Wie oft passiert es schon, dass ihr eine Wanderung, die ihr später unternehmen wollt, schon beim Anflug von oben aus dem Flugzeug ausmachen könnt? Bei der im östlichen Madeira gelegenen Halbinsel São Lourenço ist genau das der Fall. Die Wanderung gehört zweifelsohne zu den schönsten Touren der portugiesischen Insel. Ich habe die sehr machbare, angenehme Strecke in der wunderschönen Landschaft erkundet und verrate euch, ob sich die Tour lohnt!
Lohnt sich die Wanderung auf der Halbinsel São Lourenço?









Der östlichste Zipfel der portugiesischen Insel Madeira zeigt wieder eine ganz neue Seite der vielfältigen Atlantikinsel. Die Halbinsel São Lourenço ist neun Kilometer lang und ist fast gänzlich als Naturschutzgebiet eingestuft. Der Ort ist sehr beliebt für Wanderungen und als Aussichtspunkt für einen spektakulären Sonnenaufgang. Außerdem gibt die Halbinsel aufgrund ihrer Lage bei gutem Wetter einen weiten Blick auf die Nord- und Südseite der Insel frei.
Anders als der blühende, wild mit exotischen Pflanzen bewachsene Teil von Madeira ist hier die Landschaft jedoch eher karg, was natürlich eine andere, bizarrere Form der Schönheit mit sich bringt. Die Natur ist geprägt von scharfen Felsen, Schotter, flacher Bewachsung und Grau- und Brauntönen.
Fototipp: Zum Sonnenaufgang ist ein Ausflug nach São Lourenço besonders empfehlenswert, da die Sonne im Osten der Halbinsel über dem Meer aufgeht. Entlang des Wanderwegs gibt es unzählige Spots, die sich für fantastische Bilder eignen.
Anreise nach São Lourenço
| Start: | Parkplatz auf Ponta de São Lourenço |
| Strecke: | 7,2 km |
| Höhenmeter: | 400 hm |
| Schwierigkeit: | leicht |
| Gut zu wissen: | Badesachen mitnehmen |
Ab Funchal solltet ihr eine gute halbe Stunde Fahrzeit mit dem Auto einrechnen, wobei es nicht ganz unwahrscheinlich ist, dass noch mehr Zeit dazukommt, bis man einen Parkplatz gefunden hat. Denn sie sind zwar an dem Aussichtspunkt vorhanden, aber viele sind es nicht und darum wird eben auch am Straßenrand geparkt. Das heißt also, es braucht auch ein bisschen Glück, dass vielleicht gerade jemand weggefahren ist. Der Parkplatz ist übrigens kostenlos.
Auch noch ein wichtiger Hinweis: Es gibt am Startpunkt ein Toilettenhäuschen (Kosten: saftige 2 Euro), aber wahrscheinlich ist es die Investition wert, denn unterwegs gibt es bis zum Ziel keine anderen Möglichkeiten. Außerdem sind am Parkplatz noch zwei Stände mit Speisen und Getränken vorhanden, sollte jemandem jetzt eingefallen sein, dass der Proviant noch in der Unterkunft liegt.
[the_ad_placement id=“nuetzliche-links“]
Vom Meer umgeben: Eine Gratwanderung
Wanderer können es von Anfang an getrost ruhig angehen lassen. Schon am Startpunkt der Wanderung gibt es eine gute Möglichkeit, noch ein bisschen zu Verweilen, denn der Ausblick auf die Halbinsel ist bereits sehr beeindruckend. Die gesamte Strecke ist nämlich von hier aus schon zu sehen und das schreit ja förmlich nach ein paar Fotos.
Die Tour verläuft eigentlich an der Küste, mit kontinuierlichem Auf und Ab, wodurch die überwundenen Höhenmeter gar nicht so richtig auffallen. Der Ausblick ist während der gesamten Tour spektakulär, mit der rauen Küstenlandschaft, dem aufgepeitschten Meer und den Wellen, die an die Felsen schlagen.
Für ein bisschen Nervenkitzel ist dabei auch gesorgt, nämlich bei einer kleinen (aber keine Sorge, sehr gut gesicherten) Gratwanderung, links und rechts davon nur noch der Abgrund.
Auch interessant: Spektakuläre Gratwanderung zum Pico Ruivo auf Madeira



