Am Rande eines Gletschers zu stehen ist generell etwas Besonders, in Deutschland aber irgendwie nochmal mehr. Der Blaueisgletscher im Berchtesgadener Land ist einer von drei verbliebenen und definitiv am besten bei einer Wanderung erreichbar. Kalt und ruhig ist es, als ich endlich das ewig wirkende Eis erreiche. Eine Tour in den Bayerischen Alpen, von der ich schon als Kind geträumt habe.
Lohnt sich die Wanderung zum Blaueisgletscher?





Die Wanderung zum Blaueisgletscher ist ein Muss bei einem Besuch in den Berchtesgadener Alpen. Nicht nur ist sie leicht und gesäumt von zwei sehr empfehlenswerten Berghütten, sondern führt auch zu einem der wenigen in Deutschland verbliebenen Gletschern. Dieser Text soll keinesfalls ein Abgesang auf den Blaueisgletscher werden, aber verschweigen kann man den Gletscherrückgang natürlich auch nicht.
Der Blaueisgletscher, der nördlichste Gletscher der Alpen, bleibt durch seine nordseitige Ausrichtung und die umgebenden Steilwände weitgehend vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt, weshalb er bis heute überlebt hat. Während der Wintermonate wird der Gletscher hauptsächlich durch abrutschenden Schnee aus den umliegenden Steilwänden gespeist. Die Fläche des Blaueis ist im Laufe der Zeit erheblich geschrumpft: von 25 Hektar im Jahr 1820 auf nur noch etwa 7,5 Hektar im Jahr 2009. Wahrscheinlich sind die Tage des Blaueis damit nahezu gezählt.
Fototipp: Ab auf den Gletscher mit euch! Also, natürlich nur an den Rand. Bittet euren Wanderpartner um ein Hochkant-Foto, sodass er oder sie auch die Felswand und den Himmel mit aufs Bild bekommen.
Anreise zum Wanderparkplatz in Ramsau
| Dauer: | 5 Stunden |
| Strecke: | 13,5 km |
| Höhenmeter: | 939 hm |
| Einkehrtipp: | Schärtenalm |
| Besonderheit: | deutscher Gletscher |
Du kannst mit dem Zug zum Hauptbahnhof Berchtesgaden fahren und dort in den Bus der Linie 846 in Richtung Hintersee steigen. Fahre bis zur Haltestelle „Holzlagerplatz Blaueis“.
Wenn du von mit dem Auto von Berchtesgaden kommst, musst du in Richtung Ramsau fahren und den Ort Engedey durchqueren. Nach etwa 6 Kilometern, gleich nach dem links gelegenen Fußballplatz, biege in die Ortschaft Ramsau ein und fahre durch sie hindurch. Folge dem Straßenverlauf zum Hintersee. Kurz bevor du den See erreichst, wirst du zwei kleine Parkplätze zur Rechten und zur Linken sehen. Du benötigst übrigens keine besondere Ausrüstung: Wanderrucksack, Wanderschuhe, Sonnenschutz und genug Getränke und Snacks genügen.
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Start zum Blaueis in saftigem Mischwald
Die Sonne ist noch nicht ganz über den Berg, aber der Himmel ist tiefblau, als wir in aller Früh in Ramsau starten. Umso besser! Für den bayrisch-blauweißen Tag brauche ich heute keine Wolken. Oben erwartet uns nämlich Schnee und Eis, beim Blaueisgletscher, einem der letzten drei Gletscher Deutschlands.
Wie immer, wenn ich aus dem Tal starte, geht es erstmal durch den Wald – ein saftiger Mischwald, mit vielen Halmen und Pilzen, die zwischen den Bäumen hervorlugen. Der Weg ist breit und bequem, es geht mäßig aufwärts. Bald dominieren Nadelbäume, die Sonne kommt dazu und schickt ohne Schwierigkeiten ein paar Strahlen durch die Äste. Das wird heute noch viel mehr, also unbedingt auf genug Sonnenschutz achten!
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Zur Berghütte wie aus dem Bilderbuch
Wir begegnen einigen Jungkühen, die bei der Schärtenalm aufgezogen werden. Die urige Holzhütte erreichen wir nach knapp zwei Stunden. Die Alm auf 1.359 Metern sieht aus wie im Bilderbuch: Rote Geranien schmiegen sich an die sonnenverbrannte Holzfassade, zwischen den Holzbänken serviert ein Kellner in Lederhose Bier im Krug, im windschiefen Fenster stehen liebevoll die Figuren eines Großelternpaars.
