Ich bin kein Frühaufsteher. Aber diesmal hat es sich gelohnt, den Wecker zu stellen. Denn wir stehen vor allen anderen oben an der Seceda in Gröden und genießen einen wundervollen Sonnenaufgang inmitten markanter Dolomitengipfel. Im Anschluss geht es dann über die wunderschöne La Longia gen Tal. Diese Abfahrt ist definitiv eine der schönsten in Val Gardena, und gleichzeitig zählt sie mit einer Länge von 10,5 Kilometern zu den längsten Pisten Südtirols.
Lohnt sich die La Longia – Skiabfahrt in Gröden?
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Mit einer Länge von 10,5 km gilt die La Longia als eine der längsten Pisten der Alpen. Los geht’s an der Seceda auf über 2.500 Meter Höhe. Von dort führt die Abfahrt bis nach St. Ulrich hinab. Die komplette Piste ist rot markiert und somit auch für fortgeschrittene Anfänger schon gut machbar. Vor allem, weil es nur eine kurze, steilere Passage gibt. Ansonsten ist sie im oberen Bereich richtig schön breit und hier kann man über die umliegende Kulisse staunen. Im unteren Teil wird sie schmaler und führt durch eine Art Schlucht hindurch. Für die Pause zwischendurch gibt es auch die eine oder andere Hütte am Wegesrand.
Wenn ihr die Piste auch ganz alleine fahren möchtet, empfehle ich, an der Frühfahrt teilzunehmen. Denn nach Voranmeldung kommt man ab Gröden regelmäßig mit weiteren Teilnehmern schon vor dem offiziellen Liftstart auf die Seceda hinauf. So sind wir unter der aufgehenden Sonne über die noch leere und perfekt präparierte Piste hinab gesaust.
Fototipp: Die Aussicht an der Seceda lädt zum Verweilen ein. Mit Blick auf die Geislerspitzen, das Sella-Massiv und den Langkofel lohnt sich das eine oder andere Foto, oder auch der Schwenk mit der Kamera. Ein zweites cooles Fotomotiv befindet sich im letzten Drittel der Abfahrt. Hier, mitten in der Schlucht, könnt ihr je nach Wetter riesige Eiszapfen sehen.
Anreise nach St. Ulrich in Gröden
| Höchster Punkt: | 2.518 m |
| Länge: | 10,5 km |
| Höhenmeter: | 1.283 m |
| Einkehrtipp: | Val d’Anna Hütte |
| Beste Reisezeit: | November – April |
Es ist noch dunkel, als wir an der Seilbahnstation in St. Ulrich ankommen. Dementsprechend sind wir bereits am Vortag angereist. Für die Fahrt nach Gröden solltet ihr ab München ungefähr 3,5 Stunden einplanen. Je nach Verkehr geht es auch etwas schneller. An der Mautstelle Klausen-Gröden verlasst ihr die Brennerautobahn und dann geht es die letzten Meter über die Landstraße. Ich finde es immer wieder faszinierend, wie man eigentlich schon längst auf die Dolomiten zufährt, sie aber doch erst im letzten Moment wahrnimmt.
Und der Augenblick, an dem erstmals eines der markanten Felsgebilde vor der Windschutzscheibe auftaucht, ist für mich immer noch magisch. So auch diesmal. Denn plötzlich ragt der imposante Langkofel vor uns auf. Er wird von der untergehenden Sonne angestrahlt und die Felswände scheinen orange zu glühen. Wunderschön! Wir kommen genau zur richtigen Zeit. Denn auch, wenn ich nun schon einige Male in der Gegend war, wird diese Landschaft nie langweilig.
Übrigens: Falls ihr nicht unbedingt bei der Frühfahrt dabei sein möchtet, könnt ihr alternativ auch ab St. Christina zur Seceda hinauffahren.
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Sonnenaufgang an der Seceda
In der Morgendämmerung schweben wir schließlich nach oben. Neben uns haben sich noch rund 20 weitere Frühaufsteher zur „Ersten Spur“ angemeldet. Zwei Skilehrer sind auch noch dabei. Gemeinsam geht es erst in den gemütlichen Gondeln und später in der Kabinenbahn bis auf 2.500 Meter Höhe hinauf.
Eisige Luft empfängt uns an der Seceda. Kein Wunder, denn der Himmel verfärbt sich zwar schon langsam, von der Sonne selbst fehlt allerdings noch jede Spur. Das Timing hätte trotzdem kaum besser sein können. Denn nur zehn Minuten später bahnen sich die ersten Sonnenstrahlen ihren Weg über die markanten Felstürme.
