So viele kleine Wasserfälle, die sich wider Erwarten tosend ihren Weg nach unten suchen und einen Fluss bilden. Ich stehe hier auf der Holzbrücke mit dem leicht wackeligen Geländer und fühle mich mindestens 100 Jahre in die Vergangenheit versetzt. Kleine Mühlen, die heute noch Mehl mahlen, umgeben von kristallklarem Wasser, das sich in wunderschönen kleinen Wasserfällen ergießt. Die Wasserfälle von Krupa na Vrbasu sind ein abgelegenes Naturparadies, das man erst bei etwas genauerer Recherche im Herzen von Bosnien und Herzegowina entdeckt.
Lohnt sich die Wanderung zu den Krupa-Wasserfällen?





Bosnien wird meist mit grüner, wasserreicher Natur in Verbindung gebracht und viele Wasserfälle sind inzwischen bekannt. Die Krupa Wasserfälle sind noch eine etwas versteckte Perle. Umso schöner, dass man solche Naturschönheiten findet, wenn man sich die Zeit im Land nimmt und geduldig nach Neuem sucht. Wir sind hier etwa 30 Kilometer südlich der Stadt Banja Luka, die nach Sarajevo die zweitgrößte Stadt Bosniens ist.
Dass „Krupa“ sowohl Fluss- als auch Ortsname ist und „Krupa na Vrbasu“ so viel wie „Der Fluss Krupa, am Fluss Vrbas“ bedeutet, musste ich erst einmal kurz im Kopf sortieren. Fakt ist aber, dass es hier einen wirklich schönen, idyllischen Wasserfall gibt, oder besser gesagt, viele kleine Wasserfälle, die ein ganzes Wasserfallbett bilden.
Fototipp: Gleich zu Beginn der Wanderung, auf der ersten Holzbrücke direkt zwischen den Wassermühlen, hat man den besten Blick auf die Krupa Wasserfälle. Stellt eure Kamera oder Handy am besten auf Langzeitbelichtung ein – so wirkt das Wasser wunderschön fließend und sanft.
Anreise nach Krupa na Vrbasu
| Lage: | Bosnien |
| Strecke: | 3,5 km |
| Gehzeit: | 1 Stunde |
| Must-See: | Wassermühlen |
| Anreise: | Pkw |
Um nach Krupa na Vrbasu zu kommen, orientiert ihr euch am besten von Banja Luka aus – dort ist auch der nächstgelegene Flughafen. Viele FlixBusse fahren auch über z. B. Zagreb oder Ljubljana nach Banja Luka, aber von dort aus empfehle ich euch auf jeden Fall einen Mietwagen zu nehmen, damit ihr euch gut im Land bewegen könnt.
Mit dem eigenen Auto fährt man über Österreich und Slowenien nach Kroatien und dann über die Stadtautobahn bei Zagreb zum Grenzübergang Gradiška. Jetzt seid ihr in Bosnien und braucht von dort eine knappe Stunde nach Banja Luka und eine weitere halbe Stunde in südlicher Richtung nach Krupa na Vrbasu.
Gleich nach dem Ortsschild biegt ihr beim Schild ‚Slapovi‘ mit dem aufklärenden Symbol eines Wasserfalls rechts in eine Seitenstraße ab. An der nächsten Abzweigung geht es links steil bergab und nach einem halben Kilometer erreicht man den Parkplatz kurz vor den Wasserfällen.
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Kostenloser Parkplatz und frisches Mehl
Schon beim Aussteigen hören wir das Wasser rauschen. Parkgebühren oder Eintrittskarten für die Sehenswürdigkeit gibt es nicht. Bosnien ist wirklich noch sehr kostengünstig zu erkunden. Wir spazieren zu der kleinen Hütte, die nur wenige Meter oberhalb des Parkplatzes liegt und zu der ein Holzsteg führt.
