Ich würde ziemlich flunkern, wenn ich sagen würde, dass ich heute nicht maßlos aufgeregt gewesen bin. Noch nie war ich dem Himmel so nahe wie hier am Großglockner. Den höchsten Berg Österreichs kann ich nun meiner Liste der bestiegenen Berge hinzufügen. Das Gefühl, hier beim Gipfelkreuz zu stehen, ist unbeschreiblich. Aber auch die Anstrengung, hier zu stehen, ist erwähnenswert, denn wir sind bereits am Vortag zur Hütte aufgestiegen, um nach einer kurzen Nacht heute Morgen über den Gletscher zum Gipfel zu kommen. Alles über die Tour auf den Großglockner erfahrt ihr hier.
Lohnt sich die Bergtour auf den Großglockner?





Der Großglockner ist mit 3.798 Metern der höchste Berg Österreichs und liegt inmitten des Nationalparks Hohe Tauern in Kärnten. Sein Gipfel ist aber auch ein „Grenzfall“, denn nur wenige Meter weiter verläuft die Grenze zu Osttirol. Um ihn herum gibt es eine ganze Reihe weiterer Dreitausender, doch der Großglockner überragt sie alle. Jährlich besteigen rund 5.000 Bergsteiger seinen Gipfel, meist über den Normalweg über den Kleinglockner oder über den Stüdlgrat. Einige weitere Routen und Rinnen führen auf die markante Felsspitze, bleiben jedoch den erfahrensten Bergsteigern vorbehalten.
Für Nicht-Bergsteiger ist der imposante Anblick seiner Berggestalt vor allem über die mit dem Auto befahrbare Großglockner-Hochalpenstraße beliebt. Der Gletscher Pasterze am Großglockner ist der größte Gletscher Österreichs und gilt auch als Wahrzeichen des Landes. Unzählige Male von Künstlern gemalt und millionenfach fotografiert, ist die kilometerlange Pasterze natürlich auch bei jeder Gipfelbesteigung zu sehen.
Fototipp: Neben einem Gipfelfoto mit dem denkmalgeschützten Kreuz ist ein Foto auf dem schmalen Firngrat kurz vor dem Gipfel ein absoluter Hingucker. Die Ausgesetztheit und die Höhe mit dem Tiefblick ins Tal kommen hier sehr gut zur Geltung. Bitte achtet unbedingt auf eure Sicherheit, bleibt in der Seilschaft und gefährdet keine anderen Bergsteigerinnen und Bergsteiger!
Anreise nach Kals am Großglockner
| Besonderheit: | Höchster Berg Österreichs |
| Lage: | Nationalpark Hohe Tauern |
| Höhenmeter: | 1.900 Hm |
| Strecke: | 18,7 km |
| Übernachtung: | Stüdlhütte |
Start der 2-Tagestour auf den Großglockner ist in der Gemeinde Kals in Osttirol. Die Anreise aus dem Raum München erfolgt über Kufstein Süd, Kitzbühel und den Pass Thurn nach Mittersill. Von dort geht es weiter durch den Felbertauerntunnel (Kosten: 13,50 Euro pro Pkw) in Richtung Lienz. In der Ortschaft Huben zweigt man links ins Kalser Tal ab und fährt auf der Mautstraße (Kosten: 12,00 Euro für 24 Stunden) bis zum Parkplatz beim Lucknerhaus.
Mit dem Auto solltet ihr für die Anreise von München aus mindestens 3 Stunden Fahrtzeit einplanen. Schon deshalb und weil eine Tagestour insgesamt etwa 11 Stunden beanspruchen würde (circa 6,5 Stunden Aufstieg; circa 4,5 Stunden Abstieg), empfiehlt es sich, die Tour über zwei Tage zu planen. Außerdem ist nie genau abzuschätzen, wie viele „Glockner-Geher“ an einem Tag unterwegs sind, und es kommt oft zu Staus kurz vor dem Gipfel sowie beim Übergang vom Kleinglockner zum Großglockner.
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Vorbereitung auf die Großglockner-Besteigung
Wer den Großglockner besteigen möchte, sollte sich vorab genau überlegen, ob dies mit einem Bergführer oder in einer Gruppe mit ausreichend Gletscher- und Bergerfahrung geschehen soll. Mit einem Bergführer könnt ihr euch sicher sein, dass er genau weiß, worauf es bei dieser Tour ankommt und welche Ausrüstung benötigt wird. In jedem Fall ist eine komplette Gletscherausrüstung erforderlich, nicht nur die Standardausrüstung, die ihr von anderen Wanderungen kennt.
Auf eurer Packliste für die Hochtourenausrüstung sollten stehen: ein 50-Meter-Gletscherseil, Steigeisen, Eispickel, Gletscherbrille, Hochtourengurt, verschiedene Karabiner und Eisschrauben, Reepschnüre, Bandschlingen, eine Stirnlampe, Stöcke, ein Erste-Hilfe-Set und ein Biwaksack.
