Checkpoint Charlie gehört zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten Berlins. Millionen Menschen besuchen jedes Jahr den einstigen Grenzübergang zwischen Ost und West. Dort, wo einst der Kalte Krieg tobte, Panzer einander gegenüberstanden, die beinahe einen weiteren Weltkrieg ausgelöst hätten, und Menschen auf der Flucht ihr Leben ließen, werden heute lustige Selfies geschossen, Bratwürste gegessen und Gasmasken als Souvenirs verkauft. Trotz des Rummels wird jedoch auch Geschichtswissen vermittelt. Ich nehme euch mit zum Checkpoint Charlie.
Lohnt sich der Besuch am Checkpoint Charlie in Berlin?






Während der deutschen Teilung befand sich an der Kreuzung Friedrichstraße/Zimmerstraße ein militärischer Kontrollpunkt zwischen dem US-amerikanischen und dem sowjetischen Sektor Berlins. Als dritter Kontrollpunkt der Alliierten erhielt dieser den Namen „Charlie“, abgeleitet vom internationalen Buchstabieralphabet. 1961 spielten sich hier dramatische Szenen ab, und immer wieder wurden Fluchtversuche unternommen, die nicht alle glücklich endeten.
Der Ort ist zudem aus Spionage-Romanen bekannt, was vielleicht das große Interesse an diesem Übergang erklärt, an dem heute kaum noch etwas im Originalzustand ist. Wer mehr als ein Erinnerungsfoto schießen möchte, kann das „Mauermuseum – Museum Haus am Checkpoint Charlie“, die „BlackBox Kalter Krieg“, das „Die Mauer / asisi Panorama Berlin“ oder das „Trabi Museum“ besuchen.
Fototipp: Warum auch immer, es ist für Touristinnen und Touristen ein Must-Do, sich zwischen aufgetürmten Sandsäcken und dem Nachbau eines Kontrollhäuschens fotografieren zu lassen. Meistens muss man dafür anstehen. Die verkleideten Soldaten, die früher hier posierten, wurden 2019 vom Bezirk verboten.
Anreise zum Checkpoint Charlie
| Lage: | Berlin-Mitte |
| Anreise: | ÖPNV |
| Must-Do: | Führung |
| Don’t: | Gasmaske kaufen |
| Must-See: | Mauermuseum |
Theoretisch könntet ihr zwar mit dem Auto kommen, doch davon rate ich euch dringend ab. Parkplätze sind fast keine vorhanden, und noch problematischer ist die unübersichtliche Verkehrssituation. Hier stehen nicht selten Menschen zum Fotografieren auf der Straße, Reisebusse verstopfen die Durchfahrt und geführte Fahrradgruppen bahnen sich waghalsig ihren Weg.
Die Anbindung an den ÖPNV ist hingegen besonders komfortabel. Checkpoint Charlie liegt direkt am U-Bahnhof „Kochstraße“ der Linie 6. Auch der U-Bahnhof „Stadtmitte“ (Linien 2 und 6) ist nur wenige Schritte von der Attraktion entfernt. Die nächstgelegenen S-Bahnhöfe sind „Friedrichstraße“ und „Anhalter Bahnhof“.
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Massentourismus am Checkpoint Charlie
Der Checkpoint Charlie steht vermutlich auf den meisten Must-Do-Listen von Berlinurlaubern. Entsprechend voll ist es dort, und teilweise ist die Situation auch sehr unübersichtlich. Reisebusse, geführte Gruppen, Schulklassen, Radtouren – ich bin mir sicher, dass viele Menschen beim ersten Anblick denken: „Ach du K***e!“.
Der größte Andrang herrscht rund um das Kontrollhäuschen mit den davor aufgetürmten Sandsäcken, die allerdings keine Originale sind. Ein Foto von sich selbst hinter diesen heute mit Beton gefüllten Sandsäcken ist für viele ein Muss. Dabei sollte man immer recht fröhlich lächeln, bevor man ein Souvenir kauft: ein Stück Mauer, Postkarten, Tassen oder Frühstücksbrettchen mit dem berühmten Checkpoint-Charlie-Motiv „You are leaving the American sector“.
Man kann sich Münzen in Automaten prägen lassen oder auch für 3 Euro einen 0-Euro-Schein mit einem Trabbi darauf erwerben. Fliegende Händler verkaufen mitten im Getümmel Uschankas und Gasmasken. Einer war, als ich das letzte Mal dort war, gerade heftig am Streiten mit einem Kunden und schrie schließlich nur noch „Shit up! Shit up! Shit up!“. Ein sehr nützlicher Ausdruck tatsächlich.
Wer damit schon alles abgehakt hat, kehrt bei „Charlies Beach“ ein, einer Mischung aus Biergarten und Strandbar, die von Imbissständen umringt ist. So viel zum ersten Eindruck dieser legendären Sehenswürdigkeit, die sich wahrlich als Zentrum des Overtourism darstellt. Allerdings könnt ihr hier auch wirkliche Einblicke in die Geschichte bekommen, wenn ihr das wollt.
