Chioggia: Wunderschöne Alternative zu Venedig

Aperitivo am Kanal: Wir trinken unseren Aperol-Spritz und essen die kleinen Häppchen, die dazu serviert werden. Wir genießen den besten Blick auf die Lagune und die berühmte Vigo-Brücke. Zwischen den bunten Häuschen und den Kanälen ist wenig los: Chioggia liegt am Südende der Lagune von Venedig, sieht der großen Schwester sehr ähnlich, und doch gibt es hier weit weniger Touristen und Möwen als im berühmten Venedig. Und nicht nur das: Sogar der Cappuccino ist billiger!

Lohnt sich ein Besuch in Chioggia in Italien an der Adria?

Eigentlich ist es unfair, Chioggia als zweites, kleines Venedig zu bezeichnen; schließlich blickt auch die kleine Stadt am Südende der Lagune auf eine tausendjährige Geschichte zurück. Die mythologische Verbindung zu Troja lässt sich zwar nicht beweisen, archäologische Funde und Studien deuten aber darauf hin, dass die Stadt um 2.000 v. Chr. von den Pelasgern gegründet wurde, einem Seefahrervolk aus Thessalien. Der Name Chioggia leitet sich wahrscheinlich von „künstlich gebaut“ ab. Genau wie Venedig wurde die Stadt auf Holzpfählen gebaut, ohne die sie bei jeder Flut von Wasser überschwemmt würde.

Wir sind hier etwa eine Autostunde von Venedig entfernt, befinden uns aber noch immer in derselben Lagune. Durch historische Verbundenheit, ähnliche Lage und ungewöhnliche Bauweise wirkt Chioggia (etwa 50.000 Einwohner) am Ende eben doch wie ein kleines Abbild der weltberühmten Lagunenstadt. Mit einem entscheidenden Unterschied: Noch gibt es hier weitaus weniger Touristen.

Fototipp: Wie in Venedig findet hier an jeder Brücke ein schönes Fotomotiv. Besonders schön ist es am Kanal Vena, wenn warmes Dämmerlicht aufs Wasser fällt. Nur auf die charakteristischen Gondeln müsst ihr verzichten.

Anreise nach Chioggia

Lage:Südlich von Venedig
Anreise:Auto, Zug, Bus, Fähre
Must-Do:Aperitivo an der Vigo Brücke
Einkehrtipp:„El Gato“ (Meeresfrüchte)
Besonderheit:Sieht aus wie Venedig in klein

Alle Wege führen nach Rom, alle Fortbewegungsmittel kommen nach Chioggia. Wer mit dem Zug anreisen will, kommt am besten von Venedig Mestre – da gibt es zum Beispiel einen Nachtzug von München über Innsbruck und Brenner oder natürlich auch das Flugzeug. Von Venedig aus muss man für die Weiterreise etwa eine Stunde einplanen.

Ab Mestre geht es in 49 Minuten weiter mit dem Zug nach Chioggia. Ebenso gibt es Busverbindungen von Padua und Venedig und man kann sogar von Venedig aus eine Fähre nehmen, um Chioggia zu erreichen.

Mit dem Auto orientiert man sich erst an den Wegweisern Richtung Venedig oder Padua und folgt dann den Hinweisschildern Richtung Ravenna und schließlich Chioggia.

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Hier sieht es aus wie in Venedig

Die erste erfreuliche Nachricht für Autofahrer: Noch ist es weder besonders teuer noch sehr schwierig, in Chioggia einen Parkplatz zu finden. Wir parken unweit des Canal Lombardo und beginnen unseren Besuch mit einem Spaziergang durch die Altstadt. Wir laufen eine Weile am Kanal entlang und lassen uns von unserem Navi zur Porta Garibaldi leiten (auch Porta di Santa Maria Assunta genannt). Das ockergelbe Stadttor stammt aus dem Jahr 1300 und war Teil der Stadtbefestigung Chioggias. Auf der dem Land zugewandten Seite sehen wir den Markuslöwen – das Wappentier Venedigs, das an die Herrschaft der größeren Lagunenstadt über Chioggia erinnert.

Wer Lust auf Bummeln hat, folgt jetzt dem Corso del Popolo, der bald in eine Fußgängerzone übergeht. Wir wollen aber erstmal Kanäle sehen! Wir gehen nur wenige Meter zum Kanal Vena und kommen hier schon zur nächsten Brücke. Ein paar Fotos später schlendern wir am Kanal entlang und passieren dabei neun weitere Brücken. Gondeln fahren hier nicht, ansonsten sieht es wirklich aus wie in Venedig!

Aperitivo an der Vigo Brücke in Chioggia

Vor allem die Vigo Brücke beeindruckt mich! Die weiße Brücke mit Marmorgeländer stammt aus dem 17. Jahrhundert und imponiert mit der weit ausladenden Steintreppe zu beiden Seiten des Kanals und die Figur eines Löwen, der die Stadt zu bewachen scheint – wieder ein Hinweis auf die Verbundenheit zu Venedig.

