Halleluja! Wie lang kann ein Klettersteig bitte sein? Ich hänge mir hier in der Dachstein-Südwand ganz schön die Arme lang. Unter mir die senkrechte Felswand, ein paar Eisenstifte, und über mir geht der Klettersteig in gleicher Weise weiter. Kurz zweifle ich, ob ich es wirklich bis zum Gipfel schaffe und damit die gesamte Super Ferrata durchsteigen kann. Aber die Anstrengung wird sich lohnen. Worauf du dich bei diesem dreiteiligen Klettersteig auf dem Dachstein einstellen musst, erfährst du hier.
Lohnt sich der Klettersteig auf den Dachstein?





Klettersteige sind tolle und spektakuläre Möglichkeiten, Berge zu erklimmen und für mich persönlich immer ein willkommener Adrenalinkick. Ein besonders langes Klettersteigabenteuer ist die Super Ferrata auf den 2.995 Meter hohen Dachstein an der Grenze zwischen Oberösterreich und der Steiermark. Sie besteht aus den drei aufeinanderfolgenden Klettersteigen „Anna“, „Johann“ und „Schulter“ und führt über 1.200 Höhenmeter – eine konditionell sehr anspruchsvolle und kräftezehrende Route auf den Gipfel.
Der Dachstein ist mit seinem faszinierenden Gletscherambiente seit jeher ein Sehnsuchtsort vieler Alpinisten. Bis zum Jahr 2022 herrschte auf dem Gletscher reger Skibetrieb. Heute fahren Touristen mit der Dachstein-Südwandbahn hinauf, um den Eispalast zu sehen oder zum ersten Mal einen Gletscher zu betreten.
Fototipp: Besonders spektakulär sind Aufnahmen von der Seite oder von oben mit Tiefblick. Im Schulter-Klettersteig gibt es mehrere leichte Kletterpassagen, in denen das Fotografieren nach gewissenhafter Selbstsicherung besser möglich ist. Außerdem bieten die Ausblicke auf die weiße Randkluft und die Gletscherspalten einen tollen Kontrast.
Anreise nach Ramsau am Dachstein
| Höchster Punkt: | 2.995 m |
| Höhenmeter: | 1.600 hm |
| Klettersteig: | 1.200 hm |
| Schwierigkeit: | D/E |
| Gehzeit gesamt: | 9 Stunden |
Nachdem ich mittlerweile viel Klettersteigerfahrung gesammelt habe, möchte ich mich heute an die Super Ferrata wagen. Dafür fahren wir bereits in den frühen Morgenstunden nach Ramsau am Dachstein. Das Bergsteigerdorf liegt in der bekannten Region Schladming-Dachstein und ist mit dem Auto bequem über die Autobahn München–Salzburg in ca. 2,5 bis 3 Stunden zu erreichen. Am Knoten Ennstal der A10 Tauernautobahn fährt man ab und nimmt nach weiteren 30 km in Schladming die Abzweigung nach Ramsau am Dachstein.
Die Maut für die Auffahrt von Ramsau zur Talstation der Gletscherbahn kostet pro PKW € 20,00. Beim Kauf der Talfahrt nach dem Klettersteig könnt ihr das Mautticket an der Bergstation entwerten lassen. Also: Ticket nicht im Auto liegen lassen! Es gibt auch einen Dachstein-Gletscher-Linienbus, bei dem ihr euer Auto kostenlos im Parkhaus „Planet Planai“ bei der Abfahrt Schladming abstellen könnt und so die Maut reduziert.
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Der frühe Vogel im Klettersteig
Für eine Tagestour muss man hier richtig früh am Parkplatz der Südwandbahn starten. Deshalb packen wir schon am Vortag unseren Rucksack mit kompletter Klettersteigausrüstung, ausreichend Trinkwasser, Snacks und warmer Wechselkleidung – immerhin kommen wir auf fast 3.000 m Höhe. Wichtig ist es auch, Steigeisen mitzunehmen, da die Querung vom Anna- zum Johann-Klettersteig oft vereist ist oder der Einstieg zur Schulter vom Gletscher herüber Steigeisen erfordert!
