Eindrucksvolle Lehmbauten erstrecken sich auf einem Hügel in die Höhe. Davor strahlen die bewirtschafteten Felder in sattem Grün, in der sonst trockenen Gegend im Südosten Marokkos. Der Fluss vor den Toren der Stadt Aït-Ben-Haddou und die Palmen vervollständigen die Szenerie. Ich fühle mich wie in einem Film, als ich vor der malerischen Oase vor der Stadt Aït-Ben-Haddou stehe. Ich verstehe jetzt, warum das UNESCO-Welterbe Drehort vieler berühmter Filme und Serien ist.
Lohnt sich der Besuch der Filmstadt Aït-Ben-Haddou?




Aït-Ben-Haddou ist vielen Reisenden besser bekannt als die Filmstadt Marokkos. Seit 1987 ist der Ort im Südosten Marokkos (ca. 200 Kilometer von Marrakesch entfernt) UNESCO-Weltkulturerbe. Gelegen an den Ausläufern des Hohen Atlas-Gebirges, ist die Stadt für viele berühmte Filme eine beliebte Kulisse. Es wurden dort unter anderem Szenen für „Gladiator“, „James Bond“ und „Game of Thrones“ gedreht. Auf einem Hügel erstreckt sich inmitten einer weitläufigen, wüstenähnlichen Landschaft die imposante Lehmbausiedlung. Umgeben ist sie von bewirtschafteten Feldern, grünen Palmen und ein Fluss (Assif Mellah) kühlt im Frühjahr die Gegend ab. Im Sommer ist das Flussbett vor der Stadt oftmals ausgetrocknet.
Schon im 11. Jahrhundert wurde viel auf der Route zwischen Timbuktu und der Hauptstadt von Marokko gehandelt. Aït-Ben-Haddou war eine wichtige Station auf der Handelsroute, und die Bewohner (Berber) bauten auf dem großen Hügel mehrere eng aneinander und ineinander verschachtelte Wohntürme (Tighremts) aus Stampflehm. Heute ist die Stadt eine sehr beliebte Touristenattraktion. Weil der alte Ortsteil auf dem Hügel größtenteils in seiner ursprünglichen Form erhalten bleiben soll, leben im alten Ksar von Aït-Ben-Haddou nur noch acht Familien. Die meisten Bewohner sind auf die andere Flussseite in den neu erschlossenen Stadtteil gezogen. Heute leben dort circa 2.500 Menschen.
Welche Filme wurden in Aït-Ben-Haddou gedreht?
Die beeindruckende Architektur und die malerische Landschaft machen Aït-Ben-Haddou zu einem idealen Drehort für historische und epische Filme. Unter anderem wurde hier gedreht:
- Lawrence von Arabien (1962)
- Der Mann, der König sein wollte (1975)
- Jesus von Nazareth (1977)
- Die Jäger des verlorenen Schatzes (1981)
- The Jewel of the Nile (1985)
- Die letzte Versuchung Christi (1988)
- Kundun (1997)
- Die Mumie (1999)
- Gladiator (2000)
- Alexander (2004)
- Königreich der Himmel (2005)
- Babel (2006)
- Prince of Persia: Der Sand der Zeit (2010)
- Game of Thrones (TV-Serie, mehrere Episoden)
- Die Bibel (TV-Serie, 2013)
- Königreich der Himmel (2005)
Fototipp: Auch wenn ihr keine Morgenmenschen seid, solltet ihr euch den Wecker früh stellen und zum Sonnenaufgang zum Aussichtspunkt der Stadt gehen. Von hier habt ihr einen Wahnsinnsblick auf die Hügelstadt, während die aufgehende Sonne die Lehmfassaden in ein warmes Rot färbt.
Anreise nach Aït-Ben-Haddou
| Lage: | ca. 200 km südöstlich von Marrakesh |
| Filmkulisse: | Über 20 berühmte Filme |
| Beste Reisezeit: | Ganzjährig und Vormittags |
| Must-See: | Museum Tiwirga |
| Restauranttipp: | Restaurant Itrane |
Weil das öffentliche Verkehrsmittelnetz auf dem Land in Marokko relativ wenig ausgebaut ist, empfehle ich euch die Anreise mit dem Auto.
Ab Marrakesch braucht ihr circa 3,5 Stunden nach Aït-Ben-Haddou. Die Straßen sind sehr gut ausgebaut und ihr fahrt durch abwechslungsreiche und wunderschöne Landschaften. Ein Navi oder Google Maps wird euch dabei helden. Parken könnt ihr am Straßenrand oder, wenn ihr in der Stadt übernachtet, an eurer Unterkunft.
Wenn ihr kein Auto mieten wollt, empfehle ich eine geführte Tour. Viele Anbieter bauen die Stadt als Halt auf ihren Marokko-Rundreisen ein. So könnt ihr stressfrei und ohne großen Organisationsaufwand das UNESCO-Welterbe besichtigen und anschließend weitere tolle Sehenswürdigkeiten von Marokko auf der geführten Reise anschauen.
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Die Szenerie wirkt wie in einem Film
Im Frühjahr fließt im Flussbett des Asif Mellah Wasser und versorgt die Landwirtschaft rund um die Hügelstadt mit lebensnotwendigem Nass. Dadurch können rund um Aït-Ben-Haddou Oliven-, Mandel- und Obstbäume wachsen, und auch das Gras für die Schafe und Ziegen kann bewässert werden.
