Diese Nacht in der Erg Chegaga-Wüste wird mir für immer in Erinnerung bleiben. Fast unbeschreiblich ist das Gefühl, als ich nach der erholsamen Nacht im Glamping-Zelt oben auf einer Sanddüne stehe. Von hier bestaune ich den Sonnenaufgang, der den Horizont in allen möglichen Farbnuancen rot färbt, während Kamele die Landschaft durchschreiten. Ich zeige euch, warum sich eine Nacht in der größten Wüste Marokkos lohnt und welche einzigartigen Eindrücke euch dort erwarten!
Lohnt sich eine Übernachtung in der Erg Chegaga-Wüste?





Die größte zusammenhängende Sandwüste Marokkos ist die Erg Chegaga. Ihre imposanten Sandberge erreichen eine Höhe von bis zu 150 Metern. Hier in der Wüste erwartet euch ein schier endloser Blick in die Ferne und mit Kamel-Karawanen, die durch die Landschaft ziehen. Die Wüste liegt etwa 50 km von der Berberstadt M’hamid El Ghizlane entfernt.
Bei der Anfahrt solltet ihr euch anfangs nicht wundern, wenn zuerst kein Sand, sondern Schotter und Geröll, gespickt mit struppigen Sträuchern, die Landschaft prägen (sogenannte Hammada-Landschaft). Die Ausläufer des Atlas-Gebirges verwandeln sich erst kurz vor den Sahara-Camps in Sand und türmen sich zu Dünen auf. Wenn ihr zwischen den Dünen übernachten wollt, könnt ihr eines der geführten Tourangebote wählen und entweder in einer einfacheren Sahara-Unterkunft oder in einem luxuriösen Glamping-Zelt schlafen.
Fototipp: Das beste Foto macht ihr, wenn ihr noch vor Sonnenaufgang auf eine der Sanddünen lauft. Von oben hat man den besten Blick auf die Landschaft und der Himmel ist das ideale Fotomotiv, wenn die Sonnenstrahlen ihn langsam rot färben.
Anreise zum Wüstencamp Tinfou
| Lage: | Bei M’hamid |
| Anreise: | ca. 6 Std. ab Marrakesch |
| Kosten: | ca. 35,– € |
| Tour: | geführte Tour buchen |
| Must-See: | Sonnenaufgang |
Empfehlenswert ist es, an einer geführten Tour in die Wüste teilzunehmen. Von Marrakesch aus fahrt ihr dann gemeinsam mit anderen Reisenden in einem Bus über Zagora in die Erg Chegaga. Andere öffentliche Verkehrsmittel gibt es dort nämlich nicht. Die geführte Tour kostet etwa 175 €, je nach Anbieter.
Wir selbst sind mit einem Mietauto angereist. Die Strecke ist ganz schön lang, und erst nach etwa 400 Kilometern von Marrakesch aus erreicht ihr den Ort M’hamid. Von dort geht es dann sehr holprig über einen losen Steinweg zum Wüstencamp Tinfou. Deshalb ist ein größeres Auto mit guter Federung empfehlenswert.
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Skorpione und kalte Temperaturen in der Wüste
Unsere Idee war es eigentlich, zuerst unter freiem Himmel alleine dort zu nächtigen. Einheimische meinten jedoch, dass es viele Tiere gibt, die einem in einer Nacht unter freiem Himmel gefährlich werden könnten (z.B. Skorpione). Deshalb empfehle ich euch auch eine geführte Tour und eine Übernachtung in einem der Camps. Außerdem solltet ihr die Weitläufigkeit der Wüste nicht unterschätzen und niemals alleine ohne Guide die Landschaft erkunden.
Da die Sahara sehr beliebt ist, sind die Camps vor Ort alle sehr gut ausgestattet und an europäische Standards angepasst. Deshalb benötigt ihr eigentlich keine besondere Ausrüstung. Ich empfehle euch aber, kurze Kleidung für den Tag einzupacken und unbedingt auch an lange Sachen zu denken!
Diese schützen euch erstens vor zu viel Sonneneinstrahlung und vor Sandstürmen. Besonders wichtig sind sie aber, weil es in der Wüste, trotz der Hitze am Tag, abends kalt werden kann (ca. 10 Grad).
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Eine Nacht im Glamping-Zelt
Tarik Aabi, ein junger Mann in einem auffällig blauen Tuch (traditionelle Kleidung der ortsansässigen Bevölkerung = Berber), begrüßt uns herzlich, als wir aus unserem Auto aussteigen. Er ist für die Zeit im Camp unser Guide und zeigt uns das Gelände sowie unsere Unterkunft für die Nacht.
Wir haben Glück! Eigentlich hatten wir nur ein normales Zelt gebucht, bekommen jetzt aber ein Upgrade, weil eine andere Gruppe nicht kommen konnte. So beziehen wir ein richtiges Glamping-Zelt!
