Mürren-Gimmelwald: Spektakulärer Klettersteig

Ich balanciere mit zittrigen Beinen auf Eisenklammern dicht an der Felswand entlang und wage es kaum, den Blick zu heben, dabei umgibt mich eine sagenhafte Bergkulisse. Unter mir geht es 600 Meter in die Tiefe. Der Klettersteig, der die Schweizer Bergdörfer Mürren und Gimmelwald verbindet, ist wohl einer der spektakulärsten in den Alpen. Schwindelfreiheit ist hier ein absolutes Muss.

Lohnt sich der Klettersteig Mürren-Gimmelwald?

Hoch über dem malerischen Lauterbrunnental in der Schweiz gibt es einen Klettersteig der ganz besonderen Art: Während man bei Klettersteigen in der Regel bergauf klettert, verliert man hier Stück für Stück an Höhe. Der Start der Tour ist im idyllischen Bergdorf Mürren auf 1.640 Metern. Auf dem Weg nach Gimmelwald werden 300 Höhenmeter und 2,2 Kilometer innerhalb von 3 Stunden zurückgelegt. Besonders spektakulär sind dabei die Tief- und Ausblicke ins Tal sowie auf die gegenüberliegenden 4.000er-Gipfel der Berner Alpen, inklusive Eiger, Mönch und Jungfrau.

Zwischen den stark exponierten Passagen, in denen man in schwindelerregender Höhe über Eisenklammern, Seilbrücken und Leitern balanciert, gibt es auch immer wieder entspanntere Wanderabschnitte, in denen man die Ausblicke genießen und sich der Puls wieder etwas beruhigen kann. Zwar ist der Klettersteig rein technisch und konditionell nicht schwierig, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind allerdings unbedingt erforderlich.

Fototipp: Auf der gesamten Strecke gibt es immer wieder spektakuläre Tiefblicke ins Lauterbrunnental, die sich für einzigartige Fotos aus der Vogelperspektive eignen. Ein tolles Fotomotiv ist auch die Nepal-Hängebrücke. Positioniert man sich am Ende dieser etwas oberhalb, kann man die gesamte Länge der Brücke sowie die beeindruckende Felswand dahinter einfangen.

Anreise nach Mürren

Schwierigkeit:B/C
Strecke:2,2 km
Gehzeit:2–3 Stunden
Höhenmeter:300 hm
Anfänger-geeignet:ja

Das Bergdorf Mürren ist autofrei und aus dem Tal nur zu Fuß, mit dem Fahrrad oder der Bergbahn zu erreichen. Ab Interlaken Ost erreicht ihr Lauterbrunnen mit der Berner Oberland Bahn in etwa 20 Minuten. Achtet darauf, dass ihr in den vorderen Teil des Zuges einsteigt, da der hintere ab Zweilütschinen nach Grindelwald fährt.

In Lauterbrunnen geht es dann entweder mit der Luftseilbahn bis zur Grütschalp und von dort mit der Schmalspurbahn weiter nach Mürren, oder ihr fahrt mit dem Bus nach Stechelberg und dann mit der Schilthornbahn bergauf.

Wenn ihr mit dem Auto anreisen möchtet, müsst ihr dieses in Lauterbrunnen oder Stechelberg abstellen und von dort mit der Bergbahn weiterfahren. Parken könnt ihr am besten im Parkhaus am Bahnhof Lauterbrunnen oder an der Talstation der Schilthornbahn.

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So früh wie möglich einsteigen

In den letzten Jahren ist der Klettersteig Mürren-Gimmelwald zu einem echten Hotspot für Adrenalinjunkies geworden. Wer den Steig möglichst einsam und ohne lange Wartezeiten erleben möchte, sollte so früh wie möglich starten. Ich bin in der Hochsaison um 8 Uhr eingestiegen und war komplett alleine. Schon ab 9 Uhr füllt es sich aber merklich.

Wie bei allen Klettersteigen, solltet ihr nur bei guten und stabilen Wetterverhältnissen einsteigen. Auch wenn es in der Nacht geregnet haben sollte, ist die Tour nicht unbedingt zu empfehlen. Eine komplette Klettersteigausrüstung mit Gurt, Klettersteigset, Helm und Handschuhen ist selbstverständlich ebenfalls ein Muss.

