Berg der Kreuze: Spirituelles und kulturelles Juwel Litauens

Ein wenig breitet sich Unbehagen in mir aus. Erst später begreife ich, dass dieses einzigartige Wunder in Litauen, nur einen Steinwurf von Šiauliai entfernt, nicht nur eine beeindruckende religiöse Stätte ist, sondern auch ein Zeugnis der litauischen Geschichte und des unbeugsamen Geistes. Mit Tausenden Kreuzen, die von Gläubigen aus der ganzen Welt hinterlassen wurden, erzählt jeder Zentimeter dieses Hügels eine Geschichte von Hoffnung, Widerstand und Glauben. Kommt mit zu den mehr als 150.000 Kreuzen in Litauen.

Lohnt sich ein Besuch am Berg der Kreuze in Litauen?

Der Berg der Kreuze in Litauen ist eine ikonische und bedeutende religiöse Stätte im Baltikum, gelegen in der Nähe der Stadt Šiauliai. Dieser Hügel zeichnet sich durch Tausende Kreuze aus, die von Gläubigen aus aller Welt hinterlassen wurden. Obwohl das genaue Datum der Entstehung dieses Phänomens unklar bleibt, wird angenommen, dass die Tradition bereits im 19. Jahrhundert ihren Anfang nahm, eine Zeit, in der Litauen unter der Herrschaft des Russischen Reiches litt. In Epochen der Unterdrückung und politischen Unruhen fungierten die Kreuze als stille Symbole des Widerstands und der Hoffnung der litauischen Bevölkerung. Heutzutage symbolisiert der Berg der Kreuze die nationale Identität und den Glauben der Litauer und stellt ein faszinierendes Ziel für Pilger und Touristen aus aller Welt dar.

Es wird angenommen, dass dieser Ort bereits im Mittelalter als Gebetsstätte diente, bevor er 1348 durch Kreuzritter zerstört wurde. Seine erneute Bedeutung gewann der Berg im 19. Jahrhundert, als Litauen unter der Herrschaft des Russischen Reiches litt und das Errichten von Kreuzen als Symbol des Widerstands gegen die Unterdrückung fungierte.

Während der Sowjetära unternahmen die Behörden mehrfache Versuche, den Berg zu vernichten. Dennoch hielten die Litauer an ihrer Tradition fest und setzten das Anbringen von Kreuzen als Ausdruck ihres Glaubens und ihrer nationalen Identität fort. Bis Ende der 1990er-Jahre konnten bereits mehr als 50.000 Kreuze verzeichnet werden. Heutzutage dient der Kreuzhügel sowohl als Pilgerstätte als auch als touristische Attraktion und beherbergt mehr als 150.000 Kruzifixe.

Fototipp: Integriere Besucher oder Pilger in deine Fotos, um die Atmosphäre und Bedeutung der Stätte zu vermitteln. Bedenke allerdings, dass der Kreuzhügel ein religiöser Ort ist und handle entsprechend respektvoll, insbesondere beim Fotografieren von Personen.

Anreise zum Berg der Kreuze

Lage:Im Norden von Litauen
Entstehung:vmtl. Mittelalter
Must-Do:Besuch bei Nacht
Eintritt:kostenlos
Anzahl:ca. 150.000 Kreuze

Die Anreise zum Berg der Kreuze in Litauen lässt sich am besten mit einem Auto bewältigen. Ich bin mit meinem eigenen Auto von Deutschland aus ins Baltikum gefahren und habe direkt auf dem kostenlosen Parkplatz, der 500 Meter vom Kreuzhügel entfernt liegt, geparkt.

Alternativ könntest du per Flugzeug zum Flughafen Vilnius, Kaunas oder Riga reisen und von dort aus entweder einen Mietwagen nehmen oder die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Die Fahrtzeit von Vilnius aus beträgt etwa drei Stunden mit dem Auto, während sie von Kaunas und Riga jeweils zwei Stunden dauert. Eintritt kostet der Besuch der Stätte übrigens nicht.

