An der Westküste Frankreichs erhebt sich Europas höchste Wanderdüne, die Dune du Pilat, in der Bucht von Arcachon aus den Weiten des Atlantiks, wird von seinem Sand gespeist und tanzt mit ihm im Rhythmus von Ebbe und Flut. An diesem magischen Ort spüre ich die Kraft von Wasser und Wind am eigenen Leib. Deren Ergebnis kann man hier auf eindrucksvolle Art und Weise bestaunen. Der Ausdruck „Panta rhei“ – alles fließt – ist hier hautnah erlebbar. Ich nehme euch mit auf die faszinierende Düne!
Lohnt sich der Besuch der Dune du Pilat in Frankreich?





Rund 2,9 km lang, ca. 600 m breit und zwischen 100 und 118 m hoch – so ganz genau kann die Zahlen niemand benennen, denn die Dune du Pilat ist einem ständigen Wandel unterlegen. Die 55 Millionen Kubikmeter Sand werden vom Wind beständig in Bewegung gehalten, formen Wellenberge und -täler und wirken trotz ihrer unvorstellbaren Masse leicht, ja fast luftig. Vielleicht liegt das auch an dem feinen Sandschleier, der sanft über die Oberfläche weht und die Konturen verschwimmen lässt.
Die bizarre Atmosphäre wird dabei noch von den geisterhaften Resten des Meereskiefernwaldes im Osten der Düne verstärkt. In den vergangenen Jahren gab es mehrere Brände entlang der Küste, welche auch vor den Wäldern bei Pilat keinen Halt machten. Die schwarzen Baumskelette wirken wie aus einer anderen Welt. Doch auch sie werden eines Tages vom Sand verschluckt. Die Düne bewegt sich jedes Jahr 1 bis 5 m ins Landesinnere und begräbt dabei alles Leben unter sich.
Fototipp: Das beste Licht zum Fotografieren herrscht – wie so oft – bei Sonnenuntergang. Durch die tief stehende Sonne lassen die Schatten die wellenförmigen Konturen am besten zur Geltung kommen.
Anreise zur Dune du Pilat
| Lage: | Westküste Frankreich |
| Länge: | ca. 2,9 km |
| Höhe: | bis zu 118 m |
| Geschwindigkeit: | 1 bis 5 m pro Jahr |
| Besonderheit: | höchste Wanderdüne Europas |
Die meisten Autofahrer erreichen die Region über Bordeaux in rund einer Stunde. Wer mit dem Auto anreist, wird wahrscheinlich recht bald verwirrt auf die Straßenschilder blicken. Dune du Pilat, Dune du Pyla oder vielleicht doch Dune de Pyla? Richtig ist tatsächlich die erste Schreibweise. Doch weil man das im Laufe der Geschichte nicht so genau nahm und jeder seine eigenen Vorstellungen hatte, gibt es nun Chaos im Schilderwald. Doch lasst euch davon nicht durcheinanderbringen.
Die Anreise ist auch ganz bequem mit dem Zug zu realisieren: Entweder mit dem TER in etwas weniger als einer Stunde von Bordeaux nach Arcachon oder mit dem TGV in rund 3 Stunden ab Paris. Vom Bahnhof Gare d’Arcachon geht es dann mit der Buslinie 1 direkt bis zum nördlichen Parkplatz. Mit Bahn und Bus spart man außerdem die Parkgebühren am Besucherparkplatz im Norden. Die Düne selbst ist kostenfrei begehbar.
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Aufstieg auf die Dune du Pilat
Fast 2 Mio. Besucher pro Jahr besteigen die Düne aus nördlicher Richtung beim Besucherparkplatz. Hier wird von April bis November eine Treppe installiert, um den Aufstieg zu erleichtern. Bereits von Weitem sieht man die Menschen, aufgefädelt, wie Perlen auf einer Schnur, in Karawanen den Kamm entlang schreiten.
Wer es ruhiger mag und einen freien Blick über die Düne erleben möchte, sollte sich eher im Süden an die Besteigung wagen. Hier muss man allerdings deutlich mehr Energie aufwenden, denn die Steigung ist nicht zu unterschätzen. Im Osten beträgt das Gefälle 19° bis 29° und im Westen zwischen 7° und 13°.