Falls ihr keine eigene habt, könnt ihr euch diese auch im Intersport in Mürren ausleihen. Achtet allerdings auf die Öffnungszeiten. Gegebenenfalls ist es empfehlenswert, das Set bereits am Vortag abzuholen, um dann direkt am Morgen loslegen zu können.

Auch interessant: Jegihorn-Klettersteig – Adrenalin pur in den Walliser Alpen

Hoch über dem Lauterbrunnental

Aufgeregt öffne ich die Holztür, die den Eingang zum Klettersteig markiert. Ich habe zuvor schon einige Aufnahmen auf Social Media gesehen und bin gespannt, ob es in der Realität genauso spektakulär ist. Nachdem ich einen kurzen Tunnel durchquert habe, lege ich erstmal meine Ausrüstung an.

Dann geht es die ersten hundert Meter relativ entspannt mit moderatem Gefälle durch den Wald bis zu einer Basejump-Absprungplattform. Mit etwas Glück kann man hier sogar einen Fallschirmspringer beobachten.

Dahinter folgt dann die erste stark exponierte Schlüsselstelle: Aus der senkrechten Felswand ragen einzelne Eisenklammern hinaus, darunter geht es 600 Meter in die Tiefe. Mit Herzklopfen und hochkonzentriert wage ich die ersten zittrigen Schritte.

Unter meinen Füßen wird es luftig und ich kann selbst noch nicht so wirklich glauben, was ich hier gerade tue. Wenig später stehe ich auch schon auf der anderen Seite der Felswand und muss erstmal tief durchatmen. Dieser Abschnitt ist mehr eine mentale als eine körperliche Herausforderung und umso stolzer bin ich nun, sie gemeistert zu haben.

Über die 80 Meter lange Nepal-Hängebrücke

Ich tauche wieder in den Wald ein und erreiche kurz darauf das nächste Highlight. Über eine Dreiseilbrücke gilt es, den Mürrenbach zu überqueren. Alternativ gibt es etwas unterhalb auch eine Tyrolienne – eine Seilrutsche – zur Überwindung des Grabens, die allerdings nur in Begleitung eines Bergführers genutzt werden darf.

Weiter geht es über mehrere teilweise senkrechte Leitern und eine weitere Dreiseilbrücke zum Höhepunkt des Klettersteigs: Eine 80 Meter lange, recht wackelige Hängebrücke spannt sich in gut 400 Metern Höhe zwischen zwei Felswänden. Während ich vorsichtig darüber balanciere, eröffnet sich linker Hand noch einmal ein grandioser Blick ins Lauterbrunnental, über das die Gondel der Seilbahn sanft dahinschwebt. Dahinter ragen die schneebedeckten 4.000er-Gipfel der Berner Alpen imposant in die Höhe.

Wer an diesem Punkt schon genug Adrenalin für den Tag bekommen hat, kann auch kurz vor der Brücke über einen Notausstieg nach Gimmelwald gelangen, wo der Klettersteig endet.

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Fazit

Wer auf der Suche nach einem kurzen Klettersteig-Abenteuer mit Adrenalinkick und spektakulären Aussichten ist, kommt hier definitiv auf seine Kosten. Die Tour ist klettertechnisch nicht sehr anspruchsvoll und daher auch für Klettersteig-Neulinge geeignet, wobei in dem Fall ein Bergführer zu empfehlen ist. Unterwegs sorgen viele verschiedene Highlights für Spaß und Nervenkitzel und am Ende bleibt eine große Portion Stolz, diese Mutprobe gemeistert zu haben. Angekommen in Gimmelwald geht es mit der Seilbahn zurück nach Mürren, wieder ins Tal nach Stechelberg oder noch weiter nach oben aufs aussichtsreiche Schilthorn.

Am bekannten James Bond-Drehort kann man es sich nach der Tour im Drehrestaurant schmecken lassen und nochmal einen phänomenalen Ausblick auf die Berner Alpen samt Eiger, Mönch und Jungfrau genießen.

Lage

Praktische Links

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