Bad Freienwalde: Gipfelstürmerweg zum Märkischen Watzmann

Meine Waden brennen, der Schweiß läuft und das Wanderherz schlägt höher: In der Ferne taucht das Gipfelkreuz auf. Ich befinde mich auf dem Watzmann – Nein, nicht dem in Bayern, sondern in Brandenburg. Richtig gehört, Berg-Feeling kann man auch im Berliner Umland erleben. Und der Gipfelstürmerweg im Bergwanderpark Bad Freienwalde ist sicher nicht die schlechteste Trainingsroute, um sich auf alpine Touren vorzubereiten. Immerhin geht es auf den insgesamt 21,5 Kilometern knapp 1.000 Höhenmeter auf und ab!

Lohnt sich der Gipfelstürmerweg in Brandenburg?

Berge in Brandenburg? Da lachen ja die Bayern! Zugegeben, die Erhebungen im Berliner Umland überragen nur selten die 100-Meter-Marke. Trotzdem müssen Großstädter nicht weit fahren, um ihre Bergsehnsucht zumindest kurzfristig zu stillen. Auf dem Gipfelstürmerweg in Märkisch-Oderland kann man nicht nur ordentlich Höhenmeter sammeln, sondern vor allem ganz viel Stille fernab des Hauptstadtrubels genießen.

Die Wanderung startet in Falkenberg (Mark) und verläuft 21,5 km durch die idyllische Hügellandschaft des Oberbarnimer Hochplateaus bis nach Bad Freienwalde. Unterwegs sorgen ein Gipfelkreuz, Schluchten, Seen, Bäche und sogar Skisprungschanzen für Bergfeeling und ein abwechslungsreiches Naturerlebnis. Außerdem bieten vier Aussichtstürme die Option für ein zusätzliches Beintraining und Weitblicke über das Oderbruch bis nach Polen.

Fototipp: Ein Gipfelfoto aus Brandenburg? Die Gelegenheit bietet sich nicht alle Tage. Das Gipfelkreuz am Märkischen Watzmann ist nicht nur überraschend groß, drumherum gibt es sogar Bänke zum Posieren – und natülich Pausieren.

Anreise nach Falkenberg (Mark)

Anreise:ÖPNV bis Falkenberg (Mark)
Strecke:21,5 km
Gehzeit:6-7 Stunden
Höhenmeter:900 hm (inkl. 4 Türme)
Einkehrtipp:Café „Blaue Zwiebel“ (nur im Sommer)

Wer den Gipfelstürmerweg erwandern möchte, reist am besten mit der Bahn an, denn Start- und Endpunkt sind nicht dieselben, dafür aber zwei benachbarte Bahnhöfe. Aus Berlin dauert die Fahrt bis nach Falkenberg (Mark) nicht länger als 1,5 Stunden. Vom Bahnhof Ostkreuz fährt stündlich ein RE bis nach Eberswalde. Dort steigt man um und ist nach einer weiteren Viertelstunde am Ausgangspunkt der Wanderung angekommen.

Selbstverständlich ist es auch möglich, die Tour entgegengesetzt zu laufen und in Bad Freienwalde zu starten. Das empfehle ich vor allem denjenigen, die doch mit dem Auto anreisen, denn in Bad Freienwalde könnt ihr direkt am Bahnhof kostenlos parken. Angekommen in Falkenberg geht es dann mit der Bahn eine Station wieder zurück. Informiert euch aber vorab über die Abfahrtszeiten und behaltet unterwegs die Uhrzeit im Auge, damit ihr am Ende nicht in Stress geratet.

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Picknickplätze und Aussichtstürme am Gipfelstürmerweg

Für die insgesamt 21,5 km benötigt man nicht nur eine gute Kondition, sondern auch Zeit. Wer auf entspannte Pausen nicht verzichten möchte, sollte definitiv früh starten und den ganzen Tag einplanen. Die Route bietet aber auch mehrere Möglichkeiten für Abkürzungen.

Bis zur Ankunft in Bad Freienwalde gibt es keine Einkehrmöglichkeiten. Da unterwegs aber einige schöne Picknickplätze zum Verweilen einladen, empfehle ich, ausreichend Proviant und auch eine Sitzunterlage oder Picknickdecke mitzunehmen.

Ein Erste-Hilfe-Set, Sonnencreme, einen Pullover und eine Regenjacke habe ich außerdem immer dabei. Und seid schlauer als ich und packt ab April unbedingt Insektenspray ein. Die Mücken im Wald sind erbarmungslos.

Denkt außerdem an ausreichend Kleingeld für die Aussichtstürme. Der Eintritt kostet pro Turm 2 Euro (ermäßigt 1 Euro). Wer alle Türme besteigen möchte, nimmt am besten direkt das Turm-Diplom-Ticket für 6 Euro (ermäßigt 3 Euro).

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Im Auf und Ab durch den Brandenburger Wald

„An einem Sommermorgen da nimm den Wanderstab, es fallen deine Sorgen wie Nebel von dir ab.“ Nach den ersten drei Kilometern lässt mich ein Holzschild am Theodor-Fontane-Platz in Falkenberg kurz innehalten. Für die heutige Tour brauche ich zwar keine Wanderstöcke, aber ansonsten kann ich Fontane da nur zustimmen. Vor allem für gestresste Großstädter ist so ein Tag in der Natur Balsam für die Seele.

