Ich komme mir vor wie in einem Fantasyfilm. Die riesigen Naturgestalten strecken mir ihre knorrigen Äste entgegen, und jederzeit könnte ein Kobold oder ein anderes Fabelwesen hinter den Bäumen hervorspringen. Da wundert es nicht, dass Fanal auch als „Feenwald“ bezeichnet wird, und ebenso wenig, dass der Ort zu den heiligsten und bestgeschützten Naturschätzen Madeiras gehört. Selten habe ich so riesige und wunderschöne Bäume gesehen. Ich verrate dir, ob sich ein Ausflug nach Fanal wirklich lohnt.
Lohnt sich ein Ausflug nach Fanal auf Madeira?







Der mystische „Feenwald“ Fanal befindet sich im Nordwesten von Madeira auf einer Höhe von 1.200 Metern. Er ist Teil eines insgesamt 15.000 Hektar großen Lorbeerwaldes, der aus jahrhundertealten, moosbewachsenen Bäumen besteht und seit 1999 UNESCO-Weltnaturerbe ist.
Die beste Möglichkeit, die Magie dieses Waldgebiets zu erleben, bietet sich auf dem gut 11 km langen Wanderweg PR13, der nach Fanal und vorbei an einigen beeindruckenden Aussichtspunkten führt. Aber auch für einen entspannten Spaziergang oder ein Picknick unter den riesigen Lorbeerbäumen lohnt sich ein Ausflug nach Fanal.
Fototipp: Wer die imposanten Lorbeerbäume im Nebel fotografieren möchte, hat die besten Chancen dafür am frühen Morgen, wenn die Wolken noch tief in den Bäumen hängen. Dann ist die Stimmung besonders mystisch, und es ist nicht so viel los. Tipp: Eine Jacke in einer knalligen Farbe wie Rot oder Gelb bildet einen schönen Kontrast zur grün-grauen Landschaft.
Anreise nach Fanal
| Wegnummer: | PR13 Vereda do Fanal |
| Strecke: | 10,8Â km |
| Höhenmeter: | 300 hm |
| Gehzeit: | 4 Stunden |
| Beste Jahreszeit: | Mai-Juni, Sept-Okt |
Fanal liegt im Nordwesten der Insel zwischen Porto Moniz und der Hochebene Paul da Serra. Hierher kommt ihr nur mit dem Auto, denn öffentliche Verkehrsmittel fahren nicht. Dafür folgt ihr aus Süden kommend immer der Landstraße ER209 bis zum Forsthaus in Fanal, wo es einen kostenlosen Parkplatz gibt. Die Fahrt von Madeiras Hauptstadt Funchal dauert etwa 1 Stunde.
Wer auf dem PR 13 nach Fanal wandern möchte, nimmt sich am besten ein Taxi oder einen Transfer zum Ausgangspunkt an der ER209 und lässt sich in Fanal nach der Wanderung wieder abholen. So vermeidet ihr, auf demselben Weg wieder zum Parkplatz zurücklaufen zu müssen.
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Das Wetter im Blick haben
Ich habe bereits viele Fotos von Fanal gesehen – die meisten im Nebel mit mystischer Stimmung. Als wir unsere Wanderung Ende November antreten, ist es sommerlich warm, und die Sonne steht hell am blauen Himmel. Fast verspüre ich etwas Enttäuschung über das gute Wetter. Aber zu dieser Jahreszeit in kurzer Hose und T-Shirt wandern zu gehen, hat definitiv auch etwas. Genauso gut ist es aber möglich, dass es hier oben regnet und ungemütlich kalt ist. Informiert euch daher unbedingt vorab über das Wetter, das auf Madeira regional sehr verschieden sein kann. Während es im Süden warm und sonnig ist, verstecken sich die Berge im Norden oft in dicken Regenwolken.
Festes Schuhwerk ist auf der Wanderung nach Fanal so oder so ein Muss, bei oder nach Regen idealerweise auch wasserdichtes. Der Boden weicht sehr stark auf, und es bilden sich schnell große Pfützen. Auch eine Regenjacke gehört auf Madeira immer in den Rucksack, da das Wetter schnell umschlagen kann. Da es im gesamten Gebiet keine Einkehr- oder Verpflegungsmöglichkeit gibt, empfehle ich außerdem, ausreichend Wasser und eine Brotzeit einzupacken und unter einem der Bäume zu picknicken.
