Großes Wiesbachhorn: Hochtour von den Stauseen Kaprun

Diese Kombination aus imposanten Gletscherwelten und türkisblauen Seen ist einzigartig. Hier, auf über 3.500 Metern, spüre ich schon die Höhenluft beim Atmen, aber dafür habe ich mehr Zeit, fasziniert nach unten zu schauen. Wir sind mitten in der Glocknergruppe, hoch über den Stauseen von Kaprun und fast vollständig von Gletschern umgeben. Die Besteigung des Großen Wiesbachhorns ist ein optischer Hochgenuss und vor allem faszinierend, was man innerhalb einer Tagestour an verschiedenen Vegetationszonen zu sehen bekommt. Alles über die Tour auf das Große Wiesbachhorn erfahrt ihr hier.

Lohnt sich die Hochtour auf das Große Wiesbachhorn?

Mit stolzen 3.564 Metern ist das Große Wiesbachhorn der fünfthöchste Berg der Glocknergruppe. Inmitten der Hohen Tauern gelegen, ist das aber nicht die einzige Besonderheit dieses buchstäblichen „Horns“. Die 2.420 Meter hohe Ostflanke ist die höchste Flanke der gesamten Ostalpen, weshalb das Wiesbachhorn manchmal auch als Rivale des Großglockners gesehen wird.

Das Besondere an der Hochtour auf die Felspyramide sind die Tiefblicke auf die beiden tiefblauen Mooserboden-Stauseen von Kaprun. Vom Beginn der Tour bis zum Gipfel hat man die Seen immer im Blick, während mit zunehmender Höhe immer mehr Gletscherregionen sichtbar werden. Das Große Wiesbachhorn bietet durch seine völlig freistehende Lage eine hervorragende Rundumsicht, und auch der Großglocknerblick macht die Tour lohnenswert.

Fototipp: Bilder mit Tiefblick auf die türkisblauen Mooserboden-Stauseen sind ein absolutes Muss bei dieser Tour. Gelegenheiten dazu habt ihr an vielen Aussichtsplätzen auf der Bergtour, die auch recht sicher für eine Pause oder einen Foto-Stop sind. Am besten sieht man aber natürlich direkt vom Gipfel hinunter auf beide Stauseen.

Anreise nach Zell am See-Kaprun

Strecke:11,4 km
Höhenmeter:1.530 Hm
Gehzeit:8 Stunden
Einkehrtipp:Heinrich-Schwaiger-Haus
Beste Jahreszeit:Juli – September

Ausgangspunkt der Tour ist der Talschluss von Kaprun, genauer gesagt beim kostenlosen Parkhaus Kesselfall. Von München kommend, fährt man bei Rosenheim Richtung Kufstein bis zur Ausfahrt Oberaudorf und dann über Lofer und Saalfelden Richtung Süden nach Zell am See. Bis zum Parkhaus in Kaprun benötigt man etwa 2,5 Stunden. Von Salzburg aus erreicht man Zell am See-Kaprun über die Hauptverkehrsroute in etwa 1,5 Stunden, benötigt aber die österreichische Autobahnvignette.

Besonders praktisch und unkompliziert bei dieser Hochtour ist die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Sowohl von München als auch von Salzburg und anderen Städten gibt es sehr gute Zugverbindungen nach Zell am See und von dort direkt weiter mit der Buslinie 660 nach Kaprun bis zur Endstation Kesselfall/Alpenhaus.

Überlegt euch schon vor der Anreise, ob ihr die Hochtour auf das Große Wiesbachhorn als Tagestour oder in zwei Etappen machen wollt. Entweder übernachtet ihr am Anreisetag noch in Zell am See-Kaprun oder ihr steigt zum Heinrich-Schwaiger-Haus auf und macht so etwa die Hälfte der Höhenmeter bereits am ersten Tag. Für eine Hüttenübernachtung solltet ihr unbedingt im Voraus über das Online-Buchungssystem euren Schlafplatz reservieren, da die Hütte in allen Sommermonaten sehr gut gebucht ist.

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Mit dem Shuttlebus zu den Mooserboden Stauseen

Wir haben uns die Besteigung des Großen Wiesbachhorns als Tagestour vorgenommen und müssen dafür sehr früh am Parkplatz aufbrechen. Die ersten 1.000 Höhenmeter sind jedoch ohne körperliche Anstrengung zu bewältigen.

Von Juli bis September gibt es jeden Freitag, Samstag und Sonntag um 6:45 Uhr einen Bergsteigerbus, der die Wanderer zum eigentlichen Ausgangspunkt der Tour bringt, nämlich oben auf 2.040 Meter bei der Staumauer des oberen Mooserboden-Stausees.

