Karlsruher Grat: Alpiner Klettersteig im Schwarzwald

Alpine Kletterpartien gibt es nicht nur in den Alpen, sondern auch im Schwarzwald, wie ich begeistert feststellen konnte. Der Karlsruher Grat bei Ottenhöfen bietet vieles, was das Kraxlerherz begehrt: magische Aussichten, schweißtreibende, schmale Pfade über steile Felsen und faszinierende Aha-Momente. Und vor allem ist dieses spektakuläre Ausflugsziel für trittsichere Menschen oder Familien ohne große Klettererfahrung zu schaffen. Kommt mit mir zum Karlsruher Grat, dem einzigen alpinen Klettersteig im Nordschwarzwald.

Lohnt sich die Wanderung zum Karlsruher Grat bei Ottenhöfen?

Mit einem etwas mulmigen Gefühl bin ich das Gottschlägtal hinauf zum Klettersteig gelaufen. Definitiv bin ich kein Kletterer und habe ziemlichen Respekt vor Wegen knapp am Abgrund. Oben angekommen, habe ich mich der Herausforderung gestellt und bin auf dem Karlsruher Grat entlanggelaufen.

Dieser Klettersteig ist etwa 400 Meter lang und besteht aus mehreren Felsen, die miteinander verbunden sind. Ein grandioser Felssporn kann auf waghalsige Weise erklettert werden. Es gibt keine fest installierten Seile.

Eine trockene Witterung ist also absolute Pflicht, wenn ihr den Felsgrat erklimmen wollt. Wie auf einem Thron saß ich, links und rechts der Abgrund, und war begeistert von der Aussicht. Der Karlsruher Grat ist auch für Anfänger des Kletterns und für fitte Wanderer ohne Höhenangst absolut geeignet und empfehlenswert.

Wie ist der Karlsruher Grat entstanden?

Klettert ihr auf dem Karlsruher Grat, dann macht euch klar: Ihr befindet euch auf 290 Millionen Jahre altem Vulkangestein. Damals ergoss sich das Magma aus einem urzeitlichen Vulkan in eine Gesteinsspalte. Der heiße Lavafluss stockte und erkaltete, es entstand Quarzporphyr. Dieser ist ungleich härter als die umgebenden Gesteine. Die Erosion tat ihr Werk über Jahrmillionen, übrig blieb der hoch aufragende Felsgrat. Wenn ihr euch das bewusst macht, werdet ihr mit noch größerer Ehrfurcht hinab ins Tal blicken.

Fototipp: Vom Gottschlägtal aus kriegt ihr den Karlsruher Grat in der Totale aufs Bild. Allerdings lohnt es sich, den richtigen Moment zu erwischen: Die Sonne sollte auf die Felsen scheinen, damit deren Struktur deutlich zum Ausdruck kommt. Dann wirken sie beinahe magisch. Macht am besten eure Bilder, bevor ihr hinauf lauft.

Anreise zum Karlsruher Grat im Schwarzwald

Lage:Östlich von Ottenhöfen
Länge:Ca. 400 m
Must-Do:Aussichtspunkt Herrenschrofen
Höhe:Ca. 750 m
Beste Reisezeit:Trockene Witterung

Nehmt vom Rheintal aus die Autobahn A5, Ausfahrt Achern Richtung Ottenhöfen. Am schönsten kommt ihr zu Fuß zum Karlsruher Grat, wenn ihr euer Auto unten abstellt. Es gibt einen Parkplatz mitten auf einem Steinbruchgelände. Achtet in Ottenhöfen auf das Schild „Edelfrauengrab-Wasserfälle/Karlsruher Grat“. So erlebt ihr beide faszinierende Sehenswürdigkeiten an einem Tag.

Habt ihr wenig Zeit, könnt ihr auch von Norden her zum Karlsruher Grat gelangen. Oberhalb von Seebach gibt es einen Parkplatz. Wenn ihr mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen wollt, ist das gar kein Problem: Fahrt mit der Achertalbahn von Achern aus bis nach Ottenhöfen (Endstation). Dann führt die Wanderung am Gottschlägbach entlang hinauf zu den Felsen.

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Keine besondere Klettererfahrung notwendig

Auch wenn der Karlsruher Grat keine besondere Klettererfahrung erfordert, ist Vorsicht trotzdem geboten. Zieht unbedingt Schule mit gutem Profil an. Wander- oder Trekkingschuhe, nicht zu klobig und zu schwer, machen auf jeden Fall Sinn. Viele sind dort oben auch mit Joggingschuhen o. Ä. unterwegs. Da besteht aber die Gefahr, auf dem unebenen Gelände abzuknicken.

