Hochkalter-Überschreitung in den Berchtesgadener Alpen

Ich liebe Überschreitungen von Berggipfeln, weil man dadurch viel mehr von der umliegenden Landschaft sieht. Hier auf dem Gipfel des Hochkalter könnte der Kontrast kaum größer sein. Ich blicke hinunter auf die Reste des Blaueisgletschers und denke gleichzeitig an den bevorstehenden Abstieg durch das Ofental, das (kleiner Spoiler) in der Mittagshitze seinem Namen alle Ehre machen wird. Der Hochkalter ist sozusagen der direkte Nachbar des Watzmanns. Hier erfahrt ihr alles zur Tour.

Lohnt sich die Hochkalter-Überschreitung?

Der Hochkalter liegt mitten im Nationalpark Berchtesgaden. Sein Gipfel ist nur 100 Meter niedriger als der seines Nachbarn, des berühmten Watzmanns. Die Besteigung bzw. Überschreitung des Hochkalters ist jedoch nicht weniger anspruchsvoll und daher nur erfahrenen und konditionsstarken Bergsteigern zu empfehlen.

Sein hölzernes Gipfelkreuz am höchsten Punkt steht auf stolzen 2.607 Metern und macht ihn damit zu einem der höchsten Berge Deutschlands. Vor allem die Überschreitung über den Schönen Fleck mit dem langen Abstieg durchs Ofental ist eine lohnende, aber anstrengende Rundtour.

Fototipp: Wenige Meter von der Blaueishütte entfernt seht ihr die letzten Reste des Blaueisgletschers inmitten eines schroffen Gipfelkranzes. Ein imposanter Anblick, den ihr unbedingt fotografieren solltet, solange der Gletscher noch existiert. Außerdem ist hier euer gesamter Aufstiegsweg auf den Hochkaltergipfel zu sehen.

Anreise nach Ramsau bei Berchtesgaden

Strecke:18,4 Km
Höhenmeter:1.825 Hm
Gehzeit:10 Stunden
Schwierigkeit:schwer
Einkehrtipp:Blaueishütte

Ausgangspunkt für die Bergtour auf den Hochkalter ist das kleine Bergsteigerdorf Ramsau bei Berchtesgaden – genauer gesagt am Hintersee. Von München aus ist es eine ca. zweistündige Autofahrt über Rosenheim und am Chiemsee vorbei bis zur Ausfahrt Piding. Über Bad Reichenhall gelangt man nach Ramsau bei Berchtesgaden und folgt der Beschilderung zum Hintersee. Dort gibt es mehrere kostenpflichtige Parkplätze.

Die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist über den nächstgelegenen Bahnhof in Berchtesgaden möglich. Zum Hintersee fährt die Buslinie 846. Da die Hochkalter-Überschreitung eine Ganztagsaktivität ist, empfehle ich bei einer längeren Anreise eine Übernachtung auf der Blaueishütte. So könnt ihr am Anreisetag gemütlich zur Hütte aufsteigen und am nächsten Tag zur Überschreitung starten. Die Hütte ist ein sehr beliebter Stützpunkt für viele Touren und dementsprechend oft ausgebucht.

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Genügend Wasservorrat im Rucksack

Ich bin echt stolz auf mich und meine Tourenpartnerin, denn wir sind heute wirklich sehr früh am Start. Es ist 6 Uhr morgens, als wir unsere Rucksäcke schnappen und die Wanderstöcke auf die richtige Länge einstellen. Heute haben wir vor allem Wasser im Gepäck, denn bei dieser Tour ist die Anstrengung am Gipfel noch lange nicht vorbei. Es folgt ein richtig langer und vor allem heißer Abstieg durch das Ofental.

Festes Schuhwerk ist Pflicht, das Klettersteigset könnt ihr getrost zu Hause lassen, denn anders als bei der Watzmann-Überschreitung gibt es hier keine Sicherungsseile zum Einhängen im Fels. Gute Kondition, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit im 1. und 2. Schwierigkeitsgrad sind unbedingt erforderlich.