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Unbehagliche Gefühle am Berg der Kreuze

Nachdem ich auf dem Parkplatz angekommen bin und den Souvenirladen kurz besucht habe, begebe ich mich auf den Weg zum Berg der Kreuze. Ein unbehagliches Gefühl breitet sich in mir aus. Es ist später Nachmittag, ich überquere ein weites Feld auf einem Schotterweg und entdecke in der Ferne die ersten Kreuze. Über mir kreisen Greifvögel, die Sonne neigt sich dem Horizont zu, als ich die letzten Meter bis zu den ersten Kruzifixen zurücklege.

Der Berg entpuppt sich aus der Nähe als ein etwa zehn Meter hoher Doppelhügel, bedeckt mit unzähligen Kreuzen in verschiedensten Formen und Farben. Ein traditioneller Berg oder ein steiler Anstieg sind hier nicht zu finden. Ein leichtes Schaudern läuft mir kalt den Rücken hinunter.

Der Anblick der zehntausenden Kreuze weckt Assoziationen mit einem Massengrab, obwohl der Ort nie ein solches war. Er symbolisiert vielmehr Dank und Hoffnung. Die Anlässe der Pilger, die aus aller Welt kommen, um hier Kreuze zu besonderen Lebensereignissen wie Hochzeiten oder Geburten aufzustellen, sind in der Regel freudiger Natur.

Geschichten der Kreuze am Wallfahrtsort

Für die meisten Touristen steht nicht der religöse Wallfahrtsgedanke im Vordergrund, sondern die faszinierende Tatsache, dass ein ganzer Hügel dicht mit Kruzifixen bedeckt ist. Auch ich gehe durch das Labyrinth aus Holz-, Metall- und sonstigen Kreuzen. Die im Wind klappernden Gebetsketten und Kränze an den Kreuzen erzeugen ein Geräusch, das entfernt an Glockenläuten erinnert und die mystische Stille durchbricht.

Beim langsamen Aufstieg über Holzbohlen auf den ersten sattelförmigen Hügel entdecke ich immer wieder besondere Kreuze und Schilder. So stolpere ich etwa über ein Kreuz, das von einer Motorradwallfahrt aus Köln erzählt, und über ein anderes, das zum Papstbesuch im September 1993 errichtet wurde, als Papst Johannes Paul II. hier eine Messe vor über 100.000 Menschen zelebrierte. Ich schlendere staunend zwischen den Kreuzen umher, fotografiere die außergewöhnliche Szenerie und nutze meine Drohne für Luftaufnahmen des Sonnenuntergangs.

In der Nähe besuche ich eine kleine Kapelle und weiter entfernt ein zweistöckiges Kloster, dessen Gebetsraum einen direkten Blick auf die Kreuze bietet. Obwohl das Kloster offensteht, suchen es weniger Besucher auf als den Kreuzberg selbst. Nach den letzten zwei Stunden voller neuer Eindrücke fühle ich mich überwältigt, besonders angesichts der über 150.000 Kreuze, die den Hügel prägen und täglich mehr werden. Im Shop des Informationszentrums gibt es die Möglichkeit, ein eigenes Kreuz zu erwerben und so Teil dieser beeindruckenden Tradition zu werden.

Da ich in direkter Nähe übernachte, kehre ich nachts zum Kreuzberg zurück. Unter dem Vollmond entfalten die Kreuze ein geisterhaftes Schimmern, während die Windgeräusche zusammen mit dem Gesang aus unsichtbaren Lautsprechern eine eindringliche Atmosphäre schaffen. In dieser Nacht, gefangen in meiner eigenen Anspannung, verzichte ich auf das Lesen der Inschriften und achte stattdessen gespannt auf jede Bewegung.

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Fazit

Ein Besuch des Berges der Kreuze in Litauen ist absolut empfehlenswert, besonders wenn du bereit bist, dich auf diesen außergewöhnlichen Ort einzulassen und neugierig auf die Geschichten hinter den Kreuzen bist. Diese Stätte steht weltweit allein da und verspricht ein einzigartiges Erlebnis, das dich sowohl spirituell als auch kulturell bereichert. Der Ort hat einen ganz besonderen, fast unwirklichen Charme und strahlt, besonders bei Nacht, eine tief mystische Atmosphäre aus.

Lage

Praktische Links

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