Bei meinem Besuch führt der Fluss nur noch wenig Wasser, weil es seit drei Jahren in der Gegend nicht mehr geregnet hat. Trotzdem erscheint die Oase rund um die Stadt immer noch in einem satten Grün, und Palmen zieren das Tor zum Eingang der Stadt. Dahinter erheben sich majestätisch die lehmfarbenen, fensterlosen Häuschen in den Himmel.
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Den nächsten Tag mit einem guten Abendessen ankündigen
Wir sind erst später am Abend in der Stadt angekommen. Als wir unser Auto vor der empfehlenswerten Unterkunft Auberge Ksar Yousra abstellen und unsere Zimmer beziehen, färbt die Sonne den Himmel schon rot. Wir beeilen uns mit dem Auspacken, weil wir gerne noch in eines der Restaurants am Straßenrand zu Abend essen wollen.
Wir entscheiden uns für das Restaurant Itrane. Hier sitzen wir auf dicken Kissen am Boden und teilen uns die sehr leckeren Tajines (landestypischer Eintopf, serviert in auffälligen Schmorgefäßen aus Ton). Dazu gibt es Oliven und zum Trinken frisch gepresste Orangensäfte. Auf der anderen Straßenseite läuft ein Einwohner mit zwei Kamelen vorbei und nickt uns freundlich zu.
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Bei Sonnenaufgang den Zauber der Stadt erleben
Wir haben sehr gut in dem breiten Doppelbett geschlafen! Allerdings weckt uns der gestellte Wecker unbarmherzig um fünf Uhr morgens. Wir wollen nämlich rechtzeitig zum Sonnenaufgang am Aussichtspunkt sein, wo man den besten Blick auf die Stadt hat.
Dazu müsst ihr einfach nur der Straße nach unten folgen und dann links auf den großen Platz gehen. Von hier habt ihr einen atemberaubenden Blick auf Aït-Ben-Haddou. Die Sonne geht langsam auf und erhellt Stück für Stück die terrassenartig angeordneten Häuser auf dem Berg. Ein absolut geniales Fotomotiv… Noch wissen wir aber nicht, dass die Stille nur den Vormittag über halten wird.
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Die friedlichen Gassen erkunden
Nach dem leckeren Frühstück in unserer Unterkunft wollen wir die Stadt erkunden. Dazu läuft man erst auf einem Steg über den Fluss, bis man dann unter Palmblättern hindurch, durch das Tor der Stadt in die kleinen Gassen kommt. Zwischen den Lehmhäusern ist es angenehm kühl.
Zur rechten und linken Seite bereiten Verkäufer ihre Läden vor und stellen ihren Schmuck, Teppiche und handgemalte Zeichnungen aus. Richtig cool finde ich die Struktur der Häuser. Man sieht richtig, wie sie damals aus Heu, Lehm etc. gebaut wurden.
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Dieses Museum in Aït-Ben-Haddou ist ein Muss
Bei eurem Besuch solltet ihr unbedingt in das Museum Tiwirga gehen! Das Coole an dem Museum ist, dass es hauptsächlich von Frauen geführt wird, die sich stark für Gleichberechtigung im Land einsetzen.
Dort erhaltet ihr spannende Einblicke in das Leben der Berber, den Weg der Wolle – vom Schäfer bis zum fertigen Teppich – und auf einer Führung erfahrt ihr interessante Fakten über die Kultur der dortigen Bevölkerung (die Führung kostet etwa 8 € pro Person).
Wusstet ihr zum Beispiel, dass eine Frau dort nach der Hochzeit ein Jahr lang keinen Kontakt zu ihrer Familie haben durfte? Um trotzdem in Kontakt zu bleiben, haben die Frauen Nachrichten in selbst gewebten Teppichen übermittelt. Wurde sie schwanger, hat sie zum Beispiel ein Kindersymbol in den Teppich gewebt, damit ihre Familie Bescheid wusste.
Die Ruhe in der Stadt ist vorbei
Als wir aus dem Museum kommen, sind wir richtig erschrocken. Über die Mittagszeit haben sich die Gassen mit enorm vielen Touristen gefüllt. Zusammen mit Hunderten anderen laufen wir zum höchsten Punkt der Stadt und schießen ein Foto. Dann gehen wir aber schnell wieder Richtung Stadtausgang.
Es ist einfach zu voll geworden. Bevor wir die Stadt aber ganz verlassen, essen wir noch im Restaurant Tawesna Salon de Thé, das von der gleichen Frauenorganisation wie das Museum geleitet wird. Dort gibt es super leckere Burger in landestypischer Abwandlung (dünnes Brot, viel Gemüse, nicht so mächtig).
Anschließend laufen wir zurück zum gepackten Auto, vorbei an riesigen Reisebussen, die ihre Gäste abladen. Nicht schön, aber die wollen eben auch die berühmte Filmstadt sehen. Umso dankbarer bin ich, dass am Morgen noch nichts los war und wir den Zauber der Stadt in vollkommener Stille spüren konnten. Deshalb: Unbedingt früh kommen!
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Fazit
Aït-Ben-Haddou ist eine unglaublich schöne Stadt aus Lehm inmitten oasenartiger Vegetation, mit viel Geschichte, einem richtig tollen Museum und leckeren Einkehrmöglichkeiten. ABER ihr solltet unbedingt frühmorgens hingehen, sonst ist es viel zu voll und touristisch.
Besucht den Ort am besten auf einer Rundreise, denn nur wegen der Stadt von Marrakesch aus 3 Stunden hinzufahren, lohnt sich nicht. Reist ihr danach weiter, lohnt sich der Abstecher auf jeden Fall und ihr könnt danach beispielsweise in die Wüste zum Übernachten fahren, wie in die Erg Chegaga (größte Sandwüste Marokkos).
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