Sass Rigais: Höchster Gipfel der Geislerspitzen

Ihr kennt das berühmte Postkartenmotiv der Dolomiten mit den Geislerspitzen und der St. Magdalena Kirche im Villnößertal (Val di Funes)? Kaum zu glauben, aber auf einem der beiden höchsten Gipfelspitzen stehe ich gerade, atme die frische 3000er-Luft ein und blicke genau dort ins Tal hinunter. Die Dolomiten hatten schon immer eine ganz besondere Anziehungskraft auf mich und wahrscheinlich sind die vielen Menschen, die sich hier am Gipfelkreuz des Sass Rigais versammelt haben, genau aus demselben Grund hier.

Lohnt sich die Bergtour auf den Sass Rigais?

Der Sass Rigais teilt sich den Thron des höchsten Gipfels der Geislerspitzen mit der unmittelbar benachbarten Furchetta auf stolzen 3.025 Meter. Er ist jedoch wesentlich runder und breiter und durch die Errichtung zweier Klettersteige wesentlich leichter zu erreichen. Zwar ist eine Besteigung auch aus dem Villnößtal möglich, wir wählen allerdings die einfachere Route mit Seilbahnunterstützung aus dem gegenüberliegenden Grödnertal (Val Gardena).

Viele Plätze und Gipfel der Geislergruppe sind sehr beliebte Ziele, daher ist natürlich auch der Sass Rigais als höchster Berg stark frequentiert und die Steige ziemlich steinschlaggefährdet. Trotzdem bietet der Berg eine grandiose Aussicht und ist eine perfekte Dolomitentour.

Fototipp: Beim Abstieg über den Südwest-Klettersteig geht es nur wenige Meter unterhalb des Gipfelkreuzes über einen steinigen, flachen Grat. Hier ist ein Foto mit dem Langkofel direkt vor und dem langen Grödnertal sozusagen unter dir, ein toller Spot.

Anreise ins Grödnertal

Höhenmeter:1.100 hm
Strecke:11,5 km
Gehzeit:7 Stunden
Höchster Punkt:3.025 m
Einkehrtipp:Rifugio Pieralongia

Auf der Autobahn von München kommend, gelangt ihr über Innsbruck und den Brenner in Richtung Bozen bis zur Autobahnausfahrt Klausen. Dort folgt ihr der Beschilderung Richtung Grödner Joch und fahrt bis St. Christina direkt zur Talstation der Col Raiser-Seilbahn. Ab Innsbruck sind es ca. 1:45 Stunden.

Eine öffentliche Anreise ist mit der Regionalbahn vom Brenner Richtung Meran bis zur Haltestelle Waidbruck-Lajen und von Waidbruck mit der Buslinie 350 nach Gröden / St. Christina möglich.

Die erste Gondel der Col Raiser-Bahn fährt um 08:30 Uhr und kostet für Berg- und Talfahrt € 28,00. Natürlich kann man die 560 hm bis zur Bergstation auch zu Fuß gehen, aber so war der Start der Tour natürlich wesentlich entspannter und wir hatten mehr Zeit für den Gipfelgenuss.

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Helmpflicht am Kettersteig Sass Rigias

Am Sass Rigias gibt es zwei Klettersteige, welche beide mit Schwierigkeit B/C bewertet sind. Klettersteigausrüstung und vor allem ein Steinschlaghelm gehören neben der üblichen Wanderausrüstung in den Rucksack. Genügend Getränke, Jause, Sonnenschutz und etwas Geld für die Hütteneinkehr kommen noch dazu.

Auch wenn dieser Gipfel von der Schwierigkeit her für den geübten Klettersteiggeher sicher kein Problem darstellt, solltet ihr die Steinschlaggefahr auf beiden Routen aufgrund der starken Frequentierung nicht unterschätzen!

Wir haben bei unserer Tour die Erfahrung gemacht, dass der Ostanstieg deutlich weniger frequentiert ist als der Südwestanstieg. Das kann natürlich tagesabhängig sein und bei der Überschreitung geht man ohnehin beide Anstiege, aber ich würde den Ostanstieg mit dem längeren Zustieg empfehlen (siehe Topo).

