Hundertwassers Grüne Zitadelle in Magdeburg

Immer wieder bleibe ich stehen und bin von den bunten und außergewöhnlichen Formen beeindruckt! Der österreichische Künstler Friedensreich Hundertwasser war nicht nur Maler, er hat auch die vielleicht außergewöhnlichsten Bauwerke hinterlassen. Seine größte und letzte Architektur steht in Magdeburg – die Grüne Zitadelle verzaubert Kunst- und Architekturfans gleichermaßen und muss sich hinter dem bekannteren Hundertwasserhaus in Wien nicht verstecken. Definitiv ein Must-See in Deutschland. Und obendrein gibt es einen 360-Grad-Blick auf die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts.

Lohnt sich der Besuch der Grünen Zitadelle von Magdeburg?

Wo bis 1959 die im Krieg zerstörte Nikolaikirche stand, wurde in den 1970er Jahren durch einen Plattenbau Wohnraum geschaffen. 1995 erging dann eine Anfrage an den Künstler Friedensreich Hundertwasser, ob er die Umgestaltung des Bauwerks übernehmen würde. Später wurde aus der ursprünglichen Umgestaltung dann ein Neubau, an dem Hundertwasser bis kurz vor seinem Tod im Jahr 2000 arbeitete.

Obwohl sich in der Landeshauptstadt auch viel Unmut über das Projekt unweit des altehrwürdigen Domplatzes breit machte, wurde das Bauwerk 2004 bis 2005 errichtet. Es verfügt über 55 Wohnungen, zwei große Innenhöfe mit Läden und Gastronomie, eine Kita, ein Theater, ein kleines Hotel sowie Arztpraxen und ein Standesamt. Inzwischen gehört die Grüne Zitadelle von Magdeburg zu den Top-Sehenswürdigkeiten Magdeburgs und zieht viele Gäste aus Nah und Fern an.

Fototipp: Wer sich ein bisschen Zeit nimmt, kann viele liebevolle und kunterbunte Details finden, die sehr fotogen sind, beispielsweise die Vogelhäuschen. Wirklich tolle Fotos von Magdeburg schießt ihr hingegen vom Turm.

Anreise zur Grünen Zitadelle von Magdeburg

Lage:nahe Domplatz
Anreise:ÖPNV
Must-Do:Führung
Erbaut:2004–2005
Must-See:360-Grad-Blick

Die Grüne Zitadelle zu Magdeburg liegt zentral, unweit des Domplatzes, am Breiten Weg 8–10A. Wer von außerhalb mit dem Zug anreist, steigt am Magdeburger Hauptbahnhof aus und kann den Rest des Weges zu Fuß zurücklegen. Für die ca. 800 Meter Entfernung braucht ihr etwa 10 Minuten. Wer sich den Fußweg komplett ersparen möchte, nutzt die Straßenbahn. Die Haltestelle „Leiterstraße“ befindet sich direkt vor der Grünen Zitadelle und wird von den Linien 2, 5, 9 und 10 angefahren.

Solltet ihr mit dem PKW anreisen, gibt es in der Innenstadt beispielsweise am Domplatz, auf dem Breiten Weg und in zahlreichen Seitenstraßen öffentliche Parkplätze, die tagsüber allerdings kostenpflichtig sind. Zudem führen Fahrradwege an der Grünen Zitadelle vorbei, und es gibt dort auch Möglichkeiten, um das Fahrrad abzustellen.

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Sehenswürdigkeit mit WOW-Effekt

Wenn ihr auf euer Ziel zusteuert, werdet ihr sicher auch einen kleinen „Ooohh“-Moment haben. Das Gebäude ist einfach schon von weitem ein architektonischer Blickfang, wie man ihn nur selten findet. So bunt und fröhlich und völlig ohne gerade Linien, die der Künstler als „gottlos und unmoralisch“ bezeichnet hat, denn in der Natur gibt es auch keine geraden Linien.

Beim Umrunden des lustigen Baus fallen einem nicht nur die kunterbunten Säulen sofort ins Auge, sondern auch die Türme mit den goldenen Kugeln und natürlich, dass sowohl die Fassade als auch das Dach mit Pflanzen bewachsen ist.

Die beiden Innenhöfe sind öffentlich zugänglich. In dem kleineren wimmelt es nur so vor bunten Vogelhäuschen, und im größeren der Höfe plätschert ein Brunnen vor sich hin. Hier duftet es zumindest tagsüber herrlich nach Waffeln, die im Café „Alt Magdeburger“ frisch gebacken werden und auch im Hof gegessen werden können.

