Ruinenberg: Inszenierte Antike in Potsdam

Was auf den ersten Blick wie Sightseeing in Italien oder Griechenland wirkt, ist tatsächlich eine kunstvoll inszenierte Landschaftsstaffage, die in Teilen bereits unter Friedrich dem Großen entstand. Ein dorischer Rundtempel, monumentale Säulen, eine Ruinenwand und der Normannische Turm machen den Ruinenberg in Potsdam zu einem sehenswerten Ausflugsziel abseits der Massen im Schloss Sanssouci – fantastische Ausblicke inklusive.

Lohnt sich der Aufstieg zum Ruinenberg in Potsdam?

74,1 Meter misst die Anhöhe, die sich Friedrich der Große für ein Wasserbecken ausgesucht hatte, das die Fontänen im Park Sanssouci speisen sollte. Dem Geschmack des 18. Jahrhunderts entsprechend, ließ er rund um das Reservoir ein Arrangement aus antik anmutenden Ruinen errichten. Mitte des 19. Jahrhunderts kam noch der Normannische Turm hinzu. Von diesem 23 Meter hohen Aussichtsturm habt ihr heute einen der besten Ausblicke über Potsdam und eine direkte Sichtachse hinunter zum Ehrenhof von Schloss Sanssouci.

Eine kleine Ausstellung innerhalb des Turmes gibt Einblicke in das Bewässerungssystem der Parkanlage, das Ruinenmotiv in Sanssouci sowie den Architekten des Ensembles: Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff. Geöffnet ist an mehreren Sonderöffnungstagen im Jahr sowie zu besonderen Anlässen wie dem Tag des offenen Denkmals.

Fototipp: Nutzt das Wasser des Bassins, in dem sich die Ruinen spiegeln, oder die Sichtachse vom Turm runter zu Schloss Sanssouci.

Anreise zum Ruinenberg

Lage:Potsdamer Norden (Bornstedt)
Anreise:ÖPNV
Must-Do:Aufstieg Normannischer Turm
Einkehrtipp:Zur historischen Mühle
Erbaut:18. und 19. Jahrhundert

Zwar wird der Ruinenberg nicht ansatzweise so häufig angesteuert wie die großen Highlights im Park Sanssouci, aber die Anfahrt ist die gleiche, lasst darum das Auto lieber stehen, denn dort ist einiges los.

Am besten nehmt ihr vom Hauptbahnhof Potsdam den Bus 695, der euch bis zur Haltestelle „Schloss Sanssouci“ bringt. Er fährt alle 20 Minuten und braucht 17 Minuten. An Wochenenden fährt zusätzlich in kurzem Takt die Linie X15, die nur 12 Minuten braucht. Per Fahrrad könnt ihr natürlich ebenfalls anreisen.

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Aufstieg zum Ruinenberg

Als ich „Schloss Sanssouci“ aus dem Bus steige, sind meine Gefühle gemischt. Es ist September, Wochenende und in vielen Teilen Deutschlands sind Unwetter angesagt – in Potsdam aber ist strahlend blauer Himmel und T-Shirt-Wetter. Das ist genial, treibt aber natürlich nicht nur die Touristen raus zum Sightseeing, sondern auch Einheimische und Berliner.

Die Masse an Leuten rund um die Bushaltestelle und die Touristeninformation verpasst meiner Freude über das Wetter einen kleinen Dämpfer. Als ich allerdings den kleinen Pfad in Richtung Ruinenberg einschlage, ist plötzlich Stille. Nur Leute mit Hunden und ein paar Jogger verirren sich hierher. Wunderbar! Da kommen tatsächlich Urlaubsgefühle auf, während ich den Ruinen näher komme. Ich stelle einen WhatsApp-Status ein: „Wo bin ich?“. Und tatsächlich wähnen mich manche in ganz anderen Teilen Europas.

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Was hat es mit den Ruinen am Ruinenberg in Potsdam auf sich?