Hierfür ist allerdings eine Online-Anmeldung bis 15:00 Uhr am Vortag erforderlich, da die Plätze begrenzt sind. An den anderen Tagen fährt der erste Bus um 08:10 Uhr hinauf, und ein Berg- und Talfahrtticket kostet 30,00 € (Stand 2024).

Noch etwas müde sitzen wir pünktlich im Früh-Shuttlebus. Mein Rucksack fühlt sich heute, im Gegensatz zu anderen Hochtouren, relativ leicht und leer an. Die Gletscher am Großen Wiesbachhorn sind schon so weit zurückgegangen, dass der Aufstieg ohne Gletscherausrüstung möglich ist.

Pickel und Steigeisen könnte man eventuell am Kaindlgrat brauchen, aber man erkundigt sich am besten vorher beim Hüttenwirt über die aktuellen Verhältnisse. Gletscherspalten sind auf dieser Tour nicht zu befürchten. Alpine Erfahrung und Trittsicherheit sollte man aber trotzdem mitbringen, schließlich bewegt man sich hier weit über der 3.000er-Marke, wo das Wetter sehr schnell umschlagen kann und dichter Nebel keine Seltenheit ist.

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Steiler Aufstieg über den Kaindlgrat

Zum Warmwerden überqueren wir die ein Kilometer lange, asphaltierte Staumauer zur anderen Seite, bevor es in unzähligen Serpentinen steil bergauf geht. Ich versuche, ein für mich angenehmes Tempo zu finden, denn bei der angegebenen Aufstiegszeit von 5 Stunden bis zum Gipfel sind 1.500 Höhenmeter zu überwinden, was auf jeden Fall eine sehr sportliche Herausforderung darstellt. Aber ich bin zuversichtlich, dass ich das gut schaffe! Meine Wanderstöcke sind bei dieser Steilheit auf jeden Fall Gold wert.

Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass wir bereits 750 Höhenmeter und damit ziemlich genau die Hälfte der Tour hinter uns haben, als wir vor dem Heinrich-Schwaiger-Haus stehen. Nach einer kurzen Pause haben wir eine kurze Kletterpassage vor uns.

Versichert mit kurzen Stahlseilen und einigen Eisentritten steigen wir durch die Felsrinne auf den Grat zwischen den Fochezköpfen. Hier beginnt der sogenannte Kaindlgrat, der bei guter Schneelage ein wunderschön geschwungener Firngrat ist – im Sommer aber meist schon ohne Schnee und Eis.

Ein paar Schneereste überqueren wir noch, und ich kann mir nur vorstellen, wie dieser Grat früher in Kombination mit den nun schon viel weiter unten angrenzenden Gletscherlandschaften ein optischer Hochgenuss gewesen sein muss.

Atemberaubende Tiefblicke auf Stauseen und Gletscher

Die Luft wird merklich dünner und die Anstrengung größer. Die letzten 200 Höhenmeter zum Gipfel des Großen Wiesbachhorns lege ich gefühlt im Schneckentempo zurück. Geschafft! – Ich klatsche am schmiedeeisernen Gipfelkreuz mit Edelweiß in der Mitte ab und ab diesem Moment ist jede Anstrengung vergessen.

Ich drehe mich 360 Grad im Kreis und weiß nicht, wo mein Blick als erstes hängenbleiben soll. Das türkisblaue Wasser der beiden Stauseen weit unter uns funkelt in der Sonne. Nach Süden öffnet sich ein zerkluftetes Gletscherparadies mit direktem Blick auf den Großglockner. Im Norden trennt ein langer, zackiger Felsgrat mit zahlreichen Gipfeln das Kapruner vom Fuscher Tal.

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Fazit

Ich könnte hier ewig auf dem Gipfel sitzen und staunen, aber langsam müssen wir uns wieder auf den Rückweg machen. Besonders bei einer Tagestour solltet ihr darauf achten, wann der letzte Bus von den Hochgebirgsstauseen zurück nach Kaprun fährt (Juni, September, Oktober: 16:45 Uhr; Juli, August: 17:00 Uhr). Beim Abstieg machen wir noch eine kurze Kaffeepause beim Heinrich-Schwaiger-Haus, das eine sehr einladende Terrasse mit bombastischem Ausblick bietet. Mit der Kaffeetasse in der Hand blinzle ich durch meine Sonnenbrille in die Sonne. Herrlich, dieser Tag und diese Tour!

Zurück auf der Staumauer sehen wir eine weitere sportliche Herausforderung: Der MOBO 107 Klettersteig führt hier direkt an der massiven Betonwand des Staudamms steil nach oben. Definitiv ein Adrenalinkick! Am Kitzsteinhorn könnt ihr bis weit in den Frühling hinein am Gletscher Skifahren oder über einen relativ einfachen Klettersteig den Gipfel erreichen. Vom Kitzsteinhorn aus blickt man sozusagen von der anderen Seite auf die Mooserboden-Stauseen hinunter.

Lage

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