Um den Blick noch länger genießen zu können, entscheiden wir uns, direkt im Café nebenan einen Aperitivo zu trinken, den typischen Vorabenddrink der Italiener, für gewöhnlich begleitet von einigen Snacks. In unserem Fall sind das „Cicchetti“, eine Art venezianische Tapas, die kostenlos zum Aperol Spritz serviert werden.

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Kirchen, Shopping und Snacks in der Altstadt von Chioggia

Anschließend gehen wir direkt weiter in die Fußgängerzone. Die bunten Gebäude und historischen Fassaden erinnern an die Häuser Venedigs – mit dem Unterschied, dass auf den Terrassen der kleinen Bars und Cafés weitaus weniger Touristen sitzen.

Eine Pause für einen Cappuccino und später ein Glas Prosecco sollte man einplanen. Und einen Besuch in einer traditionellen Bäckerei. Traditionelles Backwerk sind Bossolà (ringförmig, knusprig, neutral), Papini (ringförmige Kekse) und Bissiole (S-förmige Kekse).

Solltet ihr zufällig an einem Donnerstag unterwegs sein, könnt ihr auch über den Wochenmarkt flanieren. Außerdem gibt es einige Handwerksgeschäfte zu entdecken, indem man lokales Kunsthandwerk kaufen kann. Als Mitbringsel eignen sich die Spitzenstickereien „Merletti“ oder eine der bekannten Tonpfeifen „Pipe Chioggiotte“.

Wer italienische Kirchen mag, hat jetzt etwas zu tun: Los geht es in der barocken Kathedrale Santa Maria Assunta. Sie wurde im 12. Jahrhundert an der Stelle einer antiken Kirche aus dem 8. Jahrhundert errichtet und später durch ein Feuer zerstört. Dann wurde sie vom Architekten Baldassare Longhena wieder aufgebaut und im Jahr 1674 offiziell geweiht.

Im Inneren ist die Kirche weitgehend weiß, es gibt eine außergewöhnliche Orgel und man kann einige schöne Kunstwerke bewundern, etwa einige Werke von Jacopo Palma dem Jüngeren im Seitenschiff. Es geht vorbei an der achteckigen Kuppel des Tempietto di San Martino in gotisch-venezianischem Stil und dann zur weißen Kirche San Francesco, die 1400 erbaut und 1700 renoviert wurde.

Mekka für Fans von Fisch und Meeresfrüchten

Die berühmteste Kirche in Chioggia jedoch ist die Basilika San Giacomo. Sie wurde im 18. Jahrhunderts auf den Säulen eines alten römischen Gebäudes erbaut. 1806 erhielt sie kostbare Reliquien, darunter die Ikone „La Madonna della Marina“. Diese Madonna soll 1508 am nahegelegenen Strand von Sottomarina erschienen sein.

Die Kirche beherbergt auch wichtige Kunstwerke, darunter das Altarbild der Heiligen Rochus und Sebastian, zugeschrieben Giovanni Busi (Cariani) und Antonio Marinetti, sowie die beeindruckende Fresko-Deckenmalerei „Der Märtyrertod des Apostels Jakobus“ (223 m²) mit Figuren von Antonio Marinetti und Architektur von den Gebrüdern Mauri.

Wie es sich für eine echte italienische Stadt gehört, gibt es noch zahlreiche weitere Kirchen zu bewundern, aber hier wird es erstmal Zeit für Abendessen. Wir sind hier direkt am Meer, deswegen haben fast alle Restaurants eine breite Auswahl an Fischgerichten. Bei herrlicher Meeresfrüchte-Pasta lassen wir den Abend im Restaurant „El Gato“ ausklingen.

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Fazit

Der Ausflug nach Chioggia ist wunderschön. All die Brücken, Kirchen und venezianischen Leckereien haben schon gereicht, um den Tag perfekt zu machen. Vor allem, weil ich mich die ganze Zeit gefühlt habe, als wäre ich in einer „originalen“ Version von Venedig. Was ich im Text verschwiegen habe: Hier kann man sogar baden. Zugegebenermaßen ist der Strand von Sottomarina nicht der schönste Italiens, aber man kann in Ufernähe parken, bequem ins Wasser gehen und die Sonnenbetten kosten auch nicht besonders viel.

Wer noch mehr Zeit mitbringt, kann sich eines der Museen Chioggias anschauen. Zum Beispiel gibt es ein meeresbiologisches Museum, das sich mit der Region beschäftigt.

Lage

Praktische Links

Antwort

  1. Sehr interessanter Bericht.
    Ja kann sich lohnen hin zu fahren.

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