Müritz-Nationalpark: Auf Safari im Land der 1.000 Seen

Wilde Tiere und Vögel beobachten und Eintauchen in teils noch unberührte Natur – denkt ihr dabei sofort an Afrika? Dann habt ihr bestimmt ein ganz besonderes Ausflugsziel direkt vor der Haustür noch nicht besucht: den Müritz-Nationalpark in Mecklenburg-Vorpommern. In Deutschlands größtem Nationalpark von 322 km² geht es zu Fuß oder per Fahrrad hinein in das „Land der Tausend Seen“. Hinein in eine Welt, wo sich Kraniche, Damwild und Füchse die Weiden teilen und Fischadler in den Bäumen nisten.  

Lohnt sich ein Besuch des Müritz-Nationalparks?

Seid ihr Natur- und Outdoorfans? Dann gehört der Müritz-Nationalpark auf eure Bucketlist – mit 322 km² Deutschlands größter Waldnationalpark. Seine Lage inmitten der Mecklenburgischen Seenplatte im Nordosten Deutschlands, dem „Land der 1.000 Seen“, trägt zu seiner Besonderheit bei – dort soll es 1.117 Naturseen geben, 107 davon im Müritz-Nationalpark selbst!

Außerdem verbirgt sich im Nationalpark eine zusätzliche Attraktion: das UNESCO-Weltnaturerbe Serrahner Buchenwälder. Wenn ihr von einer Safari träumt, sorgt der Müritz-Nationalpark für Wildnis-Feeling in Deutschland. Er beheimatet neben gut 50 Säugetierarten nämlich auch über 200 Vögel und ein Dutzend Amphibien. Einige davon könnt ihr mit etwas Glück bei einer Ranger-Tour zu Fuß oder per Fahrrad beobachten.    

Fototipp: Der wohl schönste Aussichtspunkt im Müritz-Nationalpark ist der Käflingsbergturm auf dem gleichnamigen Käflingsberg, an sich schon 100 m hoch. Um weitere 31 Meter an Höhe zu erlangen, kraxelt man die 167 Stufen zur Aussichtsplattform des Stahlturms hoch. Zur Belohnung gibt es ein Panorama über den gesamten Nationalpark mit seinen Wäldern und Seen. An klaren Tagen lassen sich sogar Ortschaften wie Waren an der Müritz und Neustrelitz erspähen.

Anreise in den Müritz Nationalpark

Lage:Mecklenburg-Vorpommern
Anreise:Bahn nach Waren (Müritz) oder Neustrelitz
Must-Do:Nationalpark-Tour mit Guide
Fläche:322 km²
Seen:107

Als „Tor zum Müritz-Nationalpark“ gelten die Städte Waren (Müritz) und Neustrelitz, die sich beide gut mit der Bahn erreichen lassen – sowohl per Nah- als auch Fernverkehr. Besonders praktisch ist eine Buslinie, die durch den Nationalpark fährt, und zwar jährlich vom 1. April bis 1. Oktober auf der Strecke Waren (Müritz) bis Bolter Kanal im Süden des Nationalparks. Zur Nutzung besorgt ihr euch am besten das Müritz-Nationalpark-Ticket. Für Fahrräder gibt es einen Anhänger. Die Fahrpläne sind sogar auf die Zeiten der Führungen am Nationalparkamt abgestimmt.

Falls ihr mit dem Pkw anreist, parkt ihr den am besten in einer Ortschaft wie Waren (Müritz), um den Nationalpark dann zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erkunden. Im Nationalpark bekommt ihr Karten, weiteres Infomaterial sowie Informationen zu geführten Touren. Solche Informationsstellen gibt es in Federow, Schwarzenhof, Kratzeburg, Boek, Neustrelitz und Serrahn. Darüber hinaus besteht ein großes Angebot an Führungen mit Ranger zu verschiedenen Themenschwerpunkten und Tageszeiten.  

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Ins Reich der Kraniche

Ich entscheide mich für Waren an der Müritz als Ausgangspunkt für meine Erkundung des Müritz-Nationalparks. An einem sonnigen Maimorgen schwinge ich mich auf mein Leihfahrrad und radele bald auf dem Müritz-Rundweg, der u. a. am Ostufer des gleichnamigen Sees entlangführt.

Es geht durch Wald, die Vögel singen. Ansonsten höre ich nur das leichte Knarren der Pedalen. Immer wieder erhasche ich durch dichtes Gebüsch einen Blick auf den Feisnecksee, auf dessen stiller Oberfläche die Sonnenstrahlen glitzern.

Dann, plötzlich, wird die Stille durchbrochen: Aus der Ferne ertönen trompetenartige Rufe, die lauter werden, je näher ich offenen Feldern komme. Da! Gut zehn langbeinige Vögel gleiten über den Feldern, einige andere sind bereits gelandet. Was sind das für Vögel?

Wenig später, am Nationalpark-Informationszentrum Schwarzenhof, bestätigt sich meine Vermutung: Kraniche. Ich lerne, dass es im Müritz-Nationalpark heimische Kraniche gibt, ab August bis Mitte oder Ende Oktober aber auch weitere aus dem Norden, die dort rasten, bevor sie nach Afrika weiterfliegen.