Sind die Felsen nass oder wird Regen vorausgesagt, würde ich den Karlsruher Grat nicht begehen. Ebenso gilt das, wenn Schnee auf den Felsen liegt. Nicht nur dann gibt es einen Umgehungsweg. Auf dem Grat selbst habe ich auch Familien mit Kindern gesehen.

Die Kleineren im Grundschul- oder Kindergartenalter waren mit Seilen gesichert. Nehmt also eure Kletterausrüstung mit, wenn ihr Kinder dabeihabt. Abraten würde ich allerdings vom Beklettern des Felssporns. Aus meiner Sicht ist das zu gefährlich.

Hinauf zum Klettersteig am Karlsruher Grat

Die Wanderung vom Parkplatz am Steinbruch nach oben zum Karlsruher Grat dauert eine knappe Stunde, ist aber absolut kurzweilig. Immer am Bach entlang erlebt ihr dabei die mehrstufigen Edelfrauengrab-Wasserfälle. Weiter oben öffnet sich das Gottschlägtal etwas, ein Bauernhof und Wiesen kommen in den Blick.

Zunächst sehe ich die einzeln aufragende Felsnadel Falkenschrofen, die nicht direkt zum Karlsruher Grat gehört. Dann macht der Weg eine scharfe Linkskurve. An einem hölzernen Tresen namens „Schnapsbrunnen“ könnt ihr euch nochmal mit alkoholfreien Getränken gegen einen Obolus stärken. Den Schnaps solltet ihr aber besser erst auf dem Rückweg probieren.

In schmalen Serpentinen geht es steil hinauf. Dabei kreuzt ihr einen „Mini-Urwald“ und eine Schotterfläche. Dort bitte nicht kraxeln, das Gebiet steht unter Naturschutz. Auf dem Aussichtsfelsen Herrenschrofen angekommen, mache ich erst mal Rast und genieße den Blick auf die bewaldeten Gipfel. Versäumt es nicht, diese Felskanzel zu besteigen, sie ist ein vielversprechender Vorgeschmack auf den Klettersteig.

Auch interessant: Lotharpfad im Schwarzwald – Spuren des Jahrhundert-Orkans

Klettern auf dem Karlsruher Grat

Die ersten Meter auf dem Karlsruher Grat sind relativ harmlos, aber lasst euch nicht täuschen: Der eigentliche alpine Klettersteig beginnt beim ersten Kraxeln über einen Fels. Erwartet hier keine Treppenstufen, Drahtseile oder Leitern wie in den Alpen oder der Sächsischen Schweiz.

Der etwa 400 m lange Klettersteig Karlsruher Grat ist unmarkiert. Ihr müsst euch also selbst den Weg bahnen und entscheiden, wo euch die Kletterei am angenehmsten ist. Mehrere Felsen folgen aufeinander, ich komme ganz schön ins Schwitzen.

Tolle Aussichten über die Wälder und umliegenden Gipfel begeistern mich. Vor mir klettert eine Familie mit einem kleinen Sohn, der sozusagen „an der langen Leine“ des Papas vorausläuft.

Auf dem Felssporn hoch über dem Tal

Nichts für Kinder ist es allerdings, den nach vorne auskragenden Felssporn zu besteigen. Ich fasse mir ein Herz, obwohl es links und rechts einige Meter abwärtsgeht und hier kein echter Pfad mehr existiert. Oben sitze ich auf einem Felsen und lasse die grandiose Aussicht über die Gipfel und Wälder bis hinüber nach Ottenhöfen auf mich wirken.

Die Sonnenstrahlen wärmen mich und ich fühle mich königlich. Ein paar Kletterer haben sich noch weiter nach vorn zu tiefer gelegenen Felsen gewagt. Das ist aber definitiv nichts mehr für durchschnittliche Wanderer wie mich. Von Weitem sehe ich ein Kreuz, das den Endpunkt des Sporns markiert.

Ich bin denselben Weg wieder hinuntergelaufen. Wenn ihr den Klettersteig aber mit einer längeren Wanderung verbinden wollt, bietet sich der „Genießerpfad Karlsruher Grat“ an. Dieser Premium-Rundwanderweg startet beim Kurpark in Ottenhöfen und ist knapp 12 Kilometer lang.

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Fazit

Habt ihr im nördlichen Schwarzwald Sehnsucht nach einem richtigen Klettersteig, dann lohnt sich der Karlsruher Grat unbedingt. Hier könnt ihr eure Kletterkünste ausprobieren, auch ohne große Erfahrung ist das bei Trittsicherheit und Schwindelfreiheit gut zu schaffen.

In der Nähe locken weitere faszinierende Ausflugsziele im Nordschwarzwald: Wenige Kilometer entfernt befinden sich die Allerheiligen-Wasserfälle und der Lotharpfad. Auch die Hornisgrinde, der höchste Gipfel des Nordschwarzwaldes, lockt in Sichtweite.

Lage

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