Tegelberg: Sagenhafte Rundwanderung im Allgäu

Langsam schiebe ich mich durch die Menschenmassen über die Marienbrücke. Der Aussichtspunkt oberhalb vom berühmten Schloss Neuschwanstein zieht täglich tausende Touristen aus der ganzen Welt an. Mein Ziel ist jedoch der Tegelberg, der sich hinter der Brücke erhebt. Die Wanderung nach oben entpuppt sich als wunderbar einsam und überrascht mit grandiosen Ausblicken auf das Schloss und die umliegende Berg- und Seenlandschaft.

Lohnt sich die Wanderung auf den Tegelberg?

Schon bei der Anfahrt nach Füssen ist das Bergmassiv nicht zu übersehen: Steil ragt der Tegelberg aus dem Alpenvorland auf und markiert den Beginn der Ammergauer Alpen. Der Zug ist stark ausgelastet und erfüllt von einem Wortwirrwarr aus verschiedensten Sprachen. Das Schloss Neuschwanstein am Fuße des Tegelbergs ist ein internationaler Touristenmagnet. Während die meisten meiner Mitreisenden das berühmte Märchenschloss besichtigen wollen, möchte ich hingegen den Hausberg von König Ludwig II. besteigen.

Mehrere Wanderwege führen hinauf auf den Tegelberg. Ich entscheide mich für den anspruchsvollen Gratweg über den Tegelbergkopf, der zwar etwas mehr Kondition und Trittsicherheit erfordert, aber auch mit fantastischen Ausblicken belohnt. Nach rund 5 km und 900 hm kann man sich im Tegelberghaus oder im Panoramarestaurant stärken und optional noch zum Gipfel des Branderschrofens, den mit 1.881 m höchsten Punkt des Tegelbergmassivs, weiterwandern. Der Abstieg erfolgt dann gemütlich über den schönen Schutzengelweg oder lässt sich mit der Tegelbergbahn abkürzen. Die Route kann in beide Richtungen begangen und je nach Zeit und Kondition individuell angepasst werden.

Fototipp: Bei der Wanderung auf den Tegelberg kann man das Schloss Neuschwanstein aus allen Perspektiven bewundern. Ein besonders schöner Schlossblick eröffnet sich, nachdem man die Marienbrücke überquert und ca. 200 Höhenmetern bergauf gestiegen ist. Dieses Postkartenmotiv kann man dann auch ganz ohne Gedränge genießen.

Anreise nach Hohenschwangau

Strecke:14,6 km
Höhenmeter:1.150 hm
Gehzeit:7–8 Std.
Einkehrtipp:Tegelberghaus, Rohrkopfhütte
Jahreszeit:Mai-Oktober

Ausgangspunkt der Wanderung auf den Tegelberg ist in Hohenschwangau. Mit dem Zug erreicht man Füssen in rund 2,5 Stunden. Vom Bahnhof aus sind es dann noch einmal ca. 15 Minuten Busfahrt bis zur Haltestelle „Neuschwanstein Castles“. Wer mit dem Auto anreist, fährt am besten bis zur Talstation der Tegelbergbahn. An dieser gibt es einen großen Parkplatz, auf dem man von 6 bis 22 Uhr gebührenpflichtig stehen kann.

Konditionsstarke Wanderer können auch direkt von Füssen aus los wandern. Nachdem man die Lechbrücke überquert hat, geht es über den Kalvarienberg und vorbei an Schwansee und Alpsee nach Hohenschwangau. Die zusätzlichen rund 1,5 h Wanderung sind wirklich sehr lohnenswert, können aber auch gut als eigenständige Tour geplant und mit einem Besuch der hübschen Altstadt von Füssen und des Lechfalls verbunden werden.

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Grödel und Wanderstöcke für Rundwanderung auf den Tegelberg

Für die Wanderung auf den Tegelberg empfiehlt es sich, den ganzen Tag einzuplanen, vor allem wenn man die gesamte Strecke ohne Hilfe der Bergbahn bewältigen möchte. Das sind immerhin gut 15 km und 1.200 hm. Unterwegs gibt es außerdem unzählige Aussichtspunkte, die regelmäßig zum Verweilen und Fotografieren einladen.

Dank diverser Einkehrmöglichkeiten kann mit leichtem Gepäck losmarschiert werden. Neben einem Erste-Hilfe-Set und ausreichend Trinken gehören im Frühjahr aber definitiv auch Grödel und Wanderstöcke mit in den Rucksack, denn dann können Altschneereste den Auf- und Abstieg erschweren. Ebenfalls sind gute knöchelhohe Wanderschuhe ein Muss, da der Weg teilweise alpin und nicht zu unterschätzen ist. 

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Im Touristenstrom Richtung Marienbrücke

Von der Talstation der Tegelbergbahn geht es zunächst entlang der Pöllat Richtung Hohenschwangau. Hier angekommen schließe ich mich dem Touristenstrom an und steige weiter hinauf zur Marienbrücke, die sich oberhalb der Pöllatschlucht 35 Meter zwischen zwei Felswänden spannt und einen einzigartigen Blick auf das Märchenschloss ermöglicht.

Als ich ankomme, drängen sich bereits unzählige Menschen auf der Brücke, um Fotos vom Schloss zu machen. Die Aussicht ist aber auch wirklich beeindruckend. Auch ich lasse mir ein Selfie nicht nehmen, gehe dann aber zügig weiter. Hat man die beliebte Marienbrücke erst einmal hinter sich gelassen, wird es deutlich ruhiger.

