Maastricht: Durch die Grotten von Sint Pietersberg

Maastricht ist bekannt für seine kleinen Gassen, niederländischen Foodspots und gemütlichen Spazierwege am Ufer der Maas. Wenige Minuten vom Stadtzentrum entfernt wartet jedoch eines der größten historischen Highlights, die die Stadt kurz hinter der deutschen Grenze zu bieten hat: die Grotten unter dem Fort Sint Pietersberg. Das unterirdische Höhlensystem, mit einer Gesamtlänge von 200 Kilometern, führt auf ganz besondere Art durch die Geschichte und geologische Vergangenheit Maastrichts.

Lohnt sich der Besuch in den Grotten von Maastricht?

Die Grotten Noord von Maastricht sind Teil des umfangreicheren Höhlensystems von Sint Pietersberg, einem kleinen Hügel am Stadtrand. Das Ausflugsziel führt einen rund 30 Meter unter die Erde und durch diverse dunkle, kalte und feuchte Gänge hindurch. Über 800 Jahre wurden diese Grotten durch den Abbau von Kalksandstein geformt. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts können diese Grotten von Touristen besichtigt werden.

Mehrere Führungen geben täglich die Möglichkeit, in die Unterwelt von Maastricht einzutauchen und die Geschichten der Höhlengänge bis ins Römische Reich zurückzuverfolgen. Ich freue mich auf eine etwas mystische gute Stunde unter der Erde, in der ich nicht nur viel über Maastricht, die Niederlande, Weltkriege und Kunstgeschichte, sondern auch über unterirdische Gemüsebeete und Pilzplantagen erfahren werde.

Direkt über den Grotten thront das Fort St. Pietersberg, welches ebenfalls besichtigt werden kann. Wer etwas mehr Zeit mitbringt kann direkt ein Kombiticket buchen und sowohl die Grotten als auch das Fort an einem Tag besuchen.

Fototipp: Wer ein schönes Foto aus den Grotten machen möchte, sollte eine der Lampen ergattern, die am Anfang der Tour verteilt werden – in den Grotten selbst sind die Lichtverhältnisse für Fotos sonst eher schlecht. Die freundlichen Fremdenführer beleuchten besondere Ecken aber auch immer wieder mit großen Taschenlampen, damit jeder ein Foto seiner Lieblingshöhlenmalerei schießen kann.

Anreise nach Maastricht und zu den Grotten

Anreise:Auto oder ÖPNV
Dauer:1,5 Stunden
Sprachen:Englisch, Niederländisch
Gesamtlänge:ca. 200 km*
Tiefe:ca. 30 m
*nicht alles ist begehbar

Die Grotten Noord von Maastricht liegen nur wenige Minuten vom Stadtzentrum entfernt. Ich reise mit dem Auto an und kann direkt am Sint Pietersberg parken. Selbst am Wochenende stehen hier genügend Parkplätze für alle Besucher zur Verfügung. Im Vergleich zu den Parkplätzen in der Stadt parkt es sich hier sogar sehr günstig. Für alle, die nach der Führung noch einen Abstecher in die Innenstadt machen wollen, ist der Parkplatz ideal gelegen. Mit einem 15-minütigen Spaziergang lässt sich das Zentrum von hier aus schnell erreichen.

Auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln sind Maastricht und die Grotten sehr gut erreichbar. Die Stadt ist durch den Hauptbahnhof mit vielen Regionen Deutschlands verbunden. Wer aus dem Grenzland kommt, erreicht die Stadt mit vielen Buslinien. Die Grotten sind aus dem Zentrum dann zu Fuß oder mit verschiedenen Bussen erreichbar. Alternativ gibt es die Möglichkeit, mit einem der vielen Leihräder des niederländischen Anbieters Arriva auf landestypische Weise zu den Grotten zu fahren.

Die Tickets für die Tour habe ich übrigens vorher online gebucht. Diese werden in englischer und niederländischer Sprache angeboten. Vor Ort erfahre ich, dass man die Tickets auch unkompliziert an der Tageskasse kaufen kann, allerdings kann es hier vorkommen, dass die Touren ausgebucht sind.

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Rund 1.000 Fledermäuse leben in den Grotten von Sint Pietersberg

Pünktlich zum Beginn der Führung sammeln sich alle am Meeting Point, der sich am Fort Sint Pieter befindet. Unser Guide, Donne, macht aus der ursprünglich als englisch gebuchten Führung kurzerhand eine Führung in deutscher Sprache, da unsere kleine Gruppe ausschließlich aus deutschsprachigen Teilnehmern besteht.