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Wanderung auf dem Vereda do Fanal
Der Wanderweg Vereda do Fanal beginnt auf der Hochebene Paul da Serra und führt uns zuerst durch eine beeindruckende Heidelandschaft, bevor wir immer tiefer in den geheimnisvollen Lorbeerwald eintauchen. Immer wieder kommen wir an Aussichtspunkten, den sogenannten Miradouros, vorbei, an denen man u. a. einen tollen Blick ins über 1.000 m tiefer gelegene Tal Ribeira do Seixal und auf die Nordküste hat. Wer nicht die gesamte Strecke bis nach Fanal gehen möchte, kann auch am Parkplatz in Fanal starten und von dort ein Stück auf dem Weg zurückwandern.
Nach etwa 3 Stunden tauchen wir aus dem Wald hinaus und stehen auf einer riesigen Hochebene. Wir steigen auf einen kleinen Hügel und schauen jetzt hinab in einen alten Vulkankrater, in dem der Feenwald Fanal liegt. Er ist vergleichsweise dünn bewachsen und besteht aus schätzungsweise 100 Bäumen, die sich über die sattgrüne Weidefläche verteilen. Von hier oben sieht der Wald tatsächlich noch recht unspektakulär aus. Seine wahre Magie entfaltet sich erst, wenn man mittendrin steht.
Barfuss durch den Feenwald
Nach einer ausgiebigen Mittagspause mit Blick aufs Meer ziehen wir unsere Schuhe aus und spazieren barfuß weiter durch das weiche Moos, das von der Sonne schön warm ist. Bei gutem Wetter eine absolute Empfehlung! Jetzt fühle ich mich wirklich wie eine Fee im Märchenwald. Fehlen nur noch Kleid und Flügel. Aber Achtung: Ihr müsst aufpassen, nicht aus Versehen in einen Fladen der hier weidenden Kühe zu treten – was mir nicht ganz so leicht fällt, denn die alten Lorbeerbäume ziehen mich völlig in ihren Bann.
Dort ein Mann, der mich zum Tanz auffordert, hier ein Elch, da drüben ein Pfau – in den Bäumen lassen sich die verschiedensten Formen entdecken. Einige der Bäume sind besonders alt und sollen bereits vor der Entdeckung Madeiras im 15. Jahrhundert hier gestanden haben. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit, die hier herrscht, sind sie komplett mit Moosen und Flechten bewachsen.
Bei Nebel stelle ich mir diesen Ort besonders mystisch und nahezu etwas unheimlich vor. Die Sonne hingegen blitzt immer mal wieder durch die Äste hindurch und erzeugt unter den Bäumen ein tolles Schattenspiel. Ich genieße die sommerliche Wärme und die beruhigende Wirkung dieses Waldes – ein absoluter Kraftort.
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Fazit
Je näher ich mich dem Parkplatz auf der anderen Seite des Waldes nähere, desto mehr Menschen tauchen auf. Zurück aus dem Märchenwald in die Realität. Ich hätte allerdings nicht gedacht, dass der Ort trotz der vielen Besucher so viel Ruhe und Stille ausstrahlt – wenn auch wahrscheinlich in der Nebensaison mehr als im Hochsommer.
Ein Ausflug nach Fanal ist meiner Meinung nach definitiv ein Muss, wenn ihr auf Madeira seid. Die moosbewachsenen und bizarr geformten Lorbeerbäume ergeben ein faszinierendes Naturschauspiel, das unzählige Fotomotive bietet und einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Der Besuch lohnt sich sowohl bei Regen als auch bei Sonne.
Ich kann euch außerdem sehr die Wanderung über den PR13 empfehlen, die wirklich wunderschön, sehr einsam und aussichtsreich ist. Als Alternative gibt es noch die Wege PR14 und PR15, die in die kleine Stadt Ribeira da Janela an der Nordküste Madeiras führen.
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