Die Hütten hier links und rechts vom Steg sind schon die alten Mühlen, bei denen man mit etwas Glück sogar frisches Mais-, Weizen- oder Buchweizenmehl kaufen kann. Manchmal gibt es auch fertige Brötchen oder Uštipci, ein Hefebrot, das mit unseren gebackenen Mäusen vergleichbar ist.
Natur in ihrer ursprünglichsten Form an den Krupa Wasserfällen
Doch nun zu den rauschenden Wassermassen. In ganz vielen kleinen Wasserfällen fließt das glasklare Wasser hier zwischen den Mühlen sanft die moosbewachsenen Stufen hinab. Bis viele Meter dahinter zu einer weiteren Hütte wiederholt sich diese natürliche Gegebenheit und es scheint, als ob hier die Natur noch in ihrer ursprünglichsten Form existieren darf.
Oft sind Bäche und Flüsse schon optimiert geleitet und verbaut, hier aber sucht sich das Wasser seinen Weg, wo es gerade passt. Wir wandern am rechten Flussufer entlang – die Wasserfälle zum Greifen nah. Bei den ersten Stufen des Wasserfalls führt wieder eine kleine Brücke auf die andere Seite und von hier aus beginnt die gemütliche Wanderung bis zum Ursprung des Flusses, sozusagen zur Krupa-Quelle.
Wanderung zum Ursprung der Quelle
Der anfangs noch breite Wanderweg verläuft durchgehend direkt neben dem Bach. Nach etwa einem halben Kilometer merkt man schon deutlich, dass der Bach schmaler wird und auch der Gehweg allmählich in einen Pfad übergeht.
Es ist sehr ruhig, kaum eine Menschenseele, nur das Rauschen des Wassers und ein paar Vögel sind zu hören. Auf dieser Wanderung kann man sich nur sehr entspannt und entschleunigt fühlen. Inzwischen sind wir fast am Ende und sozusagen am Ursprung der Krupa angekommen. Hier führt wieder eine kleine Brücke auf die andere Seite des mittlerweile sehr schmalen Baches. Die Natur hier im Herzen Bosniens hat mein Herz im Sturm erobert und ich atme tief die frische, leicht nach Moos riechende Luft ein.
Zurück geht es den ersten Kilometer auf dem gleichen Weg, dann wechselt man auf die andere Seite des Baches und geht auf einem sehr schmalen Pfad wie auf einem kleinen Trail immer etwas bergab direkt am Wasser entlang zurück. Der Rundweg endet an der letzten Mühlenhütte, wo wir uns zu einer kurzen Rast mit Blick auf die Krupa-Wasserfälle niederlassen. Leider erwischen wir jetzt am Nachmittag keine frisches Uštipci mehr direkt von der Mühle, aber im Restaurant gegenüber kann man auch einkehren.
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Fazit
Wir waren im Dezember bei den Krupa-Wasserfällen. Am eindrucksvollsten sollen sie im April und Mai sein, wenn der Wasserstand am höchsten ist. Die Wanderung in dieses so abgelegene Naturparadies gehört definitiv zu den echten Genusswanderungen und ich würde sie jederzeit wieder machen. Nur 500 Meter weiter befindet sich die serbisch-orthodoxe Klosterkirche von Krupa na Vrbasu, die vor allem im Inneren sehr schön und einen Besuch wert ist.
Wenn ihr die Wanderung noch ausdehnen möchtet, könnt ihr zur Burgruine Greben aufsteigen. Von den Überresten der Mauern und Türme hat man einen beeindruckenden Blick über das Dorf und den Vrbas-Canyon. Gegenüber blickt man auch auf das Dorf Krmine, das auf einem Hochplateau liegt und wo es eine riesige Steinbrücke (Kameni Most) zu entdecken gibt. Nur knapp 30 Kilometer nördlich solltet ihr außerdem einen Halt bei Banja Luka machen. Hier findet ihr mit den Heißen Quellen einen kleinen Geheimtipp in Bosnien.
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