigen Metern erreichen wir den Aussichtspunkt Moosfluh. Ehrfürchtig blicken wir von hier auf die Ausläufer des größten Gletschers der Alpen.

Mit einer Länge von 22 km und einer Fläche von rund 78 km² umfasst der Große Aletschgletscher beeindruckende 10 Mrd. Tonnen Eis. „In hundert Jahren wird der Gletscher von hier aus vermutlich nicht mehr sichtbar sein“, erklärt uns Ed. Jährlich schrumpft er um 50 bis 80 Meter. Die Folgen des Klimawandels werden in dieser Umgebung besonders deutlich.

Weiter geht es oberhalb des Gletschers durch den unberührten Schnee Richtung Westen. Da die meisten Urlauber auf den Skipisten unterwegs sind, laufen wir hier fast allein durch die Märchenlandschaft. Vor uns ragen die Gipfel der Walliser Alpen in den strahlend blauen Himmel. In der Bergsilhouette zeichnet sich die markante Spitze des Matterhorns, einer der bekanntesten Gipfel der Alpen und das Wahrzeichen der Schweiz, ab.

Ein weiterer Vorteil, wenn man mit einem Wanderführer unterwegs ist: Man muss sich keine Gedanken über die Wegführung machen und kann mit allen Sinnen die Schönheit der Landschaft genießen. Das Stapfen durch den glitzernden Schnee ist nahezu meditativ – aber auch schweißtreibend.

Mittlerweile habe ich bereits zwei Jacken ausgezogen und die Sonnenbrille auf der Nase. Da ist es eine willkommene Erfrischung, stellenweise einfach mal ein paar Meter auf dem Po den Hang hinunterzurutschen.

Durch den Aletschwald zur Riederfurka

Wer möchte, kann die Tour bereits an der Bergstation Hohfluh beenden und mit dem Sessellift wieder zurück nach Riederalp fahren. Dann verpasst man jedoch zwei weitere Highlights der Aletscharena. Auf dem Weg zur Riederfurka durchquert man zunächst einen Teil des zauberhaften Aletschwaldes, dessen Arvenbäume teils über 1.000 Jahre alt sind, und gelangt dann zur prunkvollen Villa Cassel. Das darin beheimatete Naturschutzzentrum Pro Natura ist im Winter zwar geschlossen, aber die im viktorianischen Stil erbaute Villa ist auch von außen absolut sehenswert.

Nach einer Einkehr im Bergrestaurant schweben wir mit der Seilbahn Riederfurka wieder hinunter ins Dorf und müssen das Gesehene erstmal verarbeiten. Die Gefühle schwanken zwischen Begeisterung und Faszination sowie Demut und Beunruhigung – vor allem als Ed uns zum Abschluss noch einmal anhand von Fotos die Veränderung des Aletschgletschers in den letzten Jahrzehnten zeigt. Ein Tag, der nachhaltig beeindruckt hat, geht zuende.

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Fazit

Wer auf Schneeschuhwanderung durch die Aletscharena geht, taucht in eine magische Winterlandschaft ein und kann dabei einzigartige Ausblicke auf die Berg- und Gletscherwelt der Walliser Alpen genießen. Die Tour eignet sich ideal für einen Tagesausflug oder auch für etwas Abwechslung während des Skiurlaubs. Alternativ gibt es zwischen Moosfluh und Riederfurka auch einen geräumten Panorama-Winterwanderweg, der ohne Schneeschuhe begehbar ist.

Für den besten Blick auf den Großen Aletschgletscher lohnt sich definitiv auch die Fahrt zum Aussichtspunkt am 2.869 m hohen Eggishorn. Von hier aus kann man den Aletschgletscher in seiner ganzen Schönheit vom Jungfraujoch bis zur Zunge bestaunen. Und wer mehr über den Gletscher und das UNESCO-Welterbe Jungfrau-Aletsch erfahren möchte, sollte außerdem unbedingt einen Besuch im World Nature Forum in Naters einplanen.

Lage

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Antwort

  1. Das sind ja traumhaft schöne Bilder! Boah… und hier alles grau in grau! Herzliche Grüße, Jörg

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