In dem rechteckigen Zelt aus weißen Stoffplanen könnt ihr aufrecht stehen. Der Boden ist mit flauschigen, orientalischen Teppichen ausgelegt, ihr habt ein Doppelbett, und es gibt ein eigenes Bad mit Dusche und WC. Ich fühle mich gleich richtig wohl.
Geführte Touren und Erlebnisse
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Sonnenuntergang auf der Sanddüne
Wir sind leider relativ spät im Camp angekommen, weshalb wir gleich zum Essen ins Hauptzelt gehen. Wir sitzen an einem niedrigen Tisch auf Kissen am Boden, und Tarik bringt uns eine landestypische Tajine (marokkanischer Eintopf, serviert in einem Tongefäß) mit leckeren Oliven und selbstgemachtem Brot. Dazu gibt es den typischen grünen Tee.
Wir beeilen uns etwas, denn die Sonne geht schon unter und wir wollen von der Spitze der Sanddüne zusehen. So steigen wir nach dem leckeren Abendessen gleich hoch auf die Düne. Das ist gar nicht so einfach, denn sie ist ziemlich steil und die Füße sinken bei jedem Schritt tief in den warmen Sand.
Schließlich erreichen wir den Kamm. Dort setzen wir uns hin und blicken über die uns zu Füßen liegenden Sandhügel der Erg Chegaga. Sie schimmern in einem warmen Goldbraun im Licht des Abends. Es ist unbeschreiblich schön, wie der Himmel in allen möglichen Farbnuancen rot und gelb leuchtet.
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Trommeln am Lagerfeuer und leuchtender Sternenhimmel
Die Berber kleiden sich nicht nur in blaue Gewänder (Tuareg), sondern machen auch ganz bestimmte Musik. So finden wir uns nach dem Sonnenuntergang alle beim Haupthaus bei einem Lagerfeuer ein, während die Camp-Mitarbeiter auf verschiedenen Trommeln zusammen musizieren und dazu singen. Die einzelnen Töne der Spieler, die sich zu einer rhythmischen Melodie zusammenfinden, hören sich total schön an, und ich bekomme eine richtige Gänsehaut.
Die Musik am Lagerfeuer, zusammen mit dem unglaublichen Sternenhimmel, wo die Sterne frei von künstlicher Lichtverschmutzung extrem klar und hell scheinen: Mein Highlight der Wüstentour.
Sonnenaufgang anschauen ist hier Pflicht
Ich schlafe unglaublich gut auf dem sehr gemütlichen Doppelbett. Es ist kein Stadtlärm zu hören und im Zelt herrscht totale Stille – super angenehm nach dem Lautstärkepegel der Stadt Marrakesch. Ich freue mich sehr auf den nächsten Tag und darauf, die Wüste weiter zu erkunden. Zufrieden mummel ich mich in die warme Bettdecke ein, die genau richtig gefüttert ist für die frische Wüstennacht.
Am nächsten Morgen wache ich von meinem Wecker auf. Zugegeben – ich bin eigentlich gar kein Morgenmensch! Aber wir wollen den Sonnenaufgang erleben, und Spoiler: Für diesen Sonnenaufgang würde ich es immer und immer wieder tun und erneut vor Sonnenaufgang zur Spitze der Düne hinaufklettern.
Meine Fußspuren sind die ersten im Sand, und mir läuft ein wohliger Schauer über den Rücken – nicht nur von der morgendlichen Frische –, als die Sonne langsam aufgeht und den Himmel in alle Farben einfärbt. Passend zu diesem Wüstenerlebnis sind die Kamele, die am Fuße der Düne hintereinander durch die Landschaft schaukeln. Ein surreales Bild.
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Fazit
Es ist ein magischer Moment, wenn sich der Himmel in allen Farbspektren präsentiert und man selbst inmitten von Sand von einer großen Sanddüne zusieht. Die Übernachtung im Tinfou Camp kann ich auf jeden Fall empfehlen!
Die Wüste ist jedoch etwas kleiner als erwartet, und man sieht leider noch oft die steinige Landschaft des Atlas-Gebirges. Auch ist der ganze Ort schon touristisch, und ich hatte das Gefühl, dass viel extra für die Reisenden gemacht wurde (Trommeln, blaue Gewänder etc.). Wenn du es aber schaffst, das auszublenden und im Hinterkopf behältst, dass man ja selbst kein Einheimischer ist, dann ist der Wüstentrip nach El Chegara ideal.
Auf der Fahrt zum Camp solltet ihr unbedingt an der berühmten Filmstadt Aït-Ben-Haddou einen Stopp einlegen. In der Nähe der Erg Chegaga gibt es außerdem noch eine zweite Wüstenregion, die Erg Chebbi-Wüste, diese ist aber oft überlaufen.
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