Zur Bekleidung zählen: eine Hardshellhose und -jacke, dicke Handschuhe, eine Mütze, eine Daunenjacke, Funktionsunterwäsche sowie ein Hüttenschlafsack, Hygienebeutel und Kleidung für die Hüttenübernachtung. Vergesst nicht, die Hütte im Voraus zu reservieren, um sicherzugehen, dass ihr einen Schlafplatz bekommt. Die Stüdlhütte ist ein sehr beliebter Stützpunkt für die Glocknerbesteigung und entsprechend oft ausgebucht.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Vorbereitung ist die sorgfältige Tourenplanung. Stellt sicher, dass ihr einen GPS-Track habt und auf der Karte nachvollziehen könnt, wie die Route verläuft. Wenn ihr das alles gut vorbereitet habt, bleibt nur noch zu hoffen, dass die Wettervorhersage so eintrifft, wie geplant.
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Hüttenübernachtung am Großglockner
Mit schweren Rucksäcken starten wir beim Lucknerhaus auf einem breiten Forstweg hinauf zur Lucknerhütte, von wo aus wir direkten Blick auf den Großglockner haben. Ab der Hütte folgen wir einem gut markierten Steig hinauf zur Stüdlhütte. Mit etwas Glück begegnen uns pelzige Wegbegleiter. Scheue Murmeltiere oder sogar Steinböcke sind am imposanten Hüttenzustieg in Sichtweite des Großglockners keine Seltenheit.
Die innovative Architektur der Hütte erinnert ein wenig an eine riesige Konservendose und garantiert maximale Sonneneinstrahlung. Wir verstauen unsere Ausrüstung im Lagerraum (Nächtigungskosten: € 27,00) und bereiten alles für den nächsten Tag vor. Vorbereitung ist bei einer Hochtour schließlich die halbe Miete, und die Vorfreude und Anspannung sind ohnehin groß.
Die Verpflegung auf der Stüdlhütte ist exzellent! Beim Abendessen genießen wir leckere Gerichte aus der Tiroler Küche an einem reichhaltigen Buffet. Die Halbpension für € 53,00 ist meiner Meinung nach auf dieser Höhe absolut gerechtfertigt. Danach gehen wir relativ früh schlafen, da der Start am nächsten Tag direkt nach dem Frühstück in den frühen Morgenstunden geplant ist.
Gipfelsieg am höchsten Berg Österreichs
Ich kneife die Augen zusammen, als mich meine Tourenpartnerin mit der Stirnlampe blendet. Um 5 Uhr morgens brechen wir bei der Stüdlhütte auf. Gletschergurt und Ausrüstung sind bereits angelegt, denn bald betreten wir den spaltenarmen Gletscher des Ködnitzkees, wo wir uns in einer Seilschaft fortbewegen.
Über die Randspalte der Luisenscharte steigen wir zum Kampl auf. Nun ist es nicht mehr weit bis zur Erzherzog-Johann-Hütte, der höchstgelegenen Schutzhütte Österreichs. Mit angelegten Steigeisen erklimmen wir das steile Glocknerleitl. Die dünne Höhenluft macht das Atmen zunehmend schwerer.
Anschließend klettern wir über einen plattigen Felsgrat (Schwierigkeitsgrad bis 2-) auf den Kleinglockner. Die Aussicht auf 3.770 Metern können wir nur bedingt genießen, da dichter Nebel uns umhüllt und ein Stau entstanden ist. Die Gipfelbesteigung des Großglockners ist sehr beliebt und mit uns wollen etwa 20 Bergsteiger und Bergführer gleichzeitig den extrem schmalen Verbindungsgrat passieren. Wir lassen fast eine Stunde Zeit verstreichen, doch Sicherheit hat oberste Priorität und Stress hilft niemandem.
Nachdem wir den Stau hinter uns gelassen haben, ist das Ziel endlich greifbar. Einige Sicherungsstangen erleichtern das gegenseitige Sichern auf dem schmalen Firngrat. Schließlich stehen wir auf dem höchsten Berg Österreichs, auf stolzen 3.798 Metern, und lächeln glücklich vor dem goldenen Gipfelkreuz. Voller Stolz, aber auch etwas wehmütig, müssen wir bald den Rückweg antreten – ein langer Weg zurück ins Tal erwartet uns.
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Fazit
Der Rückweg zur Erzherzog-Johann-Hütte dauert wegen der vielen Bergsteiger fast so lange wie der Aufstieg. Etwas erschreckend ist auch, wie schlecht gelaunt manche Bergsteiger hier sind. Wir sind froh, dass wir dann über den Mürztalsteig nach Kals absteigen und heil wieder am Parkplatz ankommen. Vor allem aber sind wir stolz darauf, dass wir es als Mädelsseilschaft auf den höchsten Berg Österreichs geschafft haben! Für uns hat sich die Tour auf den Großglockner voll und ganz gelohnt, und wir können mit viel neuer Erfahrung und Selbstvertrauen unsere nächsten Bergabenteuer planen.
Leichtere Dreitausender in der Region sind zum Beispiel der Glödis, mein erster Dreitausender, oder das Böse Weibele. Nur eine knappe halbe Autostunde weiter südlich liegen die Lienzer Dolomiten – ein kleines Wander- und Kletterparadies, das seinen italienischen Namensvettern ernsthafte Konkurrenz macht. Es gibt also reichlich Möglichkeiten für Bergbegeisterte hier in der Umgebung!
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