Am leichtesten ist der Weg vom äußersten Süden aus zu meistern. Doch selbst hier sollte man ein paar Pausen zum Durchatmen und Schauen sowie auf jeden Fall auch Getränke einplanen. Besonders tagsüber brennt die Sonne erbarmungslos auf den Sand und der Durst sollte im Sommer selbst bei Bewölkung nicht unterschätzt werden.
Dafür wird man schließlich mit einem atemberaubenden Blick belohnt – und mit dem Abstieg! Nicht nur Kindern macht es einen Heidenspaß, den steilen Berg hinab zu rennen und im Fall eines Sturzes sich kopfüber Richtung Meer rollen zu lassen.
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Im Rausch der Farben
Wer meint, Sand sieht eben aus wie Sand, den wird die Dune du Pilat eines Besseren belehren. Je nach Jahreszeit, Sonnenstand und Wetterlage hüllt sie sich stets aufs Neue in ein farbenprächtiges Gewand.
An einem sonnigen Tag leuchtet sie in einem gleißenden Beige, was die Dünengräser noch grüner wirken lässt, das flache Wasser zwischen Küste und der Sandbank Banc d’Arguin noch türkisfarbener und das offene Meer dahinter noch tiefer blau. Diese Kontraste haben mich wirklich fasziniert.
Bei bewölktem Himmel steht das Gelb des Sandes in einem starken Kontrast zu den grauen Wolken. Mit untergehender Sonne taucht die Düne sich in ein sattes Orange und unter den fast schwarzen Vorboten eines nahenden Unwetters wird jegliche Farbe von einem grauen Schleier überschattet.
Im Winter kommt es sogar vor, dass der riesige Sandhügel mit einer glitzernden Eisschicht überzogen ist. Und selbst bei Nebel hat man hier mit Glück die Chance, ein ganz besonderes Phänomen zu beobachten: das Brockengespenst.
Herrschen Nebel und Sonnenschein gleichzeitig, kann es sein, dass dein Schatten von einem Lichtkranz umgeben wird und eine Art „Geist“ dich auf der Düne begleitet. Ist dieser Kranz wie ein Regenbogen gefärbt, nennt man ihn Glorie.
Dune du Pilat aus der Vogelperspektive
Neben dem Erwandern der Düne oder einer Bootsfahrt in der Bucht ist die Region für eine ganz bestimmte Sportart bekannt. Unter Paraglidern gilt der Westhang der Düne als eines der besten Fluggebiete Europas. Hier herrschen das ganze Jahr über optimale Bedingungen, weshalb sich auf den Campingplätzen im Süden Gleitschirmflieger aus aller Welt treffen.
Wenn der Wind tagsüber auf sich warten lässt, erfrischt man sich im türkisblauen Meer, entspannt in den Hängematten, trifft Freunde und kümmert sich um die Ausrüstung. Doch mit einsetzendem Wind kommt plötzlich Bewegung ins Spiel und innerhalb von Minuten pilgern alle zum Sand, um so schnell wie möglich eine gute Startposition zu erreichen.
Dutzende Gleitschirme erheben sich nahezu zeitgleich in den Himmel und bieten den Zuschauern mit waghalsigen Flugmanövern, Rückwärtsstarts und Loopings ein farbenfrohes Schauspiel. Besonders in den Abendstunden ist dieses Spektakel im goldenen Licht der untergehenden Sonne ein Erlebnis, das ich so schnell nicht vergessen werde. Übrigens: Wer mutig ist, kann sich selbst bei einem Tandemflug in die Lüfte erheben.
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Fazit
Die Dune du Pilat ist ein ganz besonderes Naturwunder und das mitten in Europa. Durch die Weitläufigkeit hat man genügend Raum, um sich von den Touristenströmen zu lösen und die Düne fast für sich allein zu erkunden. Die sportliche Herausforderung ohne bequeme Treppe ist anstrengend, aber machbar, und wird mit einer grandiosen Aussicht belohnt.
Wenn der Sand nach einem wolkenfreien Sommertag noch warm ist und die weichen Sandkörner zwischen den Zehen kitzeln und man sich schließlich mit kindlichem Übermut den Hang hinab stürzt, ist man auf wunderbare Weise der Welt entrückt und sammelt Erinnerungen, die noch lange im Gedächtnis bleiben.
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