So starte ich gerne in den Tag: Nach einem leckeren Frühstück auf der Tölzer Hütte stehe ich keine 30 Minuten später alleine am imposanten Gipfelkreuz des Schafreuters, genau auf der Grenze zwischen Deutschland und Österreich. Von hier eröffnet sich mir ein grandioses 360-Grad-Panorama über eine traumhafte Berg- und Seenlandschaft der Alpen. Ich stelle euch eine besonders einsame und abwechslungsreiche Tour auf den beliebten Aussichtsberg im Karwendel vor.
Lohnt sich die Wanderung auf den Schafreuter im Karwendel?








Mitten auf der Grenze zwischen Tirol und Bayern ragt seine steinerne Spitze prägnant in die Höhe: Der Schafreuter, auch Schafreiter genannt, ist ein beliebter Klassiker im Vorkarwendel. Und das aus gutem Grund: Die Tour ist gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, bietet die perfekte Mischung aus sportlicher Herausforderung und genussvollem Wandern, eine fantastische Gipfelaussicht zu allen Seiten sowie die Option zur Hütteneinkehr oder -übernachtung.
Mehrere Wege führen hinauf auf den Schafreuter. Die kürzeren und meist begangenen Routen starten im Rißbachtal. Etwas länger, dafür einsamer und schöner ist der Aufstieg durchs wilde Krottenbachtal. Von Fall aus geht es zunächst über Forst- und Waldwege und vorbei am Delpssee bis zur Tölzer Hütte am Fuße des Schafreuters. Dann folgt der Aufstieg über einen etwas anspruchsvolleren Steig bis zum Gipfel und der Abstieg auf der anderen Seite über die Moosenalm zurück nach Fall, wo ein erfrischendes Bad im türkisblauen Sylvensteinstausee auf euch wartet.
Fototipp: Wie wäre es mit einer kleinen Balanceübung? Auf dem Gipfelplateau vom Schafreuter verläuft genau die Grenze zwischen Tirol und Bayern. Posiert für ein außergewöhnliches Gipfelfoto auf den Grenzsteinen: Einer steht direkt neben dem Gipfelkreuz, dahinter zeigt sich eine wunderschöne Aussicht ins Alpenvorland. Auf dem Grenzstein weiter südlich ragt das mächtige Karwendelgebirge hinter euch auf.
Anreise nach Fall in Lenggries
| Strecke: | 22 km |
| Höhenmeter: | 1.500 hm |
| Gehzeit: | 9–10 Stunden |
| Übernachtung: | Tölzer Hütte |
| Jahreszeit: | Juni-Oktober |
Für diese Rundwanderung startet ihr am besten in Fall. Von München aus gelangt ihr mit der Bayerischen Oberlandbahn in einer guten Stunde nach Lenggries. Von dort sind es nochmal gut 20 Minuten mit dem Bus in das kleine Dorf am Sylvensteinstausee. Der Bergbus 369 fährt allerdings nur in der Sommersaison von Juni bis Mitte Oktober und unter der Woche nur vom 10. Juni bis 4. Oktober.
Die Mitnahme von Fahrrädern ist von Montag bis Freitag nach telefonischer Anmeldung beim RVO möglich und kostet wenige Euro pro Fahrt, falls ihr euch für die Bike & Hike Variante entscheidet.
Wer mit dem Auto anreist, kann auf dem Parkplatz am Staffelgraben kostenlos parken und von dort direkt loswandern.
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Schafreuter mit Hüttenübernachtung
Die insgesamt 22 km und 1.500 hm sind für geübte Wanderer oder als Bike&Hike-Tour zwar auch an einem Tag zu schaffen; mit einer Hüttenübernachtung wird die Tour aber definitiv genussvoller und ihr könnt dazu noch den sagenhaften Sonnenuntergang am Delpsjoch erleben.
