Die Oberschenkel brennen. Mit jedem Schwung wird das Gefühl ein wenig intensiver. Und trotzdem überwiegen die Glücksgefühle und das Adrenalin, die den Körper durchströmen. Ich bin unterwegs auf der längsten Abfahrt im Skigebiet Gurgl im Ötztal. Vom Wurmkogel, auf 3.030 m Höhe, beginnt die lange Abfahrt mit einem sensationellen Panorama über Tirol und weite Teile der Alpen. Dann geht es insgesamt 8 km hinab bis nach Obergurgl ins Tal. Schafft man die Abfahrt ohne Pause?
Lohnt sich die längste Ski-Abfahrt in Gurgl?
Das Skigebiet Gurgl im hinteren Teil des Ötztals überzeugt dank seiner Höhenlage mit Schneesicherheit. Die lange Talabfahrt vom Wurmkogel auf 3.030 m Höhe bis ins Tal ist daher bereits früh in der Saison geöffnet und bleibt oft bis spät in den Winter hinein befahrbar. Auf dieser Strecke werden insgesamt 8 km und 1.260 Höhenmeter überwunden. Das klingt zunächst nach einer Herausforderung, doch die Abfahrt ist überwiegend blau und rot markiert.
Wer die Challenge steigern möchte, kann den ersten Abschnitt verschärfen: Statt die blaue Umfahrung zu nehmen, geht es direkt über die tiefschwarze Piste vom Wurmkogel (3.082 m) hinab. Das erfordert nicht nur extra Muckis in den Oberschenkeln, sondern auch eine sichere Skitechnik. Dadurch verkürzt sich die Abfahrt um ein paar Meter.
Fototipp: Besonders spektakulär ist die Aussicht am Start der Piste. Sie beginnt direkt am Top Mountain Star auf dem Wurmkogel. Dort führt ein Steg entlang des Grats, der ideale Voraussetzungen für atemberaubende Panoramafotos bietet.
Anreise nach Obergurgl im Ötztal
| Höchster Punkt: | 3.030 m |
| Länge: | 8 km |
| Höhenmeter: | 1.260 hm |
| Einkehrtipp: | Top Mountain Star |
| Pistennummern: | 28 + 26 + 32 + 33 |
Ab München benötigt man etwa drei Stunden mit dem Auto bis zur Talstation, ganz am Ende des Ötztals. Vor Ort habt ihr die Qual der Wahl: Übernachtet ihr in einem der vielen Hotels direkt an der Piste in Hochgurgl, in Obergurgl selbst oder weiter vorne im Ötztal? Wir haben uns für ein Hotel in Sölden entschieden. Von dort sind es täglich rund 15 Minuten bis zur Talstation der Hochgurglbahn I.
Praktischerweise könnt ihr das Auto vor Ort stehen lassen, denn es verkehren regelmäßig kostenlose Skibusse zu den einzelnen Seilbahnen. Dadurch bleibt ihr bei der Wahl der Unterkunft flexibel. Ab einem 3-Tages-Skipass könnt ihr außerdem auch die anderen Skigebiete und Lifte im Ötztal nutzen. So sind automatisch die Lifte in Sölden, Vent und Hochötz mit enthalten.
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Ganz nach oben auf 3.030 m Höhe
Zuerst geht es gaaaaanz nach oben. Ich bin froh, unter die Hardshell-Jacke noch eine leichte Daunenjacke gezogen zu haben. Denn die Gondel bringt uns auf über 3.000 Meter Höhe. Selbst bei Sonnenschein spürt man den Höhenunterschied deutlich, und ganz oben ist es meist auch etwas windiger. Besonders, wenn ihr plant, die Aussicht am Top Mountain Star zu genießen, werdet ihr über eine zusätzliche Schicht Kleidung dankbar sein. Dieser Abstecher lohnt sich auf jeden Fall.