Oben angekommen sieht das Ensemble durchaus inszeniert aus. Ein rundes Wasserbecken, das umgeben ist von antiken Ruinen, die auch gar nicht so recht zusammen passen. Eine kleine Pyramide, ionische Säulen, ein dorischer Rundtempel und die an ein antikes Theater erinnernde Ruinenwand, die mit einem mittelalterlichen Wachturm abschließt, wurden hier zu einem wirklich hübschen Kunstwerk arrangiert.

Antikisierende Architekturen waren damals in Mode. Das Wasserbecken sollte allerdings auch einen Zweck erfüllen – die Wasserspiele und Fontänen in Park Sanssouci mit Wasser speisen. Unter Friedrich dem Großen klappte das allerdings nicht.

Einen schnell baufälligen, hölzernen Aussichtsturm gab es hier schon im 18. Jahrhundert. 1846 ließ König Friedrich Wilhelm IV. dann stattdessen den Normannischen Turm nach Plänen des Architekten Ludwig Persius bauen, von dessen Aussichtsplattform ihr einen herrlichen Panoramablick habt. Zu dieser Zeit wurde auch Park Sanssouci in diesem Areal erweitert – von keinem Geringeren als dem Gartenkünstler Peter Joseph Lenné.

Beste Aussicht vom Normannischen Turm

Normalerweise mache ich solche Ausflüge gerne unter der Woche, aber der Normannische Turm ist selten geöffnet. Nur an einigen Tagen zwischen Frühjahr und Herbst und da die Besteigung des Aussichtsturmes natürlich ein Highlight auf dem Ruinenberg ist, muss es ein Sonntag sein. Am Eingang bin ich echt froh, dass ich Bargeld dabeihabe, denn hier dient eine kleine Metalldose als Kasse.

Überhaupt gehen die Uhren hier anders, Stress hat hier offensichtlich niemand. Tatsächlich sind auch nur eine Hand voll Gäste da und ich kann mir ganz entspannt Zeit nehmen, um die kleine Ausstellung innen anzusehen. Alte Bilder und Karten, woran das Bewässerungssystem scheiterte oder welche anderen historischen Aussichtspunkte es in Potsdam gab und gibt, könnt ihr dort entdecken.

Nach vier Stockwerken trete ich auf die von Zinnen umgebene Aussichtsplattform und kann einen fantastischen Rundumblick genießen. Wer sich nicht so gut auskennt, erfährt auf einem Geländer, worauf er gerade blickt und die Entfernung. Besonders beeindruckend ist die Sichtachse runter zu Schloss Sanssouci, bei der ihr die Spiegelungen der Bauwerke im Wasserbassin seht.

Starkes Gegenlicht verhindert in dem Moment leider das perfekte Foto der Szenerie. Das wurmt mich ein wenig, aber ich bin mit meiner Ausbeute trotzdem mehr als zufrieden. Beschwingt beschließe ich beim Runtersteigen, dass ich mich doch noch ins Getümmel stürze und noch der Orangerie und dem Belvedere auf dem Klausberg einen Besuch abstatte.

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Fazit

Klar ist, der Ruinenberg steht nicht ganz oben auf der To-do-Liste bei einem Besuch in Potsdam. Gerade das macht ihn besonders reizvoll, vor allem, wenn man die berühmten Schlösser bereits kennt. Ein tagesfüllender Ausflug ist der Ruinenberg nicht, wenn ihr mehr wollt, dann könnt ihr aber ja fußläufig aus dem Vollen schöpfen und Park Sanssouci mit seinen wunderbaren Prachtbauten erkunden. Besonders empfehle ich euch Tage, an denen der Turm geöffnet hat, denn die Aussicht ist wirklich toll. An anderen Tagen ist dort allerdings vermutlich noch weniger los und ihr könnt hier morgens und abends mit unterschiedlich einfallendem Licht tolle Fotomotive einfangen.

Lage

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