Während ich renne, werde ich schon vom Gleitschirm in die Luft gedrückt. Und dann hebe ich ab.
Ich sehe, wie der Abstand zwischen meinen Füßen und dem Boden größer wird, wie die vielen
Kühe, bunt verteilten Häuschen und die Skyline von MedellÃn immer kleiner werden. Im Prinzip wie beim Start eines Flugzeugs. Aber Paragliding ist irgendwie näher, präsenter. Das Gefühl zu fliegen ist phänomenal. Kommt mit in die Luft über der Millionenstadt in Kolumbien.
Lohnt sich Paragliding über MedellÃn in Kolumbien?
Gleitschirmfliegen kann man auf der ganzen Welt und es lohnt sich eigentlich überall, wo man von einem hohen Punkt starten kann und es eine tolle Landschaft zu sehen gibt. Nur ist es eben in den Alpen mindestens doppelt so teuer wie zum Beispiel in Kolumbien. Viele Reisende machen es im Actionsport-Paradies San Gil, zentraler und mindestens genauso spannend ist es aber in MedellÃn.
Die drittgrößte Stadt Kolumbiens liegt bei vielen Reisenden auf der Route, ist sie doch beliebter Ausgangspunkt für Reisen nach Guatapé oder ins Cocora-Tal und beherbergt selbst die pulsierende Comuna 13. Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich die aus der Luft gesehen habe. Was ich aber auf jeden Fall gesehen habe: Die Hügel der kolumbianischen Region Antioquia, die Wolkenkratzer von MedellÃn und eine Perspektive der Stadt, wie ich sie aus dem Trailer der Netflix-Serie Narcos kenne.
Fototipp: Eigentlich müsst ihr euch gar keine Gedanken machen und kommt trotzdem mit tollen Bildern von eurem Abenteuer zurück. Euer Pilot gibt euch kurz vor Abflug einen Selfiestick, den ihr halten müsst bzw. könnt. Er weiß, was gut aussieht und gibt euch „on air“ Anweisungen.
Anreise zum Büro von Parapente San Felix
| Dauer: | 15 bis 30 Minuten |
| Preis: | ab ca. 50 Euro |
| Inklusive: | Flugbegleitung & Fotos |
| Einkehrtipp: | Estadero Memo Sancocho |
| Anfänger-geeignet: | Ja |
San Felix liegt etwa 16 Kilometer, also eine gute halbe Stunde von der Innenstadt von MedellÃn entfernt. Es gibt hier eine Busstation, aber die Busse kommen selten und unregelmäßig und ihr habt höchstwahrscheinlich eine konkrete Uhrzeit, um das Büro von Parapente San Felix zu erreichen.
Deshalb lohnt es sich, ein Uber oder ein Taxi zu nehmen, vor allem, wenn ihr zu mehreren seid. Das Taxifahren ist in Kolumbien günstig, selten werden mehr als fünf Euro verlangt. Es ist aus zwei Gründen ratsam, Taxis über spezielle Apps zu buchen: Erstens könnt ihr sicher sein, dass der Fahrer euch sicher an euer Ziel bringt. Zweitens wisst ihr schon vorher, wie teuer die Fahrt etwa wird. Wenn ihr eure Fahrt plant, könnt ihr dem Fahrer einfach die Adresse mitteilen: 6 VÃa San Pedro de los Milagros, San Félix, Bello, Antioquia. Auf dem Rückweg bin ich aber einfach in einen Bus eingestiegen, der Richtung Innenstadt unterwegs war.
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Unbedingt Sonnencreme einpacken
Ihr braucht keine besonderen Skills und müsst auch nicht besonders fit sein. Ein paar Vorbereitungen solltet ihr aber trotzdem treffen: Nehmt das Geld in bar mit, packt Sonnenschutz ein, denn möglicherweise steht ihr so wie ich für zwei Stunden in der prallen Sonne auf einem Hügel in Äquator-Nähe (eine Kappe, Sonnencreme, gegebenenfalls ein Kleidungsstück mit langen Ärmeln).
Ihr solltet natürlich eine Hose und geschlossene Schuhe tragen. Es lohnt sich außerdem einen Pullover einzupacken, im Himmel kann es frisch werden. Nehmt genug Wasser und Snacks mit, vielleicht auch ein Buch. Vor Abflug könnt ihr eine Tasche mit euren Sachen deponieren. Ãœbrigens regnet es in MedellÃn sehr häufig am Nachmittag, daher fliegen die Gleitschirmflieger in der Regel morgens und mittags, bis etwa 14 Uhr.
Geführte Touren und Erlebnisse
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15 Minuten Paragliding über MedellÃn sind genug
Es gibt mehrere Unternehmen, die Paragliding in MedellÃn anbieten. In meinem Hostel wurde mir Parapente San Felix empfohlen und ich habe mich nach einer ausgiebigen Internet-Recherche auch für diesen Anbieter entschieden. Denn es gibt ihn schon seit zehn Jahren, alle Piloten sind zertifiziert und Parapente San Felix hat mit Abstand die meisten und weitgehend positive Bewertungen. Bei einem Flug in mehreren hundert Metern Höhe will ich schließlich sicher sein!