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Mitten im Dolomitenparadies wandern

Von der Bergstation wandern wir auf breiten Wegen zur Regensburgerhütte und von dort immer direkt auf die vor uns aufragenden Felsspitzen zu. Nach einer knappen Stunde sind wir auf dem flachen Hochplateau des Plan Ciautier angelangt. Hier trennen sich die Aufstiege Südwest und Ost.

Wir folgen der Beschilderung ins Wasserrinnental, wo sich ein steiler Pfad durch den Schotter hinauf zur Scharte zwischen Sass Rigais und Furchetta schlängelt. Wir verschnaufen kurz und blicken über den zurückgelegten Weg zurück. Ein unglaubliches Dolomitenparadies ist es hier!

Der abrupte Wechsel zwischen sanften Almen und den darüber thronenden schroffen Spitzen lässt jedes Bergsteigerherz höher schlagen. In der anderen Richtung von der Scharte blicken wir zwischen zwei düsteren Felstürmen hindurch ins Villnößtal.

Weitere 15 Minuten später sind wir am Anseilplatz und ziehen unsere Klettersteigausrüstung an, setzen den Helm auf und klettern über einige Schrofen bis zur ersten Drahtseilsicherung hinauf. Diese endet jedoch wider Erwarten nach wenigen Klettermetern und es geht über relativ loses Gestein zur Schlüsselstelle hinauf. Ein breiter Riss im Fels liegt vor uns und ich muss einen weiten Spreizschritt machen, um den Eisenstift für den nächsten Tritt zu erreichen.

Gipfelglück am Sass Rigais mit grandioser Aussicht

Dann geht es wesentlich genussvoller zum Gipfel. Nach einer letzten großen Felsstufe sehen wir schon das Gipfelkreuz des Sass Rigais und steigen die letzten Meter im Gehgelände zum höchsten Punkt hinauf. Wir klatschen uns am Gipfelkreuz ab und spüren das pure Gipfelglück inmitten der Dolomiten.

Was für eine grandiose Aussicht! Wir erkennen die Sellagruppe vor uns, den Langkofel, die Puezspitzen und blicken bis zur Tofanagruppe im Osten hinaus. Die Gipfeljause ist jetzt auf jeden Fall verdient! Rund um den Gipfel ist richtig viel los – vor allem vom Südwestanstieg kommen immer mehr Bergsteiger herauf.

Noch schnell ein Gipfelfoto – dann machen wir uns an den Abstieg, um die Überschreitung der höchsten Geislerspitze vollständig zu machen. Nach einem schmalen, luftigen Grat entlang der Drahtseilsicherung geht es bald im Zickzack hinunter zu einer Rinne, die extrem gut ausgebaut in vielen Serpentinen wieder zum Hochplateau Plan Ciautier führt.

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Fazit

Einen kurzen Abstecher im Abstieg machen wir noch zur Pieralongia, einem 60 Meter hoher Hinkelstein, gleich neben der gleichnamigen Almhütte. Dieser Ort ist besonders für eine Familienwanderung zu empfehlen, da die Seilbahn nur eine Stunde gemütlichen Fußmarsches entfernt liegt und es direkt um die Hütte herum viele süße Esel gibt.

Die Seceda, einer der bekanntesten Fotospots in den Dolomiten, liegt ca. 230 Höhenmeter oberhalb der Alm und ist mit dem faszinierenden Blick auf die Geislerspitzen eine der beeindruckendsten Landschaften, die ich je gesehen habe. Weitere herrliche Wandermöglichkeiten in der Umgebung bieten sich auf der Seiser Alm, die mit 56 km² die größte Hochalm Europas ist. Vor allem im Winter sind sowohl die Seiser Alm als auch die Seceda sehr beliebte und landschaftlich äußerst empfehlenswerte Skigebiete.

Lage

Praktische Links

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