Ein eiserner Steg führt unter einem gläsernen Pavillon direkt am Abgrund entlang. Von hier aus bietet sich ein spektakulärer Blick über die Ötztaler Alpen, bis hin zum Kaunertaler Gletscher und sogar nach Südtirol. Bei klarem Wetter scheint das Panorama am Horizont schier unendlich zu sein – Berge, soweit das Auge reicht. Falls ihr euch nach dem Rundgang kurz aufwärmen möchtet, könnt ihr anschließend im Top Mountain Star einkehren und ein heißes Getränk genießen.
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Schwarz, oder blau: Wie entscheidet ihr euch?
Dann geht es los, und wir haben die Qual der Wahl: Entscheiden wir uns für die blaue Umfahrung oder nehmen wir die Abkürzung über die schwarze Abfahrt? Nach kurzer Überlegung finde ich mich mitten im Steilhang wieder. Etwas tückisch: Die schwarze Piste verläuft direkt unter dem Sessellift. Jetzt spüre ich auch noch den Druck, möglichst „schön“ fahren zu müssen und bloß nicht zu stürzen. Unter Beobachtung habe ich immer das Gefühl, dass Fallen nicht erlaubt sei – völliger Quatsch natürlich. Wenn man mal fällt, ist das nichts, wofür man sich schämen müsste.
Wir meistern den steilen Hang im sicheren Kurzschwung und lassen es danach auslaufen. Dabei ist Vorsicht geboten, denn es gibt einige Pistenkreuzungen, an denen man lieber ein wenig langsamer machen sollte. Haltet euch in Richtung Hochgurgl. Das letzte Stück gefällt mir besonders gut: Eine vielfach geschwungene, blaue Piste führt in Steilkurven und über Wellenbahnen hinab. Es fühlt sich fast wie eine Funslope an.







Mit brennenden Oberschenkeln ins Ötztal
Mehr als zwei Drittel der Strecke sind geschafft, als wir an den Häusern und Hotels von Hochgurgl vorbeidüsen, die direkt an der Piste liegen. Hier muss ein Skiurlaub auch wunderbar sein – morgens als Erste im Skigebiet zu sein, hat sicher seinen Reiz. Doch für solche Gedanken bleibt kaum Zeit, denn der Rest der Abfahrt erfordert noch einmal volle Konzentration. Meine Oberschenkel brennen, und es liegen noch über 2,5 km rote Piste vor mir.
Wir sausen weiter hinab, und mit wackeligen Beinen erreiche ich schließlich die Talstation. Geschafft! Gleich noch mal? Oder wäre eine kurze Pause doch besser? Praktischerweise gibt es hier unten direkt die Downhill-Bar. Bei einer Frittatensuppe und einem Glühwein gönnen wir den müden Muskeln eine wohlverdiente Pause. Vielleicht heben wir uns den zweiten Run doch lieber für den nächsten Tag auf…
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Fazit
Die 8 km lange Abfahrt von ganz oben bis ins Tal ist wirklich lohnenswert. Ich kann gar nicht sagen, welcher Abschnitt mir am besten gefallen hat. Was ich aber definitiv empfehlen kann, ist, die Piste in der Nebensaison zu fahren. Ich war Mitte November vor Ort, und das Skigebiet war noch recht ruhig. So kommt man ohne langes Anstehen hoch hinaus und kann die Abfahrt in einem Stück genießen.
In der Hauptsaison könnte es stellenweise etwas eng werden, da gerade die blau markierten Abschnitte eher schmal sind. Am besten erlebt man diese Abfahrt früh morgens, direkt nach der ersten Seilbahn, wenn die Pisten frisch präpariert und noch völlig unberührt sind.
Ein weiterer Pistentipp liegt übrigens ganz in der Nähe: Wenn ihr diese Talabfahrt mit Bravour gemeistert habt, ist es Zeit für die nächste Herausforderung. Stellt euch der längsten Abfahrt Österreichs! Die Schwarze Schneid startet in Sölden am Gletscher und führt über beeindruckende 15 km bis ins Tal. Schafft ihr auch diese Herausforderung?
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