Nach einer kurzen Wanderung zum Eingang in die Grotten bekommt die Hälfte von uns eine kleine Lampe in die Hand, damit wir in der absoluten Dunkelheit, die in den Grotten herrscht, noch etwas sehen können. Donne erklärt uns, dass wir in den Grotten keine Angst vor Fledermäusen haben müssen, da um die 1.000 Stück in den Wintermonaten hier von den Decken hängen. Außerdem warnt er uns alle paar Meter, den Kopf einzuziehen, da gerade am Eingang der Grotte die Gänge sehr niedrig sind.

Mit der Taschenlampe in die absolute Dunkelheit der Grotten

Die Tour durch die Maastrichter Unterwelt führt mich gute anderthalb Stunden durch feuchte, kalte und vor allem dunkle Gänge, aus denen ich allein niemals wieder herausfinden würde. Schon nach kurzer Zeit in den labyrinthartigen Pfaden bittet uns unser Guide, die Lampen auszuschalten und ganz ruhig zu sein.

So können wir die extreme Dunkelheit und die absolute Stille richtig spüren. Unter diesen lebensfeindlichen Bedingungen können in den Grotten keine Tiere – bis auf die Fledermäuse – überleben. Für Chicorée und Pilze herrschen dort unten jedoch ideale Bedingungen, was mehrere Beete zeigen.

Wir gehen vorbei an kleinen und großen Fossilien, die in den Wänden der Grotten eingebettet sind und einen Einblick in die prähistorische Meereswelt geben, die vor Millionen von Jahren diese Region bedeckte. Denn dort, wo ich später noch durch die Maastrichter Gassen laufen werde, hätte ich vor etwa 70 Millionen Jahren noch knietief im Kreidemeer gestanden.

Neben den Überresten dieser weit zurückliegenden Geschichte finde ich vor allem die neuere Geschichte der Grotten ziemlich interessant. Während des Zweiten Weltkriegs wurden sie als kurzzeitiger Zufluchtsort für die Bewohner Maastrichts genutzt und dienten als Fluchtweg.

Besonders berühmt sind die Grotten für die Sicherung von Kunstwerken vor den Nazis während des Zweiten Weltkriegs. Unter den geretteten Werken befanden sich bedeutende Gemälde von Rembrandt und anderen Meistern, die hier versteckt und vor Beschädigung oder Plünderung bewahrt wurden.

Geführte Touren und Erlebnisse

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Moderne Höhlenmalerei in den Grotten von Sint Pietersberg

Das Highlight der Tour sind für mich die unzähligen Holzkohlemalereien an den Wänden. Ich entdecke Kunstwerke wie eine gemalte Micky Maus, die Zeichnung eines kleinen Dackels, eine aufwendige Malerei von Soldatengruppen oder ein Bild von Napoleons Besuch in Maastricht. Für mich ist es vor allem faszinierend von unserem Guide zu erfahren, welche Botschaften oder Themen mit den Bildern zum Ausdruck gebracht wurden.

Das gesamte Ausmaß der unterirdischen Gänge wird mir dann übrigens erst kurz vor dem Ende der Tour bewusst, als unser Guide uns zu dem riesengroß aufgemalten Plan der Maastrichter Unterwelt führt. Unserer Gruppe wird dort so richtig bewusst, wie groß das 200 km lange Tunnelsystem tatsächlich ist und was für einen kleinen Teil wir davon erst gesehen haben.

Wir machen uns auf den Rückweg und auch hier merke ich noch einmal, wie viel es an den kalkigen Wänden der Grotten zu entdecken gibt. Obwohl wir durch ähnliche Gänge zurückgehen, wie wir auch in die Grotten hineingegangen sind, sehe ich viele neue Bilder, die mir auf dem Weg hinein noch nicht aufgefallen sind.

Ich bin fast ein wenig traurig, dass die Führung nur anderthalb Stunden dauert, allerdings ist unsere Gruppe langsam auch ein wenig durchfroren und freut sich auf das Tageslicht, das wir am Ausgang schon erahnen können.

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Fazit

Der Besuch der Grotten von Maastricht war für mich ein absolutes Highlight. Die Tour ist nicht nur wahnsinnig interessant, sondern vor allem durch die dunkle und leicht mystische Stimmung in den Grotten spannend und an keiner Stelle langweilig. Unser Guide hat uns mit vielen witzigen und gleichzeitig absolut verwundernden Anekdoten durch das unterirdische Labyrinth geführt und damit eine Abwechslung zu den sonst eher üblichen Museumsbesuchen geboten. Ich würde die Tour unbedingt mit einem Besuch der Innenstadt Maastrichts verbinden, da die urige Stadt an der Maas nicht nur unterirdisch etwas zu bieten hat.

Außerdem befinden sich die Grotten von Sint Pietersberg mitten im gleichnamigen Naturschutzgebiet. Mit etwas Zeit gibt es hier die Möglichkeit, verschiedene Routen einzuschlagen, die an einem Steinbruch oder einem Vogelbeobachtungsplatz vorbeiführen.

Lage

Praktische Links

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