Nur wenige gehen über die Brücke hinaus, dabei werden die Aussichten mit zunehmender Höhe immer besser. Von dieser Seite aus wird der Tegelberg allerdings nur selten bestiegen. Die meisten nutzen den leichteren Schutzengelweg auf der Nordseite oder gleich die Bergbahn, um zum Gipfel zu gelangen.

Wanderung auf den Tegelberg über die Westflanke

Der Steig schlängelt sich in steilen Serpentinen die Westflanke des Tegelbergs hinauf. Hoch konzentriert setze ich einen Fuß vor den anderen, bleibe aber regelmäßig stehen, denn immer wieder eröffnen sich sagenhafte Ausblicke auf die Königsschlösser mit Alpsee und Schwansee im Hintergrund.

Nach gut 400 Höhenmetern gabelt sich der Weg und man hat die Wahl, entweder dem breiteren Weg über den dichter bewaldeten Nordhang zu folgen oder den schmalen Grat des Tegelbergkopfes zu überschreiten. Dieser erfordert jedoch Schwindelfreiheit und Trittsicherheit. Bis in den Juni hinein liegt hier noch Altschnee.

Die Aussicht ist durchweg spektakulär und kontrastreich. Ich wandere zwischen zwei Welten. Auf der linken Seite erstreckt sich das flache Alpenvorland mit Forggensee und Bannwaldsee, über das bunte Gleitschirme hinweg segeln, auf der rechten Seite erheben sich die stolzen Gipfel der Ammergauer Alpen mit dem Säuling im Zentrum.

Ich muss aufpassen, mich von der Aussicht nicht ablenken zu lassen, denn der Weg erfordert meine ganze Konzentration. Links geht es steil hinunter und ein unvorsichtiger Schritt wäre fatal. An einigen Stellen muss ich auch meine Hände zu Hilfe nehmen und ein wenig kraxeln.

Die Route ist daher auch nur mit entsprechender Vorerfahrung zu empfehlen. Wer sich unsicher ist, sollte lieber den etwas leichteren Weg weiter unten im Hang wählen.

Alpiner Abstecher zum Branderschrofen-Gipfel

Nach gut 2 Stunden erreiche ich dann die Bergstation. Hier ist an diesem sonnigen Frühlingstag einiges los. Wanderer und Sonnenanbeter treffen auf Flugsportler. Der Tegelberg ist nämlich einer der beliebtesten Berge Deutschlands zum Drachen- und Gleitschirmfliegen. Bevor ich mir eine Pause gönne, möchte ich aber noch zum Branderschrofen Gipfel aufsteigen.

Wer diesen Abstecher machen möchte, sollte Erfahrung am Fels mitbringen. Der Weg zum Gipfel ist schwarz markiert und das Schild weist auf „alpine Gefahren“ hin. Ich schnalle meine Grödel unter die Wanderstiefel und marschiere los.

Vor allem die letzten Meter bis zum Gipfel sind sehr steil und seilversichert und lassen noch einmal ordentlich Adrenalin durch meinen Körper schießen. Erleichtert erreiche ich das einsame Gipfelplateau, wo mich ein traumhaftes Bergpanorama über die noch schneebedeckten Gipfel der Ammergauer und Allgäuer Alpen erwartet.

Über den Schutzengelweg zurück zur Talstation

Im Panoramarestaurant der Bergstation lasse ich mir dann erstmal ein Stück Apfelstrudel mit Vanilleeis schmecken, bevor es wieder zurück ins Tal geht. Beim Abstieg über den Schutzengelweg auf der Nordseite des Tegelbergs muss ich dann nochmal einige Altschneefelder überwinden, bevor es ab der Rohrkopfhütte etwas entspannter wird. Auf den letzten 3 km durch den Wald laden Infotafeln ein, in die Geschichte und Kultur der Region einzutauchen.

Zwischen den Bäumen eröffnet sich immer wieder der Blick auf den Allgäuer Königswinkel mit seinen Schlössern, Bergen und Seen. Mit einem Teleobjektiv ließen sich jetzt noch einmal tolle Aufnahmen machen. Als ich nach insgesamt 8 Stunden wieder den Ausgangspunkt erreiche, sind meine Beine schwer, aber mein Wanderherz mehr als erfüllt. Über mir segeln die letzten Gleitschirme zu Boden, während ich den Rückweg nach Füssen antrete.

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Fazit

Berge, Seen, Schlösser – Die Wanderung auf den Tegelberg vereint wirklich alles, was das Wanderherz begehrt. Selten habe ich eine so abwechslungsreiche Tour erlebt. Genussvoll und geschichtsträchtig, abenteuerlich und aussichtsreich sind nur einige Adjektive, die mir in den Sinn kommen, wenn ich an diesen Tag zurückdenke. Aufgrund der Länge und des alpinen Charakters ist die Strecke nicht nur für ambitionierte Bergwanderer reizvoll.

Auch (Hobby-)Fotografen kommen auf ihre Kosten, denn unterwegs bekommt man das Schloss Neuschwanstein aus allen Perspektiven zu Gesicht. Als wortwörtlich krönenden Abschluss kann man am Ende des Tages noch für ein paar Stunden in der Kristalltherme Schwangau entspannen, die von der Talstation der Tegelbergbahn fußläufig entfernt ist. In der Ecke lohnt sich außerdem noch die Schlösserwanderung vom Tegelberg hinunter nach Füssen!

Lage

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