Geld für die Talfahrt mit der Südwandbahn sowie das Mautticket sind eingepackt, und so wandern wir, etwas schläfrig, noch vor Sonnenaufgang los in Richtung Südwandhütte. Diese ist bereits nach einer halben Stunde Gehzeit erreicht, und es geht weiter zum Einstieg des ersten Klettersteigs „Anna“. Dieser ist mit der Schwierigkeit D bewertet, und mit den ersten Sonnenstrahlen steigen wir die ersten 300 Klettermeter hinauf auf den Mitterstein. Hier gibt es eine Abstiegsmöglichkeit zurück zur Südwandhütte, falls jemand nicht in den nächsten Klettersteig einsteigen möchte.
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Steile Felswände und Eisentritte am Johann-Klettersteig
Es folgt nun der Quergang zum Johann-Klettersteig. Hier liegt noch Schnee, aber glücklicherweise ist er heute schon so weich, dass wir keine Steigeisen benötigen. Beim Einstieg angekommen, mühen sich bereits vor uns zwei Bergsteiger mit dem überhängenden D/E-Einstieg ab, und auch ich muss sagen, dass dieser ganz schön viel Kraft und Geschick erfordert, um ihn überhaupt zu überwinden.
Geschafft! Was nun folgt, ist ein schier unendlicher Steig über zahllose Eisentritte in einer Plattenwand. Dieser Teil des Klettersteigs wird definitiv nicht mein Favorit, und ich muss mich wirklich zusammenreißen, um genug Kraft und Motivation aufzubringen, die 600 Höhenmeter im anhaltend schweren Gelände zu bezwingen. Mein Lichtblick ist die Fahne der Seethalerhütte, die ganz an der Felskante weht und das Ende des Johann-Klettersteigs markiert. Teil zwei der Super Ferrata ist geschafft!
Auf der Seethalerhütte herrscht reges Treiben, weil viele Touristen von der Bergstation der Dachstein-Südwandbahn über den präparierten Gletscherweg hierher wandern. Nach einer Pause machen wir uns auf zum Schulter-Klettersteig. Dazu müssen wir vom Gletscher zum Drahtseil am Fels über eine ziemlich breit aufklaffende Randspalte steigen. Huch – ganz schön tief geht es da runter!
Gipfelsieg am Dachstein mit Gletscherblick
Der Schulter-Klettersteig ist mit der Schwierigkeit B für uns heute keine Herausforderung mehr. Allerdings steigen hier viele wenig erfahrene Bergsteiger über ihren ersten Klettersteig zum Gipfel hinauf, und entsprechend staut es oft. Nun liegt der Dachstein-Gipfel aber zum Greifen nah, und wenige Augenblicke später kann ich das riesige, aus Eisenstangen zusammengeschweißte Gipfelkreuz umarmen und mit meinem Tourenpartner in die Hände einklatschen!
Wir haben es geschafft und blicken voller Stolz mit einem 360°-Panoramablick in die umliegenden Täler hinunter. Die Reste von Gosauer und Hallstätter Gletscher liegen uns zu Füßen. Der Dachstein ist eine wahre Bergpersönlichkeit, und ich freue mich unendlich, hier auf diesem Gipfel nach so einem anstrengenden Aufstieg stehen zu dürfen!
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Fazit
Der Abstieg erfolgt über den Schulter-Klettersteig zurück zur Seethalerhütte. Vom Abstieg über den Randkluft-Klettersteig würde ich abraten, da es hier sehr viele Spalten gibt und man die komplette Gletscherausrüstung mitnehmen und beherrschen muss. Zurück an der Bergstation der Dachstein-Südwandbahn ist die 10-minütige Talfahrt eine schöne Belohnung und ein gemütlicher Abschluss für uns.
Wer von Klettersteigen noch nicht genug hat, findet in der Region ein wahres Paradies. Klassiker wie der „Ramsauer-Klettersteig“ oder die drei Klettersteige „Hias“, „Rosina“ und „Siega“ in der Silberkarklamm locken mit vertikalen Stahlseilakten und herrlichen Ausblicken auf die umliegende Bergwelt. Wer es gemütlicher mag, fährt oder wandert am Vormittag zur Bachlalm und kann dort mit etwas Glück und Geduld Murmeltiere füttern.
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