Parapente San Felix hat eine Whatsapp-Nummer, über die man sich am besten einen oder mehrere Tage vorher anmeldet. Man bekommt dann eine Uhrzeit genannt, zu der noch genug Kapazitäten frei sind. Eine Nacht und eine geteilte Taxi-Fahrt später, stehe ich auch schon vor dem orangenen Backstein-Gebäude, in dem ordentlich was los ist.
An der Rezeption geben sie uns einen Zettel zum Unterschreiben. Ich muss mich erst mal hinsetzen… Denn natürlich informieren sie mich, dass ich bei meinem Abenteuer sterben oder mich schwer verletzen könnte. Reine Formalie, sagen die Mädchen aus dem Hostel, die mit mir angereist sind. Ich schlucke dennoch, unterschreibe jedoch und bezahle den Preis für 15 Minuten. Diese Flugdauer reicht meiner Meinung und Erfahrung nach völlig aus.
Möglicherweise lange Wartezeit
Wir wandern einen kleinen Hügel hinauf, der sich direkt neben dem Büro erhebt. Rechts von uns sehen wir schon ein paar Paraglider, die aber scheinbar zu einer anderen Organisation gehören. Wir müssen noch ein kurzes Stück weiter hoch und finden unseren Flugplatz dann auf der linken Seite. Ich sehe schon eine riesige Gruppe an Leuten auf provisorisch überdachten Holzbänken und stehend in der prallen Sonne.
Es gibt einen Stand, an dem ungesunde Drinks und Snacks verkauft werden und eine Frau mit der Liste. Da sollte man sofort hingehen und sich eintragen lassen, hier geht nämlich alles streng nach Reihenfolge. Dann warten wir. Ich beobachte die anderen Gleitschirmflieger, wie sie losrennen, sich todesmutig abstoßen und dann in den Himmel gleiten. Ob ich mich das auch traue?
Nach einer Stunde wird dann endlich mein Name aufgerufen. Mein Pilot Carlos ist ein freundlicher Kolumbianer, der mir einen Gurt reicht und mir erklärt, wie ich alles befestigen muss. Das heißt, er will es mir erklären. Er spricht nämlich fast kein Wort Englisch und ich erst bruchstückhaft Spanisch. Ich werde panisch. Wie soll ich denn jetzt wissen, was ich genau zu tun habe, wenn ich kein Wort verstehe? Was, wenn wir abstürzen? Alles gut, beruhigt mich Carlos. Zumindest glaube ich das.
So fühlt sich fliegen über MedellÃn an
Tatsächlich kann man bei einem Tandemflug gar nicht so viel falsch machen. Wir rennen ein paar Meter den Hügel hinab, Carlos kümmert sich um den Schirm und dann hebt uns der schon quasi von selbst in die Luft. Schlagartig verwandelt sich meine Furcht in Begeisterung. So also fühlt sich fliegen an!
Da wir aus der Höhe gestartet sind, haben wir in null Komma nix mehrere hundert Meter Abstand zum Boden. „Los vacas son my pequenas!“ („Die Kühe sind ganz klein!“), schreie ich zu Carlos und freue mich, dass ich das spanische Wort für Kuh kenne. Wir haben einen tollen Blick auf die kleinen Bauernhäuser hier am Rande der Stadt und auf die Wolkenkratzer im Zentrum. So ähnlich sah MedellÃn doch auch im Trailer der Netflix-Serie Narcos aus!
Anders als erwartet fühlen sich die 15 Minuten wie eine halbe Stunde an. Alsbald habe ich mich an das fantastische Gefühl zu fliegen gewöhnt und fühle mich eigentlich ganz sicher. Ich zähle die Hügel, die Kühe und die Wolkenkratzer. Mir wird ganz kurz ein bisschen langweilig und dann plötzlich schlecht.
Das liegt daran, dass wir jetzt in Spiralen fliegen, Carlos manövriert uns nämlich langsam zurück zum Flugplatz. Die Landung ist abrupt, endet halb in einem Busch. Zum Glück haben wir dafür ein Kissen unter dem Hintern. Dann bedanke ich mich bei Carlos für diese tolle Erfahrung, sammle meine Tasche ein und mache mich auf den Rückweg nach MedellÃn.
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Fazit
Wer in MedellÃn einen Halt macht, sollte sich einen Gleitschirmflug nicht entgehen lassen. Euch erwartet das magische Gefühl zu fliegen, eine einzigartige Perspektive auf die Stadt und das alles für einen vergleichsweise niedrigen Preis. Nach dem Flug findet ihr direkt neben dem Büro das kolumbianische Restaurant Estadero Memo Sancocho, wo ihr bei Latino-Musik karibisches Essen genießen könnt. Vor allem die Säfte waren bombastisch. Plant für den ganzen Ausflug etwa einen halben Tag ein. Danach noch nichts vor? Wie wäre es mit einem Besuch in der berühmt-berüchtigten Comuna 13?
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