Das letzte Bauwerk Friedrichs des Großen in Sanssouci ist ein verborgenes Juwel. Weniger bekannt und besucht als die berühmten Sehenswürdigkeiten Potsdams, entfaltet es gerade dadurch seinen besonderen Charme. Der elegante Rundbau im Friderizianischen Rokoko-Stil eröffnet faszinierende Ausblicke über den königlichen Weinberg bis hin zum Orangerieschloss und zur Kuppel des Neuen Palais – eine Aussicht, die zum Entdecken einlädt!
Lohnt sich der Besuch von Belvedere auf dem Klausberg?





1769 wurde das Neue Palais vollendet, ein monumentaler Residenzbau mit Kuppel und prächtigen Sälen. Danach sollte auch die nähere Umgebung verschönert werden, und Friedrich der Große gab das Belvedere auf dem Klausberg nordwestlich des Parks Sanssouci in Auftrag. Von 1770 bis 1772 entstand das elegante Aussichtsgebäude nach Plänen des Baumeisters Georg Christian Unger und begründete eine ganze Reihe gemauerter Aussichtsbauwerke in der Residenzstadt, von denen mehrere erhalten sind.
Das Belvedere brannte in den letzten Kriegstagen fast vollständig aus und blieb bis nach der Wiedervereinigung eine Ruine. Heute gehört das sanierte Kleinod zum UNESCO-Welterbe und wird von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten verwaltet. Es öffnet zu ausgewählten Terminen und befindet sich nur einen kurzen Spaziergang vom Orangerieschloss entfernt.
Fototipp: Das Belvedere bildet mit dem Orangerieschloss eine Sichtachse. Während ich darauf zulaufe, bietet sich eine kleine Bilderserie an, wie man dem strahlenden Bauwerk immer näher kommt. Der Anblick ist zu jeder Jahreszeit sehr charmant.
Anreise zum Belvedere auf dem Klausberg
| Erbaut: | 1770 – 1772 |
| Anreise: | ÖPNV |
| Must-Do: | Zur Sonderöffnung kommen |
| Einkehrtipp: | Drachenhaus |
| Besonderheit: | Herrliche Ausblicke |
An der Sehenswürdigkeit selbst ist nicht unbedingt mit Menschenmassen zu rechnen, in Sanssouci selbst ist allerdings einiges los. Zwar gibt es gebührenpflichtige PKW-Parkplätze an der Historischen Mühle, ich würde aber zur Anfahrt mit dem ÖPNV raten.
Am besten nehmt ihr vom Hauptbahnhof Potsdam den Bus 695. Dieser bringt euch bis zur Haltestelle „Potsdam, Drachenhaus“, von dort ist es zu Fuß nicht mehr weit. Der Bus fährt im 20-Minuten-Takt und braucht etwa 20 Minuten. An Wochenenden gibt es zusätzlich die Linie X15 in kürzerem Takt, die euch in 12 Minuten bis zur Haltestelle „Schloss Sanssouci“ bringt – auch von dort könnt ihr problemlos zum Belvedere laufen.
[the_ad_placement id=“nuetzliche-links“]
Spaziergang durch Sanssouci zum Klausberg
Nicht alle Sehenswürdigkeiten in und um den weltberühmten Park Sanssouci haben regelmäßig geöffnet. Manche der kleineren Bauwerke könnt ihr von innen nur an ausgewählten Terminen im Jahr besichtigen. Ich habe Glück: Auf Plakaten sehe ich, dass das Belvedere auf dem Klausberg geöffnet ist.
Ich spaziere vom Ruinenberg hinunter, vorbei am Schloss Sanssouci in Richtung Orangerieschloss, von wo aus man am Ende einer Sichtachse das Belvedere auf einem Hügel (dem Klausberg) thronen sieht. Während ich darauf zulaufe, lichten sich die Besucherströme – kaum jemand will die etwa 700 Meter noch hin und zurück gehen, denn Sanssouci strotzt ja nur so vor historischen Highlights. Umso besser für mich!
In das sandgelbe Gebäude, das an diesem Tag einen wunderschönen Kontrast zum blauen Himmel bildet, möchte ich am liebsten direkt einziehen. Schwer vorstellbar, dass sich das jemand gebaut hat, nur um ab und zu von hier ein bisschen die Aussicht zu genießen. Möbliert war das Belvedere damals daher auch nur mit Stühlen – sechzehn unten und sechzehn oben.
Heute sind die Räume unmöbliert, und es gibt auch keinen Kassenraum oder Ähnliches; ein Mitarbeiter sitzt davor und hat eine kleine Metallkiste als Kasse dabei. Also unbedingt Bargeld einstecken!
Auch interessant: Ruinenberg – Inszenierte Antike in Potsdam




Belvedere in altem Glanz
Im unteren Geschoss bin ich ziemlich überrascht, als ich hineingehe. Zwar erstrahlt das Bauwerk von außen in seinem alten Glanz, innen jedoch wurde im Untergeschoss der Ruinencharakter beibehalten. Statt wie einst mit schlesischem Marmor verkleidet, sind die Wände unverputzt. Das passt tatsächlich hervorragend zu den Schwarz-Weiß-Fotos und Zeichnungen, die dort hängen. Die Bilder zeigen das Belvedere als ausgebrannte Ruine – ich hätte vermutet, direkt nach dem Zweiten Weltkrieg. Zu meiner Überraschung war das jedoch der Zustand 1990!
Das Aussichtsgebäude wurde erst nach der Wiedervereinigung instand gesetzt. Im oberen Stockwerk wurde sein ursprüngliches Aussehen auch innen rekonstruiert, mit einem Parkettfußboden im Trapezmuster und einem Deckengemälde mit Vögeln und Wolken, für das ein altes Foto als Vorlage dienen konnte. So schön, wie das Licht durch die Fenster auf den Boden fällt.
Aussicht vom Belvedere am Klausberg
Belvedere bedeutet ja „schöne Aussicht“ und ich kann schon verstehen, dass dieser Ort ausgesucht wurde. Von der Terrasse schaut man direkt runter auf den königlichen Weinberg und das Drachenhaus im Stil einer chinesischen Pagode, in dem der Weinbauer wohnte.
An dieser Stelle ist heute ein Café untergebracht ist. Etwas weiter entfernt ragt die Kuppel des Neuen Palais ins Sichtfeld und wenn ihr eure Position ändert, dann könnt ihr die Sichtachse zum Orangerieschloss runterschauen.
Auch interessant: Biosphäre Potsdam – Dschungelabenteuer in der Stadt
Fazit
Das Belvedere ist eines der kleinen, unbekannteren Schmuckstücke Potsdams, das ihr unbedingt auf dem Schirm haben solltet, wenn ihr in der Landeshauptstadt unterwegs seid. Hinlaufen könnt ihr auch, wenn es nicht geöffnet hat, aber ich empfehle euch, nach den Terminen Ausschau zu halten – es lohnt sich. Wie gesagt, Bargeld nicht vergessen.
Die Möglichkeiten, womit ihr den Besuch kombinieren könnt, sind riesig. Das Orangerieschloss, Schloss Sanssouci, das Neue Palais oder natürlich die ganzen Attraktionen Potsdams jenseits von Park Sanssouci. Die Schlösser im Neuen Garten, ein Bummel durch das Holländische Viertel oder ihr begebt euch auf die Spuren der Filmgeschichte im Filmmuseum oder im Filmpark Babelsberg – und auch das ist längst nicht alles.
Schreibe einen Kommentar