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BlackBox Kalter Krieg, asisi Panorama Berlin und Trabi Museum
Der 27. Oktober 1961 hätte zu einem dritten Weltkrieg führen können. Schwer bewaffnete Panzer standen sich genau hier gegenüber, bereit, notfalls zu feuern. Anlass war ein US-Offizier, der von DDR-Grenzern festgehalten wurde, als er einen Theaterbesuch im Osten plante. Am Ende konnten sich die Präsidenten Chruschtschow und Kennedy telefonisch auf eine friedliche Einigung verständigen.
Über die Ereignisse dieses Tages und die Entwicklung des Kalten Krieges allgemein informiert die Ausstellung „BlackBox Kalter Krieg“ in einer multimedialen Präsentation. Fotos, Originalobjekte und Modelle, ergänzt durch Medienstationen mit Zeitzeugeninterviews und Filmausschnitten, bieten einen gut aufbereiteten Einblick in dieses Kapitel der Weltgeschichte.
Rund um den schwarzen Kasten bietet eine kostenlose Open-Air-Ausstellung weitere Informationen, die angesichts der Rummelstimmung sehr bedrückend sein können, wie die Geschichte des 18-jährigen Mauertoten Peter Fechter, der hier bei seinem Fluchtversuch niedergeschossen wurde und auf DDR-Gebiet verblutete, begleitet von „Mörder“-Rufen auf der Westseite.
Weniger bedrückend ist der Besuch von „Die Mauer / asisi Panorama Berlin“, das euch mit ins geteilte Berlin der 1980er Jahre nimmt. Der Künstler Yadegar Asisi hat hier einen fiktiven Herbsttag in Berlin zu einem 360-Grad-Panoramabild gestaltet, sodass ihr quasi mittendrin seid. Oder betrachtet das Bild zu wechselnden Tageszeiten von einer 4 Meter hohen Plattform aus.
Ich war drin und kann, wie bei allen Asisi-Panoramen, die ich bisher gesehen habe, nur sagen: Es ist überbewertet. Es ist schon nett, aber eben nur ein übergroßes Bild. Das Medium eignet sich jedoch besonders gut für Schulklassen, um in die Thematik einzusteigen.
Ähnlich verhält es sich mit dem „Trabi Museum“. Klar, das kleine Auto ist Kult und niedlich – ein ganzes Museum brauche ich persönlich dafür nicht. Aber es gibt sicherlich eine Zielgruppe dafür, auch wenn ich mich allgemein nicht für Autos interessiere.
Geführte Touren und Erlebnisse
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Mauermuseum – Museum Haus am Checkpoint Charlie
Von allem, was ihr rund um den Checkpoint Charlie sehen und erleben könnt, ist das Mauermuseum für mich das Highlight. Die zahlreichen Fluchtobjekte sind hier besonders sehenswert. Es ist wirklich unglaublich, wie manchen Menschen die Flucht gelungen ist; teilweise bekommt man beim Anblick Platzangst.
Ein Mensch kann sich in einen Lautsprecher quetschen, in winzige Fächer in umgebauten Autos oder die Flucht mit selbstgebauten Flugobjekten und U-Booten versuchen. Die Objekte zeugen nicht nur von Kreativität, sondern auch von Mut und dem absoluten Wunsch nach Freiheit.
Wenn ihr euch vor allem die Ausstellungsstücke ansehen wollt, dauert der Rundgang nicht übermäßig lange, im Museum könnt ihr aber auch viel lesen. Wer wirklich in das Thema eintauchen und sich über Schicksale informieren will, hat hier ausgiebig die Möglichkeit dazu.
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Fazit
Wahrscheinlich hat noch nie ein Berliner oder eine Berlinerin gesagt: „Ich gehe heute mal am Checkpoint Charlie spazieren, darauf habe ich Lust.“ Der Ort bedeutet Stress, das muss man leider so sagen. Ich verstehe den Hype auch nicht ganz, denn meiner Meinung nach hat Berlin Besseres zu bieten, und Geschichte wurde hier auch an anderen Orten geschrieben. Aber okay, es ist ein Anziehungspunkt, den viele Gäste unbedingt sehen wollen – warum nicht?
Als Tourist hat man ja auch andere Bedürfnisse und Interessen als die Einheimischen, und ich habe in anderen Ländern sicher auch schon fragwürdige Fotos gemacht. Ich hoffe einfach, dass der Großteil sich auch ein wenig Zeit nimmt und sich mit dem Ort auseinandersetzt. Dazu bietet sich glücklicherweise ausreichend Gelegenheit, etwas einfacher als sich durch das Gedränge zu den Infotafeln zu kämpfen, ist vielleicht eine Führung. Für meine Fotos habe ich mir übrigens viel Zeit genommen, um Momente ohne Menschen abzupassen; daher sieht es leerer aus, als es ist!
Wer danach Lust auf mehr Berlinprogramm hat, kann in der Nähe aus dem Vollen schöpfen. Fußläufig erreicht ihr beispielsweise den schönen Gendarmenmarkt, den Boulevard Unter den Linden, das Brandenburger Tor oder den Alexanderplatz.
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