Funtensee: Wanderung zu Deutschlands kältestem Ort

Unfassbar! So viele glasklare Bergseen habe ich noch nie während einer einzigen Wanderung bewundern dürfen. Und dann geht es auch noch zum kältesten Ort Deutschlands, dem Funtensee. Los geht es mit einer Bootsfahrt von Schönau über den Königssee. Die Tour über den Sagerecksteig ist schwierig, bietet aber einzigartige Ausblicke aufs Berchtesgadener Land und führt euch durch einen urigen Wald vorbei am Grünsee schließlich zum Ziel.

Lohnt sich die Wanderung vom Königssee zum Funtensee?

Der Königssee im Berchtesgadener Land ist so schön, dass man keine Wanderung an seinen Ufern auslassen sollte. Die Tour von Salet zum Funtensee ist nur für geübte Wanderer geeignet. Das hat den Vorteil, dass ihr ziemlich schnell den Nationalpark für euch allein habt. Zuerst geht es aber über den See bis nach Salet – ein erstes Highlight, bevor es überhaupt richtig losgeht.

Der Sagerecksteig ist ziemlich steil, bietet aber völlig neue Perspektiven auf den Königssee und den direkt daneben liegenden Obersee. Die Natur hier ist wild: umgestürzte Bäume, Farn, Felsen – man sieht, dass wir uns in einem Naturschutzgebiet und nicht in einem aufgeräumten Forst befinden. Der Grünsee erwartet euch auch noch auf dieser Tour und dann schließlich der Funtensee, der als der kälteste See Deutschlands gilt.

Bevor ihr die Wanderung startet, solltet ihr euch unbedingt überlegen, ob ihr sie als Tagestour gehen möchtet (entweder auf dem Hinweg zurück oder alternativ über die Saugasse nach St. Bartholomä). In diesem Fall solltet ihr früh starten und die Abfahrt des letzten Bootes auf dem Schirm haben. Falls ihr im 1890 erbauten Kärlingerhaus übernachten möchtet, solltet ihr vorher euer Bett reservieren.

Kann man im Funtensee schwimmen?

Der Funtensee gilt mit einer Temperatur von bis zu –45 Grad (gemessen 2001) als kältester Ort Deutschland und sogar weltweit. Dennoch: Im Sommer steigen die Temperaturen, sodass man im Funtensee auch tatsächlich baden kann.

Fototipp: Vom Sagerecksteig aus bekommt ihr mit dem Königssee und dem Obersee gleich zwei Bergseen vor die Linse. Macht es besser als ich und achtet auf die richtigen Farbeinstellungen, sodass ihr auch die karibischen anmutenden Grüntöne vom Königssee-Ufer richtig aufnehmt.

Anreise nach Salet am Königssee

Strecke:7,3 km (nur Hinweg)
Höhenmeter:1.265 hm
Gehzeit:4:45 Stunden
Einkehrtipp:Kärlingerhaus
Must-See:Obersee

Die Tour beginnt in Salet, deshalb geht es erst einmal mit dem Boot über den Königssee. Die ersten Boote legen um 8 Uhr morgens am Seegelände in Schönau ab.

Bevor ihr die idyllische Bootsfahrt genießen könnt, müsst ihr natürlich nach Schönau gelangen. Mit der Bahn beträgt die Fahrtzeit von München nach Berchtesgaden etwa 2,5 Stunden (mit Umstieg in Freilassing). Anschließend bringt euch ein Bus der Linien 841, 842 oder 843 zum Königssee.

Für die Anreise mit dem Auto aus München heraus folgt ihr der A8 Richtung Salzburg bis zur Ausfahrt Bad Reichenhall. Von dort aus nehmt ihr die B20 bis zum Ausgangspunkt Königssee. Dort gibt es kostenpflichtige Parkplätze.

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Start zum Funtensee am wunderschönen Königssee

Die Wolken hängen tief, als wir zur Bootsanlegestelle in Salet gehen. Das Regenrisiko verkürzt die Schlange am Kassenhäuschen und so setzen wir schon mit dem nächsten Boot Richtung Salet ab. Das ist streng genommen noch nicht die Wanderung, aber zu besonders, um es in diesem Text nicht zu erwähnen.

Wir schippern fast geräuschlos über den bis zu 190 Meter tiefen See und lauschen dem Echo, das hier von den Bergwänden schallt. An einer geeigneten Stelle legt das Schiff kurz an und einer der Bootsführer bläst in ein Flügelhorn. Die Klänge hallen von der gegenüberliegenden Felswand wider. Früher wurde an dieser Stelle ein Böllerschuss abgefeuert, dessen Echo bis zu siebenmal zurückgeworfen wurde.

Es geht weiter. Wir sehen die roten Dächer von St. Bartholomä und die darüber aufragende und von Wolken umhüllte Watzmann-Ostwand. Nach etwa einer Stunde legt das Boot in Salet an. Nur zehn bis zwanzig Minuten von der Bootsanlegestelle entfernt gibt es hier in zwei Wirtshäusern die letzten Kaffee-Gelegenheiten. Nach zwei Cappuccino gehen wir den Weg in der Nähe des Ufers entlang auf den Sagerecksteig zu.