Vielleicht eine Hommage an Johann und Maria Graßl, den Großeltern der heutigen Hüttenwirtin, die die Alm (deren Geschichte bis aufs Jahr 1495 zurückgeht!) im Jahr 1924 bis zu ihrer heutigen Form aufgestockt haben. Wegen schwer erfüllbarer Brandschutzauflagen werden die Lagerplätze heute nicht mehr an Wanderer vergeben. So bleibt uns nur das tolle Panorama und die ganz fantastische Buttermilch (auch im Steinkrug). Auch der Kuchen hier lohnt sich, aber auf mich wartet später noch das berühmte Riesenstück in der Blaueishütte.
Immer wieder tolle Blicke auf den Blaueisgletscher
Wir verabschieden uns von der sehr freundlichen Hüttenwirtin und den süßen Kühen und steigen weiter auf. In wenigen Minuten erwartet uns jetzt ein mit Holzgeländer gesicherter Aussichtspunkt, von dem aus wir auch schon die Blaueishütte und den Gletscher erspähen können. Und wir sehen den etwas verdeckten türkisfarbenen Hintersee umrahmt von massiven Felsfronten.
Der Weg wir jetzt schmaler und steiler und es gibt von jetzt an keinen Schatten mehr. Von der Schärtenalm aus brauchen wir etwa anderthalb Stunden zur Blaueishütte, die von Blaueisspitze, Hochkalter und Kleinkalter umgeben ist. Nun haben wir erneut einen tollen Blick auf den Blaueisgletscher.
Die Blaueishütte, die im Oktober 1922 von der Alpenvereinssektion Hochland eröffnet wurde, hat eine bewegte Geschichte durchgemacht. Sie wurde mehrmals erweitert und umgebaut, bis sie im Dezember 1955 von einer Lawine zerstört wurde.
Erst wurde eine Nothütte errichtet, und schließlich übernahm die Alpenvereinssektion Berchtesgaden den Neubau der Hütte. Die Blaueishütte wird bis heute von der Familie Hang in dritter Generation bewirtschaftet. Sie ist wichtiger Stützpunkt für Gipfelgänger und Klettergruppen und in der gesamten Region berühmt für die riesigen Kuchenstücke. Die Auswahl ist groß. Ich entscheide mich für ein Käse-Mandarinen-Stück, das ich auf der sehr betriebsamen Panorama-Terrasse mit einem alkoholfreien Weißbier kombiniere.
Fotos an einem der letzten deutschen Gletscher
Zum Blaueisgletscher brauchen wir jetzt noch einmal etwa eine Stunde. Der Weg ist schwer zu finden und ziemlich felsig, aber wenn man genau hinschaut, entdeckt man die rot-weiß-roten Markierungen. Unterwegs gibt es auch noch ein Hinweisschild zum Gletscherrückgang, den ich ja schon in der Einleitung beschrieben habe.
Denn natürlich war das Blaueis noch vor wenigen Jahrzehnten viel größer und reichte weit näher an die Blaueishütte heran. Es ist echt super traurig, dass es diesen Gletscher bald nicht mehr geben könnte … aber als wir ihn erreichen überwiegt die Freude. Es ist einfach magisch, hier oben am Berg dieses scheinbar ewige Eis zu finden. Wir bleiben am Rand der unteren Gletscherzunge, schießen ein paar Fotos und machen uns dann auf den Rückweg.
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Fazit
Ich habe so meine Lieblingstouren in Berchtesgaden und die Wanderung zum Blaueisgletscher gehört auf jeden Fall dazu. Als Kind bin ich zweimal nur bis zur Hütte gelaufen, umso glücklicher bin ich jetzt, den Gletscher einmal aus der Nähe gesehen zu haben. Die Wanderung ist gut zu bewältigen und bietet unterwegs gleich zwei Hütten, die ihr jeweils zweimal passiert.
Wer oben noch eine Herausforderung sucht, kann weiterlaufen zu den umliegenden Gipfeln, wie etwa zum Hochkalter (Achtung: schwarze Tour, sehr schwierig!). Deutlich leichter geht es zu am Hintersee und dem Zauberwald.
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