Und tatsächlich fühlt es sich an diesem Aprilmorgen mit über 20 Grad bereits wie Sommer an. An den Bäumen zeigen sich die ersten zarten Blätter, und eine Mischung aus Frühblühern und Sonnencreme liegt in der Luft.

Eine Infotafel zum Gipfelstürmerweg mit Höhenprofil stimmt mich auf das bevorstehende Auf und Ab ein. Die Eiszeitgletscher haben im Oberbarnim ihre hügeligen Spuren hinterlassen und geben der Region mittelgebirgsähnliche Züge.

Ich steige Schritt für Schritt zum Kammweg auf, der sich durch den urigen Wald schlängelt. Unter meinen Füßen rascheln die letzten Laubreste, die Vögel zwitschern, und um mich herum surren die Mücken – ansonsten herrscht aber absolute Stille, und ich treffe kaum andere Wanderer.

Gipfelrast auf dem Märkischen Watzmann

Der Gipfelstürmerweg verläuft in weiten Teilen auf gleicher Strecke wie der Turmwanderweg, der vier Aussichtstürme miteinander verbindet. Wer alle Türme besteigt, kommt am Ende auf 425 Treppenstufen und kann sich in der Tourist-Information in Bad Freienwalde ein Turmdiplom abholen – vorausgesetzt, man ist zur richtigen Zeit unterwegs (April-Oktober, Fr-So & Feiertage) und hat alle Stempel gesammelt.

Zum ersten der insgesamt vier Aussichtstürme gelangt man über einen kurzen Umweg. Der Blick vom 28 Meter hohen Bismarckturm über die Hügel und Schluchten des Oberbarnim lohnt sich definitiv. Zurück auf dem Hauptweg folgt auch schon das nächste Highlight: Das hölzerne Gipfelkreuz des Märkischen Watzmanns, das zwischen den vielen Bäumen fast untergeht, obwohl es erstaunlich groß für einen Berg ist, der lediglich 106,2 Meter misst.

Bei der Namensgebung handelt es sich allerdings nicht, wie ich erst dachte, um Marketing des örtlichen Tourismusverbands. Die Bezeichnung Watzmann tauchte tatsächlich schon um 1900 auf historischen Landkarten auf. Um 1180 sollen bayerische Arbeiter auf der Burg Malchow den kargen Gipfel getauft haben.

Das Gipfelkreuz gibt es allerdings erst seit 2017 und wurde praktischerweise mit einer Rundbank versehen. Hier genieße ich zwar kein Bergpanorama, dafür aber für einige Minuten die wohltuende Stille des Waldes, bevor ich weitermarschiere.

See-Idylle und Skisprungschanzen am Gipfelstürmerweg

Für die Mittagspause habe ich mir im Vorfeld bereits einen anderen Ort rausgesucht. Auf ungefähr halber Wegstrecke liegt der idyllische Teufelssee, an dessen Ufer man wunderbar jausen und sonnenbaden kann. Von hier aus macht der Gipfelstürmerweg eine zusätzliche rund einstündige Schleife. Ich kürze allerdings ab und wandere direkt weiter zum Thüringer Blick, dessen Aussicht über die bewaldete Hügellandschaft mich tatsächlich an den Thüringer Wald erinnert.

Auch wenn die Verlockung vielleicht groß ist, nach dem Eulenturm am Haus der Naturpflege einfach direkt an der Hauptstraße entlang zum Bahnhof zu laufen – vor allem den dritten Aussichtsturm sollte man sich nicht entgehen lassen. Denn hier erwartet mich etwas, mit dem ich in Brandenburg nun wirklich nicht gerechnet habe: Skisprungschanzen.

Tatsächlich ist Bad Freienwalde ein traditionsreicher Wintersport-Ort und das nördlichste Skisprunggebiet Deutschlands. Wer sich wie ich schon immer mal gefragt hat, wie sich Skispringer vor dem Start fühlen, kann dies auf dem 38 Meter hohen Schanzenturm nachempfinden und gleichzeitig einen tollen Weitblick bis nach Polen genießen.

Der Gipfelstürmerweg endet kurz darauf am letzten Aussichtsturm auf dem Galgenberg, von dem einem dann das Ziel, die Kurstadt Bad Freienwalde, zu Füßen liegt. Hier lässt sich die Tour wunderbar mit einem Getränk im Liegestuhl ausklingen, bevor es über eine lange Treppe hinunter ins historische Stadtzentrum geht.

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Fazit

Zufrieden sitze ich in der Sonne und genieße zwei Kugeln Eis. Zugegeben, eine Hütteneinkehr mit Blick auf die Berge wäre mir gerade noch lieber, aber für eine kleine Pause vom Großstadtalltag eignet sich der Gipfelstürmerweg allemal. Und zumindest meine Beine fühlen sich an, als hätte ich eine alpine Wanderung hinter mir. Der Weg beweist eindeutig: Auch Wandern in Brandenburg kann anstrengend sein. Dabei ist die Tour ähnlich effektiv wie ein Training auf dem Stairmaster im Fitnessstudio, dafür aber sehr viel aussichtsreicher.

Entlang des Weges gibt es immer wieder kleine Highlights, die für ein abwechslungsreiches Wandererlebnis sorgen. Zwar hat der Ausflug nach Brandenburg nicht ganz meine Sehnsucht nach den Bergen, so doch aber definitiv nach Natur und Abgeschiedenheit gestillt. Zum Nachwandern empfohlen! Tipp: Besonders schön ist die Tour im Herbst, wenn der Mischwald in den verschiedensten Farben leuchtet.

Lage

Praktische Links

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