In der „Information & Shop“ gibt es jede Menge Hundertwasser-Souvenirs wie Poster, Magnete oder Tassen. Außerdem bekommt ihr hier auch die Tickets für die Führungen. Die Teilnahme kann ich euch dringend empfehlen, denn ihr erfahrt dabei nicht nur viel über den Künstler und die Grüne Zitadelle, es ist vor allem die einzige Möglichkeit, um den Turm und die Dachterrasse zu besuchen (sofern man nicht Mieter ist).

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Führung durch die Grüne Zitadelle Magdeburgs

Die Führung startet direkt vor dem Shop im großen Innenhof, wo es die ersten Infos gibt. Bevor es weitergeht, werden die Teilnehmer gebeten, bewusst auf ihren Gang zu achten. Und tatsächlich fällt erst dann so richtig auf, dass man sich nicht ebenerdig fortbewegt, sondern dass der gesamte Boden mit leichten Wellen verläuft, aus unterschiedlichen Steinen zusammengesetzt wurde, die alle ohne erkennbares oder wiederkehrendes Muster gelegt wurden.

Wie bei vielen anderen hier verbauten Materialien handelt es sich um recyceltes Material. Auch an der Fassade wurden etliche zerbrochene Biberschwänze eingearbeitet, die anderswo abgenommen wurden und ansonsten entsorgt worden wären.

Allein die Säulen und die Fassade könnten einem auffallen, dennoch würden einem ohne Führung etliche Details entgehen. Die bunten Trapeze über den Fenstern beispielsweise sollen die Bewohner bekrönen, wenn sie aus dem Fenster sehen. Aber auch die Bäumchen, die aus einigen Fenstern herauswachsen, fallen in der gesamten Begrünung nicht sofort auf.

Dabei handelt es sich um „Baummieter“, die innerhalb des Gebäudes sozusagen wohnen. Wir erfahren außerdem, dass die anfangs als „Kasperbau“ verschriene Zitadelle, die zunächst stark polarisierte, inzwischen auch bei den Magdeburgern sehr beliebt ist.

Die beste Aussicht auf Magdeburg

Der Turm wurde so errichtet, dass er zwar den Eindruck erweckt, schief zu sein, tatsächlich steht er allerdings gerade. Für die Besteigung muss man allerdings recht fit sein, denn man muss sowohl 8 Stockwerke als auch noch eine Wendeltreppe hinaufsteigen – der Fahrstuhl ist den Anwohnern vorbehalten. Oder wie es die Gästeführerin ausdrückte: „Sie bekommen von uns sogar ein gratis Souvenir zum Mitnehmen: den Muskelkater.“ Der hat sich bei mir allerdings nicht eingestellt.

Oben auf dem Dach des Turms habt ihr wirklich eine geniale Aussicht! Vermutlich die beste der Stadt. Zumindest den einzigen 360-Grad-Ausblick. Der reicht nicht nur zum Elbauenpark mit seinem hölzernen Jahrtausendturm, sondern in die andere Richtung sogar bis zum Brocken im Harz. Das ist allerdings wetterabhängig. Außerdem schaut ihr direkt auf den Magdeburger Dom, das Wahrzeichen der Ottostadt.

Danach geht es wieder runter und an anderer Stelle nochmal viele Stufen hinauf auf die Dachterrasse. Diese bietet zwar keinen so weiten Blick, ist aber nicht weniger schön. Die Dachterrasse wurde komplett begrünt und man fühlt sich hier wirklich wie in einem verwilderten kleinen Park.

An vielen Bäumen hängen Lichterketten, und man kann sich richtig vorstellen, wie schön man hier abends sitzen kann. Auf der Dachterrasse befindet sich außerdem das sogenannte Haus auf dem Haus – also eine kleine Version der Zitadelle nochmal oben drauf. Bis vor einigen Jahren war das Häuschen sogar vermietet, und ich würde sofort meine 7 Sachen packen und die neue Mieterin werden. Allerdings ist das Dachhaus inzwischen nur noch für Veranstaltungen zu haben.

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Fazit

Ich bin generell ein Fan von Hundertwasser und fand den Besuch ein echtes Highlight. Aber auch wenn man sich nicht speziell für seine Kunst begeistern kann, ist die Grüne Zitadelle echt sehenswert. Die Führung dauert etwas über eine Stunde – die würde ich euch wirklich empfehlen, denn ohne verpasst ihr die besten Teile.

Nur wenige Schritte entfernt könnt ihr den Magdeburger Dom besichtigen, die Stadt hat aber noch weitere Sehenswürdigkeiten wie das Kunstmuseum im Kloster Unser Lieben Frauen zu bieten. Wer möchte, kann abends noch einen Theaterbesuch in der Grünen Zitadelle einplanen und danach sogar in der Sehenswürdigkeit schlafen. Das artHOTEL hat 40 Zimmer und ist natürlich auch im Stil der Kunst Hundertwassers gestaltet.

Lage

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