Lotharpfad im Schwarzwald: Spuren des Jahrhundert-Orkans

Kurz vor Ende des letzten Jahrtausends, am 26.12.1999, beginnt in den Morgenstunden einer der heftigsten Stürme seit Menschengedenken. Zerstörerisch tobt der Orkan Lothar an den Berghängen und in den Kammlagen des Schwarzwaldes. Als der Wüterich abflaut, liegen ganze Wälder am Boden. Seitdem sind über zwei Jahrzehnte vergangen und die Spuren weitgehend beseitigt. Nur dort, wo heute der Lotharpfad verläuft, hat man ein vollkommen verwüstetes Gebiet zum Bannwald erklärt. Hölzerne Stege, Treppen und Brücken wurden über die entwurzelten Baumriesen errichtet. Besucht mit mir das einzigartige Ausflugsziel im Nationalpark Schwarzwald.

Lohnt sich der Besuch auf dem Lotharpfad im Schwarzwald?

In Sichtweite der Hornisgrinde könnt ihr erahnen, was Naturgewalten zu bewirken vermögen. Der Lotharpfad führt durch junge Wälder, die zwischen den verrottenden Stãmmen längst Wurzeln geschlagen haben. Diese bilden den Humus für neues Leben. Manchmal muss ich genau hinschauen, um im Unterholz die alten, gefallenen Bäume zu erahnen.

Nur ab und zu ragt ein kahler Stamm wie ein zerbrochener Schaschlikspieß in die Höhe. Oder eine herausgerissene Wurzel formt eine wundersame Skulptur. Insgesamt ist dieser Sturmwurf-Erlebnispfad etwa 900 m lang. Auf dem Lotharpfad könnt ihr einen faszinierenden Spaziergang und einfache Kraxeltouren mit der ganzen Familie unternehmen. Eine Wanderung im Anschluss bietet sich an.

Welche Folgen hatte der Orkan Lothar 1999?

Der Orkan Lothar am zweiten Weihnachtstag 1999 kam weitgehend ohne Vorwarnung. In den Nachrichten wurde man viel zu spät auf die zerstörerische Kraft dieses Orkans vorbereitet. Und so machte ich Party in der Nacht zuvor und wurde morgens von einem lauten Pfeifen und Tosen geweckt. Der Regen peitschte gegen das Fenster meiner Dachwohnung und der stattliche Nadelbaum im Garten bog sich beinahe in die Waagerechte. Ein paar Stunden später, als ich ausgeschlafen war, hatte sich der Orkan gelegt.

Im Radio hörte man schon von der zerstörerischen Kraft Lothars und dass viele Zugstrecken, Autobahnen und Straßen wegen Baumsturz gesperrt seien. Über 200 Kilometer pro Stunde schnell hatte der Orkan über Süddeutschland hinweg gefegt. Doch als ich hinausging, war es beinahe windstill.

Verheerende Schäden

Die Straßen in Karlsruhe waren menschenleer. Ab und zu lag ein Baum mit kräftigem Stamm auf der Straße, entweder abgeknickt wie ein Streichholz oder komplett entwurzelt. Mehrere parkende Autos wurden darunter begraben, zerquetscht und zertrümmert. In der Stadt gab es keine Todesopfer, aber insgesamt starben beim Orkan Lothar allein in Deutschland 13 Menschen. Viele waren ahnungslos draußen unterwegs gewesen, darunter auch eine Freundin von mir.

Sie machte einen Spaziergang im Schwarzwald, während um sie herum Bäume mit lautem Krachen abknickten oder wie in Zeitlupe zur Seite fielen. Solche Stürme werden sich mit dem rapiden Klimawandel häufen. Auch darüber denke ich nach, als ich die friedliche, verzauberte Landschaft des Lotharpfads durchstreife.

Fototipp: Auf dem Lotharpfad lohnt es sich, die Augen offenzuhalten und im Unterholz nach interessanten Motiven zu suchen. Denn die vom Sturm gefällten Bäume sind mittlerweile stark verwittert und nicht immer auf den ersten Blick erkennbar. Dafür wirkt der Wald jetzt wie ein mystischer Ort.

Anreise zum Lotharpfad im Nationalpark Schwarzwald

Lage:Nationalpark Schwarzwald
Länge:900 m
Gegründet:2003
Höhe:909–926 m
Besonderheit:Sturmwurf-Erlebnispfad

Mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt ihr recht komfortabel zum Lotharpfad. Die Buslinie 100 verbindet Freudenstadt ZOB mit dem Ruhestein und dem Schliffkopf. Wenige Stationen vor dem Nationalparkzentrum Ruhestein befindet sich die Haltestelle Lotharpfad.

Die Anreise mit dem Auto ist ebenfalls unproblematisch. Kommt ihr vom Rheintal über die Autobahn, dann nehmt auf der A5 die Ausfahrt Appenweier und fahrt weiter Richtung Oppenau. Von Norden ist die Ausfahrt Achern günstig. Dann geht es weiter Richtung Ottenhöfen. Von der A5 bis zum Lotharpfad dauert es etwa eine halbe Stunde. Reist ihr von Stuttgart an, fahrt ihr am besten über die A81 bis zur Ausfahrt Tübingen und dann weiter auf der B28 Richtung Freudenstadt. Der Eingang zum Lotharpfad befindet sich direkt an der Schwarzwaldhochstraße, Bundesstraße 500. Hier gibt es einen recht großen Parkplatz, der vor allem im Sommer stark frequentiert ist.