Rundum-Ausblick bis zum Leuchtturm
Irgendwann gilt es doch, eine der wenigen Entscheidungen auf dieser Wanderung zu treffen, denn am Ende gibt es tatsächlich noch eine Abzweigung. Wir haben uns für den Weg nach links entschieden, Richtung Pico do Furado, einem knapp 120 Meter hohen Gipfel auf der Halbinsel. Dass es dann schlussendlich auch ein bisschen steiler wurde, muss ich wahrscheinlich nicht extra sagen, aber keine Sorge, es gibt Treppenstufen.
Oben angekommen stehen Wanderer auf einer Art Plateau mit einem schönen 360-Grad-Blick auf die Halbinsel und die vorgelagerte Insel samt Leuchtturm, der 1870 errichtet wurde. Wer nach dem Abstieg eine Stärkung braucht, muss nicht lange suchen, denn direkt am Fuß des Hügels befindet sich eine Einkehrmöglichkeit, die Casa do Sardinha, die mich an eine Oase mitten im Nirgendwo denken lässt. Palmen inklusive. Gerade im Sommer, wenn alles rundherum braun und vertrocknet ist, muss das sehr imposant wirken. Bei unserer Tour gab es immerhin noch ein bisschen grüne Wiese.
Die Preise sind generell in Ordnung, obwohl der Marsriegel für 8,50 Euro dann wahrscheinlich der beste Schoko-Riegel der Welt ist.
Bootfahren oder noch mehr Höhenmeter
Am Ende heißt es, den gesamten Wanderweg wieder zurückzulaufen oder aber: Bootfahren! An der Casa do Sardinha könnt ihr Tickets für den Rückweg kaufen. Am nahegelegenen Strand legen nämlich regelmäßig Boote ab, die euch zum Ausgangspunkt bringen. Dabei werden auch Wal- und Delfin-Beobachtungen versprochen. Zudem gibt es die Möglichkeit, zu schnorcheln, baden zu gehen oder Kayak zu fahren. Wir haben allerdings aufgrund der Wetterverhältnisse darauf verzichtet.
Stattdessen fiel unsere Wahl auf einen weiteren Gipfel, den Pico das Pedras. Diesen Abstecher würde ich aber wirklich nur Personen empfehlen, die Erfahrung am Berg haben und sehr trittsicher sind. Denn erstens ist die Route nicht ganz einfach zu finden und zweitens ist der letzte Teil schon deutlich mehr im Bereich Klettern als Wandern. Wer es aber nach oben schafft, hat eine tolle Aussicht auf die Halbinsel und die zurückgelegte Strecke der Wanderung.
Auch interessant: Lost Place auf Madeira? Steilküste von Achadas da Cruz




Fazit
Für mich ist Wanderung über die Halbinsel São Lourenço eines der Highlights auf Madeira, einerseits wegen der imposant-wilden Küstenlandschaft und andererseits, weil die Tour ein bisschen was von einem „Pick your own adventure“ hat. Es gibt mehrere Optionen, sportlich oder gemütlich noch ein Level oben drauf zu legen und so kann sich jeder seinen Tag so zusammenstellen, wie es persönlich am besten passt.
Ebenso gut ist die Strecke für Anfängerinnen und Anfänger geeignet, die vielleicht ein bisschen Erfahrung am Berg sammeln möchten. Außerdem hilft es sehr, dass Sich-Verlaufen gar nicht möglich ist, denn es gibt nur einen einzigen Wanderweg, an kritischen Stellen mit Geländer, der klar zu erkennen ist.
Bevor ihr die Halbinsel wieder verlasst, hier noch ein kleiner Geheimtipp. Nur wenige Minuten entfernt liegt der Aussichtspunkt Miradouro da Ponta do Rosto und dieser Blick auf den Küstenabschnitt erinnert sehr an die berühmten Cliffs of Moher in Irland. Aber pssst, das habt ihr nicht von uns.
Schreibe einen Kommentar