Arctic Moose Farm: In Nordschweden vom Elch geküsst

Elche hautnah erleben, ihnen beim Fressen zuschauen und sich vielleicht sogar von einem küssen lassen? Das muss nicht nur ein Traum bleiben. Im äußersten Norden Schwedens gibt es nämlich eine Attraktion, bei der sich alles um die langbeinigen Vierbeiner dreht – die Arctic Moose Farm in Överkalix. Sie ist auch deshalb ein besonderer Reisetipp, weil sie strategisch günstig an der Schnellstraße E10 liegt, die von der Küste Schwedisch-Lapplands bis nach Kiruna und Abisko führt und zahlreiche touristische Sehenswürdigkeiten bereithält.

Lohnt sich ein Besuch der Arctic Moose Farm?

Die Arctic Moose Farm ist eine Elchfarm und liegt direkt an der Schnellstraße E10 nördlich von Överkalix. Dort kann man das ganze Jahr über rund 15 Elche in einem großräumigen Gehege besuchen und z. B. einer Fütterung beiwohnen. Im Sommer hat die Elchfarm täglich geöffnet, im Winter nur nach Anmeldung.

Während des Besuchs erzählt Farmbesitzer Ola viel über die Tiere, ihre Gewohnheiten und warum er die Farm gegründet hat – und beantwortet auch Fragen, die den meisten Besuchern gar nicht in den Sinn kämen. Im Nachhinein ist man um viel Elch-Wissen schlauer – und bekommt mit etwas Glück sogar einen Elch-Kuss!

Fototipp: Je nach Jahreszeit lassen sich die Elche nur vom Zaun ihres großen Geheges aus bewundern, manchmal führt Farmbesitzer Ola seine Gäste aber auch ins Gehege hinein. Das ist natürlich die beste Gelegenheit für Top-Fotos. Besonders süß: Wenn im Frühling bereits das eine oder andere Elch-Kalb geschlüpft ist. Nimm am besten ein gutes Objektiv mit, womit du die Tiere heranzoomen kannst, um ihnen nicht zu nahe zu kommen, falls sie dies nicht wünschen.  

Anreise zur Arctic Moose Farm

Lage:Nördlich von Överkalix, Schweden
Anreise:Auto / Mietwagen
Must-Do:Fütterung beobachten
Tiere:15 Elche
Besonderheit:Evtl. Elch-Kälber im Frühjahr

Ganz ehrlich: Wer in Schwedisch-Lappland flexibel unterwegs sein und auch abgelegenere Orte erreichen möchte, sollte mit dem Auto anreisen bzw. sich vor Ort einen Mietwagen gönnen. Die gibt es zum Beispiel am Flughafen von Luleå, dem Hauptort von Norrbotten, der nördlichsten Region Schwedens.

Mit dem Auto ist die Anreise zur Arctic Moose Farm einfach: Man fährt auf die E10 in Richtung Gällivare, Kiruna und Abisko immer gen Norden und noch an dem Ort Överkalix vorbei. Die Arctic Moose Farm liegt gut 22 km nördlich des Städtchens. Ihr solltet nur darauf achten, dass ihr das Schild, das zur Einfahrt auf der rechten Straßenseite weist (falls ihr von Süden kommt), nicht verpasst!

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Beste Reisezeit für den Besuch der Arctic Moose Farm

Generell ist keine spezielle Ausrüstung für den Besuch der Arctic Moose Farm nötig. Solltet ihr die Farm allerdings in den Wintermonaten besuchen wollen, müsst ihr einige Tage vorher anrufen und einen Termin ausmachen, da sie dann nicht ständig geöffnet ist. Außerdem ist es im Winter in Lappland schnell mal bis zu minus 30 Grad kalt oder noch kälter.

Das bedeutet, damit ihr die Elche auch bei solcher Kälte in Ruhe bewundern könnt, empfehlen sich mehrere Schichten Kleidung, eine dicke Mütze und Fausthandschuhe oder Fingerhandschuhe, mit denen ihr eventuell auch den Touchscreen des Handys zum Fotografieren oder Filmen bedienen könnt.

