Skierfe: Wanderung zu Schwedens schönster Aussicht

Wenn es um die schönste Aussicht Schwedens geht, fällt oft der Name Skierfe (auch Skierffe geschrieben). Der Berg, oder vielmehr eine Klippe, die wie ein Finger gen Himmel zeigt, ist 1.179 Meter hoch und nur zu Fuß per Wanderung erreichbar. Sie gilt als Tor zum Sarek Nationalpark in Nordschweden – Teil des UNESCO-Welterbes Laponia. Ich verrate euch, ob der Skierfe wirklich eine lohnenswerte Attraktion ist, wie ihr hinkommt und wie viele Tage ihr einplanen solltet, um den angeblich schönsten Blick Schwedens zu genießen.

Lohnt sich die Wanderung auf den Skierfe in Schweden?

Seid ihr bereit, einen teils steilen, teils auch unmarkierten Weg in Kauf zu nehmen, um die hochgepriesene Aussicht vom Skierfe zu bewundern? Dann lohnt sich der Aufstieg. Denn ja, der Blick ist umwerfend, und selbst wenn man nicht jeden Panoramablick Schwedens als Vergleich hat, ist der vom Skierfe eine unschlagbare Sehenswürdigkeit.

Er reicht über das angeblich ebenfalls schönste Tal in Schweden, Rapadalen. Dieses besteht aus unzähligen Flussarmen und Sümpfen, die sich in Richtung der verschneiten Berge des Sarek Nationalparks erstrecken. Sollte es nicht zu windig sein, kann man die Aussicht auf dem Skierfe bei einem Picknick genießen.  

Fototipp: Auch wenn sich beim Aufstieg auf den Skierfe immer wieder ein fantastischer Weitblick über das Tal und bis zu den Bergen eröffnet, gibt es nur einen perfekten Fotospot auf dieser Wanderung: den Gipfel des Skierfe selbst. Von dort habt ihr einen freien Blick in die Tiefe, wo sich das Rapadalen entlangzieht, und zu den verschneiten Gipfeln tief im Sarek Nationalpark. Weitwinkelobjektiv nicht vergessen!

Anreise zum Skierfe

Lage:Nordschweden
Ausgangspunkt:Parkplatz Sitoälvsbron
Strecke:21,2 km
Gehzeit:ca. 6,5 Std.
Höhenmeter:ca. 700 hm

Es ist die komplizierte Anreise zum Skierfe, aufgrund der ihr 3 Tage für die Tour einplanen solltet: Am einfachsten fahrt ihr mit dem (Miet-)Auto bis zum Parkplatz Sitoälvsbron. Dafür geht es hinter Jokkmokk in Richtung Kvikkjokk/Sarek Nationalpark und ca. 85 km später dem Schild Richtung „Aktse“ nach (falls ihr den Bus Jokkmokk-Kvikkjokk nehmt, lässt euch dieser dort raus und ihr müsst weiter laufen oder trampen!). Nach 20 km Schotterpiste erreicht ihr den Parkplatz, an dem die Wanderung beginnt (Tipp: „Sitoälvsbron“ vorher in Google Maps eingeben, auf der Strecke besteht kein Handyempfang!)  

Vom Parkplatz lauft ihr 10 km bis zum See Tjaktjajávrre (zum Abkürzen gibt es einen vorbestellbaren Boottransfer nach Aktse) und 6 km weiter bis Aktse. Dort übernachtet man am besten in der Berghütte (Fjällstuga) oder zeltet (wildes Zelten außerhalb des Hüttengeländes möglich) und steigt am nächsten Tag auf den Skierfe (8 km einfacher Weg, ca. 700 hm). An Tag 3 geht es zurück zum Parkplatz. Wer den Fernwanderweg Kungsleden läuft, kann den Skierfe dabei auch als Abstecher besuchen.