Alle Wege der Tour sind gut markiert und beschildert, ein kurzer Blick vorab in die Wanderkarte schadet aber nicht, um auch bei Nebel die Orientierung zu behalten.

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Aufstieg über die Blaueishütte zum Blaueisgletscher

Auf einem breiten Schotterweg mit angenehmer Steigung geht es in mehreren Kurven und Serpentinen an der Schärtenalm vorbei. Von dort ist es nicht mehr weit bis zur Talstation der Materialseilbahn zur Blaueishütte. Nun geht es steil hinauf zur Blaueishütte, um welche herum auffallend große Felsbrocken verstreut liegen.

Zu verführerisch duftet es aus der Hütte, sodass wir fast eine kurze Pause für ein zweites Frühstück einlegen müssen. Wir gönnen uns zwei Kaffee mit einem geteilten Stück Kuchen – die Hütte rühmt sich für ihre großen Stücke nach dem Motto „Kuchen unter 300 g sind Kekse“.

Hinter der Hütte wandern wir direkt auf den Blaueisgletscher zu. Bei zwei großen Felsblöcken mit Wegweisern biegen wir rechts ab und müssen eine steile, unangenehm zu gehende Geröllrinne aufsteigen. Diese endet an einer mehrere Meter hohen Felsplatte, welche man mit Kletterstellen im 1.-2. Schwierigkeitsgrad frei hochklettern muss.

Wer hier schon Probleme mit Ausgesetztheit oder Höhenangst hat, sollte umkehren. Oben an der Felswand angekommen, stehen wir nun am Schönen Fleck, einem Aussichtspunkt mit einem wirklich fantastischen Rundblick und auch Tiefblick zur Blaueishütte und dem Hintersee.

Watzmannblick am Gipfel des Hochkalter

Durch ein wildes Felslabyrinth geht es nun über den Grat, an dessen Ende bereits der Hochkaltergipfel zu sehen ist. Eine weitere Kletterstelle (Schwierigkeit II) ist noch zu überwinden, ansonsten folgt nun überwiegend Gehgelände.

Vorbei an Rotpalfen und Kleinkalter haben wir einen fantastischen Blick auf den Blaueisgletscher. Er ist (noch) der nördlichste Gletscher der Alpen und leider vom Klimawandel so stark betroffen, dass er in wenigen Jahren ganz verschwunden sein wird.

Noch etwas in Gedanken versunken, stehe ich vor dem etwas ausgesetzten Gipfelaufschwung. Es ist geschafft! Wir stehen beim Gipfelkreuz des 2.604 Meter hohen Hochkalters. Der Watzmann lacht aus nächster Nähe herüber, und wir sehen hier ganz deutlich den fast 3 Kilometer langen Grat, der vom Watzmannhaus bis zur Südspitze reicht. Jetzt machen wir erst mal eine wohlverdiente Gipfelrast, bevor wir den Abstieg durch das Ofental antreten.

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Fazit

Das Ofental macht seinem Namen an diesem Tag alle Ehre. Im stark abgeschliffenen Fels und durch das viele Geröll fühlt sich die Mittagshitze hier im Kar wirklich wie in einem Backofen an. Erleichtert kommen wir unten im Klausbachtal an und es folgt noch ein längeres, flaches Gehstück zurück zum Parkplatz.

Die Hochkalter-Überschreitung ist eine der großzügigsten Touren in den Berchtesgadener Alpen und meiner Meinung nach auch eine der schönsten. Alternativ können sehr erfahrene und gut ausgerüstete Bergsteiger auch direkt über den Blaueisgletscher, kombiniert mit einem Abstecher zur Blaueisspitze, auf den Hochkalter steigen. Solange der Blaueisgletscher noch existiert, ist diese Variante für mich die eindrucksvollste Besteigung des Hochkalter.

Technisch weniger anspruchsvoll und mittlerweile bei vielen beliebt ist der Aufstieg auf die Schärtenspitze, ebenfalls über die Blaueishütte. Wer einsamere Touren rund um den Hintersee bei Ramsau sucht, wird auf der Reiteralpe fündig.

Lage

Praktische Links

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