Auf Winterbesuch bei den Elchen

Es ist Mitte Januar und das Thermometer zeigt minus 20 Grad, als ich die Arctic Moose Farm zum ersten Mal besuche, während ich ein Jahr in Schwedisch-Lappland verbringe. Endlich einen Elch sehen, davon träume ich schon lange.

Und da meine Geduld oft knapp bemessen ist, möchte ich nicht warten, bis sich mir vielleicht irgendwann einer flüchtig im Wald zeigt. Ein paar Tage zuvor habe ich mit dem Besitzer der Arctic Moose Farm, Ola, einem älteren Herrn, telefoniert, und an diesem Tag darf ich zuschauen, wenn er seine 15 Tiere um elf Uhr füttert.

Ich bin aufgeregt wie ein Kind am Heiligabend, als ich in die Einfahrt zur Moose Farm abbiege und neben einem langen, roten Holzhaus mit riesigen Schneehaufen davor zum Stehen komme. Wo sind die Elche? Ich kann es kaum erwarten. Wenige Minuten später hält ein Auto neben meinem.

Der Besitzer der Arctic Moose Farm, Ola, steigt gemeinsam mit seiner Frau aus, wir gehen in das rote Haus, und ich bekomme nach typisch schwedischer Manier erst einmal eine Fika – Kaffee und selbstgemachtes Gebäck. In der Hauptsaison ist hier das kleine Café, doch mitten im Winter bin ich der einzige Gast.

Ola verrät mir, dass ihm die Idee zu dieser in Nordschweden einzigartigen Attraktion – einer Elchfarm – nur dank deutscher Touristen gekommen sei, die immer wieder danach gefragt hätten. Normalerweise könne man vielerorts Rentiere bewundern, aber Elche, das sei eindeutig ein „deutsches Ding“.

Auf rund zehn Hektar Land hält er etwa 15 Tiere, die er zu Beginn von Elchfarmen in Südschweden kaufte und die nun immer mal wieder Kälber bekommen. Nachdem die Fika verputzt ist, führt mich Ola auf die andere Seite des Gebäudes, wo sie sich schon am Gehegezaun sammeln: die „Könige des Waldes“, allen voran der Prachtbulle der Farm, Oscar.

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Ich glaub‘, mich knutscht ein Elch

Die Elche wissen: Ola ist da, das bedeutet einen vollen Magen. Da darf schon mal gerempelt und geröhrt werden, Oscar zeigt deutlich, wer das Alphamännchen ist, doch auch die Weibchen lassen sich nicht leicht aus der ersten Reihe verscheuchen.

Ola schleppt einen Eimer Trockenfutter an und entleert ihn in die großen Näpfe, außerdem hat er als Leckerli Möhren, die wir zum Nachtisch verfüttern werden. Während die Elche, die von genussvollem, langsamen Essen anscheinend noch nie gehört haben, alles in sich hineinschlingen, beantwortet Ola nicht nur sämtliche meiner Elch-Fragen, sondern auch solche, auf die ich selbst nie gekommen wäre.

Schaue ich mir die Tiere mit ihrem prallen Rumpf und den vergleichsweise mageren, fast weißen Beinen an, kann ich Olas Worten kaum glauben. Sollen Elchkälber, die meist im Mai oder Juni geboren werden, tatsächlich nur fünf Kilo wiegen, fünf Monate später aber bereits 100 Kilo? Ola zeigt auf Oscar, der sogar etwa 600 Kilo wiegen soll. Maximal könne so ein König des Waldes sogar 800 Kilo erreichen.