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Übernachtung im Zelt oder auf der Hütte

Man sollte sich vorab genau überlegen, wie und wo man auf der Wanderung übernachten möchte: Wer lieber ohne Zelt wandert, sollte unbedingt ein Bett in der Berghütte buchen, da diese gerade im Juli und Anfang August schnell ausgebucht sind. Man kann auch gegen Gebühr ein Zelt an der Berghütte aufschlagen und dann die Küche, Sauna und Plumpsklos der Hütte nutzen.

Wer plant, wild zu zelten, sollte ab Aktse weiter in Richtung Skierfe aufsteigen und das Zelt oberhalb der Baumgrenze aufbauen. Von dort habt ihr den besten Blick! Meist gibt es dort auch Handyempfang, weiter unten in Aktse allerdings nicht!

Da das Wetter auch im Sommer in Schwedisch-Lappland schnell umschlägt, nehmt unbedingt Regen- und auch warme und lange Kleidung mit – und Mückenspray sowie einen Hut mit Mückennetz. Aktse ist berüchtigt als „Mückenhochburg“ der Region!

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Aller Anfang ist schwer auf dem Weg zum Skierfe

Zugegeben: Ich bin noch keinen Schritt gewandert, da stehen mir schon Schweißperlen auf der Stirn. Wenige Kilometer, nachdem ich – mit eigenem Auto ohne Allradantrieb – dem gelben Schild in Richtung „Aktse“ gefolgt bin. Spitze Steine lechzen nach Autoreifen und Schlaglöcher lassen mich fahren, als hätte ich einige Promille intus.

Hätte ich nicht vorab den Parkplatz „Sitoälvsbron“ als Ziel in mein Handy eingegeben, wäre ich längst umgekehrt – das hier kann doch keine Straße sein, der normale Autos folgen können. Aber genau das ist sie. 20 km später und viele Nerven ärmer erreiche ich den Parkplatz, auf dem sich andere Wagen, die genauso staubig aussehen wie meiner, geparkt sind. Alles gut, es kann losgehen!

Mein Rucksack ist mit 18 kg viel zu schwer, doch Zelt, dicker Schlafsack, Isomatte und mehrere Klamottenschichten – neben einem Katastrophenvorrat Mückenspray – sollten mich halbwegs warm und mit einer überschaubaren Anzahl an Mückenstichen durch die Tage und Nächte bringen.

Schon bei der Vorbereitung auf die Wanderung habe ich gelesen, dass die ersten 10 km bis zum See Tjaktjajávrre langweilig sind: Eine Piste führt durch einen lichten Wald, wer ein Mountainbike dabeihat, kann bis zum See radeln und es dort abstellen. Das habe ich leider nicht. Dafür habe ich am Morgen per SMS den Bootstransfer nach Aktse gebucht, um mich dem Sarek Nationalpark auf die für mich schönste Art zu nähern – über Wasser.

Sarek – letzte Wildnis Europas

Oftmals wird der Sarek als letzte Wildnis Europas bezeichnet, da es dort keine markierten Wanderwege gibt – was laut der samischen Urbevölkerung jedoch falsch ist, da sie im Nationalpark ihre Rentiere weidet und er daher eine lebendige samische Kulturlandschaft ist.

Als das Boot tiefer hineinfährt ins Kvikkjokksdelta und in Richtung Aktse, erspähe ich ihn als Erstes: den heiligen Berg der Samen, Nammatj (im Samischen bedeutet dies „namenlos“), der die Form eines riesigen Hutes hat. Und da ist auch eine Klippe, wie ein Zeigefinger in den Himmel gestreckt – der Skierfe, mein Ziel für den folgenden Tag.

Den letzten Kilometer vom Bootsanleger zur Berghütte umschwirren mich und die anderen Wanderer gefühlt Millionen von Mücken, doch mein Netz-Hut leistet gute Arbeit. Statt in der Hütte zu übernachten, baue ich mein Zelt in einer Wiese mit Unmengen bunter Blumen und Bergblick auf. Dort sitze ich dann, dank Mückenspirale etwas weniger begehrt, bereite mein Wander-Fast-Food zu und genieße es, an diesem Abend nichts mehr machen zu müssen.