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Seltene Sicht auf Königssee und Obersee

Knapp fünf Stunden werden hier angekündigt. Das erste Stück ist nicht das schönste: In engen Serpentinen überwinden wir schnell Höhenmeter. Passagen wurden mit Metalltritten oder Holzstufen vereinfacht und mit Drahtseil abgesichert. Doch bald wird der Wald um uns herum lichter und gibt immer wieder die Sicht ins Tal frei.

Und was für eine Sicht das ist! Der Königssee schimmert mit türkisgrünem Ufer, trotz des grauen Himmels. Er ist so klar, dass man von hier oben sogar Baumstämme im Wasser liegen sieht. Etwas weiter rechts davon liegt der Obersee – nicht minder schön und glasklar, aber ein bisschen kleiner.

Von hier oben sieht man, dass beide Seen nur ein Kilometer breiter Moränenwall voneinander trennt. Der Blick begleitet uns eine Weile, dafür müssen wir jetzt immer öfter auch richtig klettern.

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Der Nationalpark wirkt wie ein Urwald

Nun geht es tiefer ins Innere des Waldes hinein. Ich werde Zeugin, dass im Nationalpark Berchtesgadener Land kaum in die Natur eingegriffen wird: Der Wald besteht aus einer Vielfalt an Laubbäumen, viele mit Moos bewachsen. Einige sind umgestürzt und bieten jetzt eine Herberge und Futterquelle für die Alpeninsekten hier.

Überall wächst Farn. Das Blätterdach ist so dicht, dass hier unten wahrscheinlich nie Sonnenlicht ankommt, deswegen ist der Boden hier fast immer feucht. Ohne Wanderschuhe und vorsichtigem Schritt wäre ich schon längst ausgerutscht. Und auch einige Felspassagen fordern Geschick. Der Sagerecksteig ist nicht umsonst als schwarzer Weg markiert.

Wir erreichen eine Lichtung, das steilste Stück liegt hinter uns. Vor uns hingegen liegt der bezaubernde Grünsee auf 1.474 Metern Höhe. Hier kann man baden, zur Not auch nackt – die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering, auf diesem Weg anderen Wanderern zu begegnen. Dafür bin ich nach dem Bad müde genug, um mich langsam aufs Kärlingerhaus zu freuen.

Über das Kärlingerhaus zum Funtensee

Auch das letzte Stück, mit sehr sanften Aufstieg und gesäumt von Felsen, Büschen und vereinzelten Bäumen, ist wundervoll. Wir blicken ins Steinerne Meer hinein und laufen direkt aufs Kärlingerhaus zu. Im Hintergrund ragt majestätisch die Schönfeldspitze auf.

Für uns geht es zu unserem Nachtlager. Ob ihr hier übernachtet oder nicht: Probiert unbedingt das Essen im Kärlingerhaus. Wir hatten Backhendl mit Kartoffelsalat und den besten Kaiserschmarrn der Welt – zumindest war das mein Eindruck, als ich ihn gegessen habe.

Das steinerne Haus wirkt mit seinen roten Fensterläden ein wenig wie eine Festung. Das eigentliche Highlight und Ziel unserer Wanderung liegt aber dahinter: der eiskalte Funtensee. Er liegt auf einer Höhe von 1.601 Metern und gilt als der kälteste Ort Deutschlands. Hier wurden mehrfach Rekord-Niedrigtemperaturen verzeichnet.

Im Dezember 2001 erreichte der See sogar -45,9 °C. Für heute ist es mir zu dunkel und zapfig für ein Bad. Aber ich werde am nächsten Morgen ins zum Glück nicht ganz so kalte Wasser springen. Ein Fisch-Peeling gibt es hier übrigens inklusive!

Auch interessant: Wanderung zum Obersee – Schöner als der Königssee?

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Fazit

Die Tour zum Funtensee verbindet gleich mehrere Höhepunkte miteinander: Die Bootstour über den Königssee, ein absolutes Must-Do in den Bayerischen Alpen, gleich mehrere Badegelegenheiten und schließlich den Blick auf das legendäre Steinerne Meer und den eiskalten Funtensee. Unterwegs durchquert ihr den urigen Wald des Nationalparks Berchtesgaden.

Doch die Tour hat es in sich. Wer nach vier Stunden steilem Aufstieg nicht auch noch den Rückweg antreten möchte, sollte im Kärlingerhaus übernachten. Alternativ kann man auch über den etwas einfacheren Weg von St. Bartholomä durch die Saugasse wählen (ebenfalls ein geeigneter Abstieg).

Wer die Umgebung lieber bei einer insgesamt einfacheren Wanderung erkunden möchte, kann das bei einer Wanderung zum Obersee oder zur Eiskapelle am legendären Watzmann tun.

Lage

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