Mich interessiert auch, warum nur Oscar noch ein Geweih hat, im Gegensatz zu seinen männlichen Kumpels. Was ich nicht wusste: Jeder Elchbulle wirft im Winter sein Geweih ab, da es in der kältesten und damit härtesten Jahreszeit mit seinen rund 30 Kilo nur unnötiger Ballast wird, und ab dem Frühjahr wächst es wieder nach. Manche Bullen sind früher dran, andere später, und Oscar scheint sich mit dem Loslassen diesen Januar besonders viel Zeit zu lassen.

Sobald die Elche die Hauptmahlzeit vertilgt haben, drückt mir Ola einige Möhren in die Hand, und ich halte die erste einer Elchkuh entgegen. Sie kommt ganz nah an den Zaun heran mit ihrer runden, weichen Schnauze und schnappt sich ihr Dessert. Ola will mir stolz vormachen, dass ihn die Elche knutschen und hält der Elchkuh sein Gesicht entgegen.

Die schnuppert kurz daran, wendet sich aber ab. Der alte Mann zuckt mit den Schultern, schiebt es darauf, dass er seine Zähne an dem Morgen nicht gut genug geputzt habe. Auch ich muss auf den Elch-Knutscher verzichten, trotz gut geputzter Zähne, aber das Karotten-Dessert, das nimmt jeder Elch gerne von mir an.

Herbst gleich heiße Zeit im Elchreich Arctic Moose Farm

Einen zweiten Besuch statte ich der Arctic Moose Farm Mitte September ab und komme gefühlt in eine andere Welt. Kein Schnee, mit 15 Grad ist es noch recht mild, doch die Birken um die Farm haben sich schon gelb verfärbt. Als Ola mit seinem Futtereimer herankommt und mich dieses Mal sogar mit ins Gehege nimmt, schert sich kein Elch darum. Angeblich denken die Tiere gerade nur noch an „das eine“, denn Herbst bedeutet Brunftzeit bei den Elchen.

Weiter hinten im Wald steht Oscar, wieder mit dem üppigsten Geweih im ganzen Land, an dem jedoch zottelig die Basthaut hinabhängt. Ola erklärt mir, dass die Bullen damit an Baumstämmen reiben, um ihren Duft zu hinterlassen.

Und da Elchkühe nicht nur auf Basthaut-, sondern auch auf Uringeruch stehen, graben die Bullen im Herbst mit Vorliebe Gruben, in die sie dann pieseln und ihr Geweih in der Bescherung wälzen, um den Duft darüber zu verteilen.

Gerade den Bullen darf man laut Ola in der Brunftzeit keinesfalls zu nahe kommen, sie seien dann äußerst aggressiv. Ich schaue Oscar von Weitem zu, während er rülpserartige Brunftlaute von sich gibt. Was ein Weibchen mit einem bereits großgewachsenen Kalb, das vorbeizieht, allerdings gar nicht beeindruckt. Armer Oscar, da gibt er sich schon solche Mühe mit seinem Parfüm, verzichtet oft sogar aufs Fressen – und geht trotzdem, zumindest an diesem Tag, leer aus.

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Fazit

Ich kann einen Besuch der Arctic Moose Farm empfehlen, und zwar zu jeder Jahreszeit. Er lässt sich leicht verbinden mit einer Reise in den äußersten Norden Schwedens oder mit der Weiterfahrt nach Norwegen. Im Winter liegt die Farm eingebettet in eine malerische Schneelandschaft und man sieht mit eigenen Augen, wie die meisten Bullen frisch ihr Geweih abgeworfen haben.

Mai oder Juni sind eine tolle Zeit, um mit etwas Glück ein Elchkalb zu erleben, und im Herbst spüren selbst Besucher, welche Energie die Brunftzeit bei den „Königen des Waldes“ freisetzt und wie sich ihr Verhalten vollkommen verändert. Besonders wertvoll sind die vielen Informationen, die Farmbesitzer Ola, der ein wandelndes Elch-Lexikon ist, über die Tiere vermittelt.

Lage

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Antwort

  1. Interessant ja klar wenn man im Norden ist unbedingt hin fahren denke ich.
    Würde ich bei Rentieren aber such tun.💓

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