Die ganz Eiligen, die mit mir im Boot saßen, wollten noch an diesem Abend auf den Gipfel – das Highlight schnell abhaken und schon am nächsten Tag zurück. Immerhin ist es Mitte Juli und noch fast 24 Stunden am Tag hell, aber ich gönne mir den Luxus der Langsamkeit.  

Blick vom Skierfe: Ist er wirklich so toll?

Am frühen Morgen steige ich zusammen mit den Mückenheeren auf bis über die Baumgrenze, wo sie mich zunehmend in Ruhe lassen und ein Schild nach links zum Skierfe weist. Weit unten im Tal spiegelt sich die Sonne auf dem Wasser und nur wenige Flauschwolken hetzen über den Himmel.

Meine Laune könnte nicht besser sein – bis die Wanderstiefel bis zum Schaft im Matsch versinken und ich statt eines Weges nur noch Schlamm sehe. Ich verstehe: Obwohl der Skierfe nur eine Kostprobe auf Sarek-Wanderungen liefert, hat man auch hier schon an markierten Wegen gespart.

So geht es die nächsten rund 7 km weiter. Mal wechselt sich der Matsch mit Geröll ab, dann zeichnet sich kurz ein ausgetretener Pfad ab, doch der verschwindet am Ende wieder in einer Steinwüste. Irgendwann verliere ich die Steilklippe des Skierfes aus dem Blick, glaube, mich verlaufen zu haben. Vielen anderen Wanderern begegne ich am frühen Morgen nicht, also kraxele ich alleine weiter, bis ich zwei junge Schweden treffe, die aus Richtung Gipfel kommen. „Steig den Hang dort hoch, immer dem Grünzeug nach. Aber pass auf: Du stehst ganz plötzlich oben, wenn du es am wenigsten erwartest!“

Sie sollen recht behalten: Als ich nach einem nicht enden wollenden Aufstieg glaube, den Gipfel nie zu erreichen, ist Schluss. Da ist nur noch eine gen Himmel zeigende Klippe. Der Skierfe! Ich hüpfe die letzten Steinbrocken hoch – und falle vor Begeisterung fast hinunter. Ist dies die schönste Aussicht Schwedens? Ich habe noch nicht viele Aussichtspunkte im Land besucht, aber eins steht fest: Dies ist die schönste Aussicht, die ich seit Langem gesehen habe. Vielleicht jemals gesehen habe.

Knapp 1.000 m unter mir schlummert das sommerlich grüne Rapadalen zwischen Horizont und Bergen, während Sonne und Wolken immer neue Muster auf die Flussarme und teils grünen, teils kargen Berge malen. Der Wind zerrt an meinem durchgeschwitzten T-Shirt, doch eine halbe Stunde für Knäckebrot mit Käse und eine Tasse Tee aus der Thermoskanne muss sein.

Am Abend entspanne ich meine müden Muskeln in der Sauna der Berghütte und tausche mich mit anderen Wanderern aus. Viele sind weitgereist, manche haben Hunderte von Panoramablicken in Schweden und der Welt bewundert. Doch wir sind uns alle einig: Der Blick vom Skierfe ist nicht überbewertet. Er ist wirklich unfassbar schön.  

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Fazit

Ich kann eine Wanderung auf den Skierfe klar empfehlen. Die ersten 10 km vom Parkplatz Sitoälvsbron aus sind unspektakulär und lassen sich am einfachsten per Mountainbike zurücklegen. Aber ab dem See Tjaktjajávrre wird es schön, und mein Tipp ist, die 6 km nach Aktse auf dem Hinweg per Boot und auf dem Rückweg zu Fuß zurückzulegen.

Aktse ist ein entspannter Übernachtungsort, und in dem kleinen Shop kann man Snacks, Drinks sowie Wander-Fast-Food zum Kochen kaufen. Die 8 km hoch zum Skierfe sind teils herausfordernd, da nicht immer ein Weg erkennbar ist, aber der Aufstieg lohnt sich ohne Frage: Der Blick vom Gipfel ist einmalig und jede Mühe wert!

Lage

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