[the_ad_placement id=“nuetzliche-links“]

Über Holzbohlen auf dem Lotharpfad unterwegs

Der Lotharpfad verläuft in weiten Teilen auf hölzernen Stegen, Leitern und Treppen. Bei feuchtem Wetter können diese rutschig sein. Deshalb empfehle ich euch festes Schuhwerk. Nur ein kleinerer Bereich am Anfang des Lotharpfads ist barrierefrei.

Manchmal lauft ihr auf einem naturbelassenen Waldweg. Die ziemlich steilen Aufbauten und Podeste wurden errichtet, um die gefallenen Baumriesen überqueren und überblicken zu können. Mittlerweile ist dieses Totholz stark verwittert.

Baumpilze, Nager und Insekten laben sich an dieser Nahrung. Wind und Wetter tun ihr übriges und so ist nach über 20 Jahren ein staatlicher junger Wald herangewachsen. Dieser bestimmt jetzt das Bild und nicht mehr die alten zerstörten Bäume. Wollt ihr mehr über die Ökosysteme am Lotharpfad erfahren, dann bucht doch online eine von den Rangern geführte Tour im Nationalparkzentrum Ruhestein.

Auch interessant: Triberger Wasserfälle – Naturerlebnis im Schwarzwald

Spaziergang & Abenteuerwald am Lotharpfad

Der knappe Kilometer auf dem Lotharpfad ist ein wundervoller Spaziergang für all diejenigen, die gut zu Fuß sind. Häufig sieht man die Pionierbaumart Birke, aber auch schon wieder viele Nadelbäume. In manchen Bereichen erstrecken sich weitläufige Grinden, die typischen Heideflächen der Hochlagen des Schwarzwaldes.

Holzbänke, Liegen und Tische laden an verschiedenen Stellen zur Erholung und zum Picknick ein. Kinder erleben hier einen zauberhaften Abenteuerwald. Ein Stück des Weges verläuft auf Baumscheiben, hier kann man springen, hüpfen und sich auf Expedition fühlen. Es gibt einen Kinderhochsitz mit dem großen Überblick für die Kleinen.

Podcast-Tipp


Bucketlist – Dein Reisepodcast
Jetzt reinhören: In dieser Folge geht’s um Urlaub im Hochschwarzwald feat. melinda.helen.

Aussichtsplattform und Wurzelteller

Einen grandiosen Ausblick über den nördlichen Schwarzwald habt ihr von der Aussichtsplattform, wenn sie denn gerade geöffnet ist. Dies war bei meinem Besuch leider nicht der Fall. Achtet auf den hölzernen Wegweiser! Bei guter Fernsicht schaut ihr bis hinüber zu den Vogesen und manchmal sogar bis zu den Alpen. Bombastisch ist der riesige Wurzelteller am Wegesrand, der in die Höhe ragt. Hier könnt ihr die zermalmende Kraft des Orkans von 1999 noch erahnen. Dadurch, dass ein Bannwald heranwächst, seht ihr die Entwicklung der Natur unverfälscht.

Ich war in der Dämmerung hier. Der Lotharpfad wirkte mystisch und war beinahe menschenleer. Es gibt ein paar Regeln, die ihr beachten solltet: Bleibt auf dem Weg und wandelt nicht kreuz und quer. Denn es ist, wie zuvor erwähnt, ein Bannwald und der darf nicht gestört werden.

Auch interessant: Battert-Rundweg – Majestätische Felsen im Schwarzwald

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

Ein von @_sur_re_al_ geteilter Beitrag

Fazit

Es lohnt sich auf jeden Fall, den Lotharpfad zu begehen. Auch wenn es keine so große Sensation mehr ist wie ein paar Jahre nach dem Sturm. Damals lagen die gestürzten Bäume tatsächlich noch deutlich sichtbar herum und eine dramatische Zerstörung war überall zu erkennen. Die alles zermalmende Naturgewalt war damals mit Händen zu greifen. Jetzt ist der Lotharpfad nicht nur Erinnerung an einen tosenden Sturm, sondern vor allem Zeugnis einer sich regenerierenden Natur. Der Wald wächst nach, auch wenn es Jahre dauert.

Ich würde den Besuch mit der Wanderung zum Buhlbachsee kombinieren. Dieser knapp 9 km lange Rundweg führt durch junge Wälder und Grindenlandschaften. Der beinahe kreisrunde Karsee entstand während der letzten Eiszeit. Eine Moorinsel macht die verwunschene Natur komplett. Diese karge Idylle hoch oben im Schwarzwald bietet eine schöne Abwechslung zu dem doch stark frequentierten Lotharpfad.

Im Nationalpark Schwarzwald habt ihr noch viele weitere Optionen ganz in der Nähe: Dazu gehören das Nationalparkzentrum Ruhestein mit einer Wanderung zum Wildsee, die Allerheiligen-Wasserfälle oder der Karlsruher Grat. Diese imposanten Kletterfelsen befinden sich oberhalb der verwunschenen Edelfrauengrab-Wasserfälle.

Lage

Praktische Links

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Auch interessant

Wir benachrichtigen dich, sobald neue Beiträge erscheinen!