Dann bestünden Wildruhezonen, und selbst Wanderwege würden am Nachmittag gesperrt, um den Tieren Ruhe zu gewähren. Das Informationszentrum verrät auch, welche anderen Vögel man mit etwas Glück im Nationalpark erspähen kann: z. B. Eisvögel, See- und Fischadler und Wasservögel wie Schwimm- und Tauchenten. Ebenso Tiere wie Fischotter, Damwild, Füchse und Waschbären.

Mit erweiterter Perspektive auf den Müritz-Nationalpark radle ich durch ein Dorf namens „Speck“ und komme schließlich zu dem 31 Meter hohen Käflingsbergturm. Ich kraxele die 167 Stufen hoch und fühle mich bei dem Panorama von der Plattform an Finnland oder Kanada erinnert: Wald, soweit ich schauen kann, den nur einige Seen hier und dort durchbrechen.

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„Auf Safari“ im Müritz-Nationalpark

Eine Safari in echter Wildnis ist schon lange mein Traum. Gut, um die „Big 5“ zu sichten, müsste ich schon nach Afrika reisen, aber auch im Müritz-Nationalpark kommt Safari-Feeling auf – z. B., wenn um 18 Uhr in Federow eine Abendtour mit Ranger in den Nationalpark startet.

Etwas früher da zu sein, lohnt sich, denn im Informationszentrum gibt es seit 1999 ein Highlight der Region: Eine Kamera aus einem nahen Fischadler-Horst überträgt das Geschehen aus dem Nest live ins Informationszentrum! Ich bestaune auf dem Bildschirm zwei Baby-Fischadler, die mit den Schnäbeln ihr Gefieder putzen und ahnungslos sind, dass sie dabei aufgezeichnet werden.

Dann holt Rangerin Birgit die anderen Safari-Begeisterten und mich ab, wir schwingen uns auf die Fahrräder und radeln mit Ferngläsern und reichlich Mückenspray beladen auf abenteuerliche Wege: Hier bleibt ein Reifen im Sand stecken, dort sind die Steine so dick, dass es sich anfühlt wie beim Fahrradfahren auf Kopfsteinpflaster.

Doch das stört niemanden. Plötzlich gleitet ein Mäusebussard über unseren Köpfen, scheint uns aber als ungenießbar einzuschätzen und fliegt weiter. Dann machen wir Halt und setzen die Ferngläser an die Augen. In einem Baumwipfel zeigt sich ein großes Nest, darüber schwebt ein Fischadler, im Schnabel fangfrischen Fisch für seine Jungen. Birgit ermahnt uns, immer mindestens 300 Meter Abstand zu einem Nest zu halten, ansonsten könnten die Fischadler Panik bekommen, fliehen und ihre Jungen zurücklassen.

Kranich-Beobachtung im Müritz-Nationalpark

Auf den Warener Hauswiesen grast Rotwild auf einer Wiese, direkt neben rastenden Kranichen. Als auch noch ein Fuchs die Szene betritt, ist das Naturkino komplett. Doch das Highlight kommt erst noch: der Vogelbeobachtungsstand am Rederangsee, angeblich einer der Lieblingsorte der Kraniche im Müritz-Nationalpark.

Als hätte Birgit sie bestellt, stehen dort zahlreiche Kraniche im Wasser, fröhlich schwatzend. Wir alle vergessen die Zeit, während wir die Tiere durchs Fernglas beobachten, live dabei sind, als noch mehr Kraniche vom Himmel gleiten und ein Eisvogel übers Wasser schießt.

Als der Abendhimmel rosarot wird, bewegt sich auf einmal etwas im Wald: Eine Herde Rotwild spaziert hervor und hinter den Kranichen ins Wasser. Ob die Vögel nun wegfliegen? Die Antwort überrascht uns: Nein, sie warten geduldig ab, bis die Störenfriede fertig gebadet haben und wieder im Wald verschwinden.

In dem Moment beschließe ich, mir Kraniche als Vorbild zu nehmen: Sich nicht vom Umfeld aus der Ruhe bringen und auch bei Stress geduldig zu bleiben, haben sie schon viel besser drauf als ich.

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Fazit

Ich kann einen Besuch des Müritz-Nationalparks sehr empfehlen, da er ein echtes Wildnisgefühl vor der Haustür vermittelt. Während meiner zwei Tage im Nationalpark habe ich verschiedene Tiere und Vögel gesehen und viel darüber erfahren, was dort für die Natur und ihren Schutz getan wird. Dafür ist es besonders lohnenswert, mit Rangern zu sprechen oder auf eine geführte Ranger-Tour zu gehen, da diese Leute Experten auf ihrem Gebiet sind und man wertvolles Hintergrundwissen bekommt.

Man kann im Müritz-Nationalpark wandern, aber ich fand die Fortbewegung per Fahrrad am schönsten, zumal ich so ein größeres Gebiet erkunden konnte. Einen Fahrradverleih findest du vielerorts, u. a. in Waren (Müritz) und Neustrelitz.

Lage

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