Die Sonne geht direkt neben dem Sellamassiv auf. Besser könnte es kaum sein. Ich blicke eine Zeit lang wie gebannt auf das Naturspektakel und genieße, dass ich genau in diesem Moment hier oben stehen darf. Zu meiner Linken ragen die Geislerspitzen in die Höhe. Diese Felsnadeln sind ja auch im Sommer ein beliebtes Fotomotiv.
Dann folgt schon das Sellamassiv und auch die Flanke des Langkofels wird bereits angestrahlt. In der Richtung, aus der wir hochgekommen sind, ist dann auch noch der Schlern zu erkennen. Es wird Zeit, die Ski anzuschnallen. Denn die Sonne tut im Gesicht zwar ganz gut, mittlerweile wird mir aber auch ein bisschen frisch.
Breite Piste der La Longia mit toller Aussicht
Am Anfang müssen wir noch ein bisschen auf die Orientierung achten. Direkt an der Bergstation geht es nach rechts weg und vor uns liegt ein breiter, gleichmäßig geneigter Hang. Die einzelnen Schneekristalle funkeln im Licht der aufgehenden Sonne. Die Rillen der Piste sind noch perfekt in Schuss. Niemand ist bisher hier rübergefahren. Und wir ziehen nun die ersten Spuren in den Schnee.
Ein Grinsen breitet sich auf meinem Gesicht aus. Kann es denn noch schöner sein? In gleichmäßigen Schwüngen sause ich auf das grandiose Panorama zu. An der Curona-Hütte biegen wir dann nochmals rechts ab. Ab jetzt können wir uns nicht mehr verfahren.
Langsam wird die Muskulatur warm und wir folgen einer engeren Passage mit zwei steilen Kurve. Dadurch, dass ich weiß, dass vor uns niemand sein kann, düse ich mit schöner Geschwindigkeit um die Ecke und genieße den Speed. Der weitläufige Hang, der dann auf mich wartet, lädt ebenso zu sportlichen Schwüngen ein.
Aber hier ist auch das Panorama noch richtig gut. Weil ich während des Skifahrens nicht nur auf die Bergwelt achten kann, bleibe ich noch einmal stehen und lasse die Szenerie auf mich wirken. Die La Longia ist lang genug. Wir müssen nicht von oben bis unten durchhetzen. Es ist schön, sich Zeit für solche Momente nehmen zu können.
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Abfahrt durch einen Canyon
Dann lasse ich es aber doch ein Stückchen laufen und genieße die natürlichen Wellen und steileren Passagen, die auf der Abfahrt warten. Es geht mittlerweile durch den Wald hindurch. Und so taucht vor uns plötzlich die Mittelstation der Seilbahn auf. Halbzeit. Auch für uns.
Das untere Teilstück ist allerdings keinesfalls langweilig. Es wird sogar noch mal super spektakulär. Denn wir fahren geradewegs in eine Schlucht hinein. Rechts und links der Piste ragen Felswände auf. An einigen Stellen sehen wir gefrorene Eiszapfen, die sich teils meterhoch erstrecken. Dieser Canyon wirkt fast unecht.
Wir lassen die Felsen hinter uns und stellen uns einer letzten Herausforderung. Das steilste Stück der Piste wartet nämlich erst noch. Aber keine Sorge, es ist zwar knackig, aber auch kurz. Danach geht es wieder mäßig weiter. Ich setze zum Kurzschwung an und nehme am Ende für die folgende flache Passage etwas Schwung mit. Der Auslauf führt uns bis vor die Val d’Anna-Hütte. Geschafft!
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Fazit
In der Val d’Anna-Hütte lassen wir uns ein leckeres Frühstück schmecken. Solch einen Start in den Tag mit Sonnenaufgang, erster Abfahrt und dann einem reichhaltigen Frühstück mit gutem Kaffee könnte ich mir öfter vorstellen. Wenn nur das frühe Aufstehen nicht wäre … aber auch, wenn ihr nicht zu den Early Birds gehört, könnt ihr die Abfahrt genießen. Ich bin sie auch nachmittags nochmals gefahren und fand sie immer noch sehr gut.
Gleichzeitig ist sie eine der Legendary 8. Darunter versteht man acht besondere Pisten in Val Gardena-Gröden. Wenn ihr eine sportliche Herausforderung sucht, ist es vielleicht eine Challenge, alle acht Pisten an einem Tag zu meistern. Neben der La Longia zählt auch die Gardenissima an der Seceda dazu.
An der Seiser Alm wartet die Pilat-Abfahrt und es geht natürlich auch zur berüchtigten Weltcup-Abfahrt Saslong. Darüber hinaus werden die Kanten auf der Ciampinoi zum Glühen gebracht und etwas gemütlicher sind die Abfahrten Falk, Cir und Bravo.
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