In diesem Fall solltet ihr euren Schlafplatz auf der Tölzer Hütte rechtzeitig reservieren, insbesondere wenn ihr die Tour an einem Wochenende plant. Neben einer Regenjacke, ausreichend Trinkwasser, Sonnencreme und einem Erste-Hilfe-Set gehören dann auch ein Hüttenschlafsack, Wechselkleidung, eine Waschtasche, ein Handtuch und eine Stirnlampe in euren Rucksack. Vergesst außerdem nicht eure Badesachen für den See.
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Durchs Krottenbachtal zur Tölzer Hütte
Schritt für Schritt bahne ich mir meinen Weg durch das beschauliche Krottenbachtal, das sich gut 8 Kilometer auf der Ostseite des Schafreuters erstreckt. Zunächst wandere ich relativ entspannt auf einer Forststraße entlang, die im Talschluss in einen schmalen und steilen Steig übergeht.
Zu meiner Linken rauscht das Wasser durch die Klamm, und hier und da stürzt sich ein Wasserfall in die Tiefe. Über mir kommt das Massiv des Schafreuters mit jedem Schritt eindrucksvoll näher. Für Ende Mai ist es bereits sommerlich warm, und ich genieße den kühlen Schatten des Tals, bevor ich an dessen Ende in eine sonnenüberflutete Mulde hinaustrete.
Hier liegt der idyllische Delpssee, hinter dem der Grat des Baumgartenjochs wie eine Mauer aufragt. Weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen, dafür einige Gämse. Erst an der Tölzer Hütte, die ich nach weiteren 30 Minuten Aufstieg erreiche, treffe ich auf andere Wanderer. Sie thront aussichtsreich auf dem Sattel zwischen Schafreuter und Delpsjoch, von wo ich nach einem leckeren Abendessen einen malerischen Sonnenuntergang erleben darf.
Gipfelglück am Schafreuter und Gumpenbad
Direkt nach dem Frühstück steige ich über einen recht steilen, teils seilversicherten Steig zum Schafreuter auf und erreiche nach nicht mal einer halben Stunde das Gipfelkreuz, wo ich so früh noch absolute Einsamkeit und Stille genießen kann.
Die Morgensonne taucht die Bergwelt in ein warmes Licht, und ich lasse den Blick im 360-Grad-Modus wandern. Zu einer Seite liegen die Bayerischen Voralpen mit dem türkisleuchtenden Walchensee und dem Sylvensteinsee, zur anderen die schroffen Karwendelberge und der Alpenhauptkamm.
Der Abstieg auf der anderen Bergseite führt in latschenbewachsenen Serpentinen bis zu den ausgedehnten Wiesen der Moosenalm. Am Holzkreuz angekommen, muss ich den Weg erst einmal ein bisschen suchen, der rechts durchs Klausenloch bis zurück ins Krottenbachtal führt.
Das lohnt sich jedoch: Der schmale Pfad entlang des Moosbachs ist wenig begangen und dadurch wunderbar wild und einsam. Ich treffe unterwegs niemanden und kann nicht widerstehen, in eine der zahlreichen Gumpen zu hüpfen.
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Fazit
Genussvoll ziehe ich meine Bahnen im glasklaren Stausee. Was für ein herrlicher Abschluss einer rundum gelungenen Bergtour, die sich ideal für ein sommerliches Wochenende anbietet. Am Morgen ist es im Krottenbachtal noch schön kühl und schattig, beim Abstieg laden die Gumpen entlang des Moosbachs und der Sylvensteinstausee zum Erfrischen ein.
Die Tour ist für ambitionierte Wanderer oder als Bike&Hike-Tour zwar auch an einem Tag zu schaffen, mit Hüttenübernachtung aber definitiv entspannter und der Gipfel vom Schafreuter am frühen Morgen noch schön ruhig. Diese Route ist sehr viel weniger frequentiert als die anderen Aufstiegswege und deshalb ideal für alle, die gerne fernab ausgetretener Pfade wandern.
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