Achtung, Kopfstoßgefahr! Meine Stirnlampe leuchtet mir den Weg, während ich durch einen dunklen Stollen aus dem Ersten Weltkrieg krieche. Der Klettersteig auf den Paternkofel in den Sextener Dolomiten führt entlang der ehemaligen Grenzlinie und bietet ein besonders außergewöhnliches Bergabenteuer in Südtirol. Am Gipfel erwartet euch der wohl schönste Blick auf die berühmten Drei Zinnen.
Lohnt sich der Klettersteig auf den Paternkofel?






Schroffe Gipfel, tiefe Täler und eindrucksvolle Bergpanoramen – Die Dolomiten im Norden Italiens haben eine ganz besondere Anziehungskraft. Die einzigartige Felsenlandschaft ist aufgrund ihrer Schönheit nicht nur UNESCO-Welterbe, sondern auch ein wahres Paradies für Klettersteig-Fans. Der wohl bekannteste Klettersteig ist der De Luca Innerkofler-Klettersteig auf den Paternkofel in den Sextener Dolomiten, denn dieser bietet einzigartige Blicke auf die berühmten Drei Zinnen.
Wer diese genießen möchte, sollte jedoch frei von Höhen- und Platzangst sein. Um zum Gipfel zu gelangen, muss man nämlich zunächst mehrere hundert Meter durch einen dunklen Kriegsstollen gehen. Erst danach beginnt der eigentliche Klettersteig, der zwar überwiegend die Schwierigkeit A/B, aber auch einige schwindelerregende Passagen hat. Mit der Auronzohütte, der Lavaredohütte sowie der Dreizinnenhütte liegen gleich drei Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe zum Klettersteig – beste Voraussetzungen also für eine ausgiebige Berg- oder sogar Mehrtagestour.
Fototipp: Die Kriegsstollen, die es auf der Klettersteig-Tour zu durchlaufen gilt, haben an mehreren Stellen Löcher, die den Blick auf die Drei Zinnen preisgeben. Die Felswände bilden einen natürlichen Rahmen um die ikonischen Türme und ergeben somit ein ganz besonderes Fotomotiv.
Anreise zu den Drei Zinnen
| Schwierigkeit: | B/C |
| Länge: | 10 km |
| Gehzeit: | 5-6 Std. |
| Höhenmeter: | 550 hm |
| Beste Jahreszeit: | Juni-September |
Ausgangspunkt der Klettersteig-Tour auf den Paternkofel ist die Auronzohütte, die auf 2.333 m auf der Südseite der Drei Zinnen liegt. Hierhin führt eine gut ausgebaute, mautpflichtige Straße. Dafür ist der Parkplatz dann aber kostenfrei. Dieser füllt sich jedoch gerade in der Hochsaison sehr schnell, weshalb eine frühe Anreise zu empfehlen ist.
Vom Busbahnhof in Toblach gibt es im Sommer (01. Juni – 13. Oktober) auch jede halbe Stunde einen Shuttlebus, der Besucher in gut 1 Stunde zur Auronzohütte hinaufbringt. Er fährt zwischen 7:35 Uhr und 17:05 Uhr und hält unter anderem auch in Misurina, wo sich ein weiterer Parkplatz befindet, der genutzt werden kann, wenn die Mautstraße wegen Überfüllung bereits geschlossen wurde. Die Tickets für den Bus müssen im Vorfeld reserviert und bezahlt werden. Toblach erreicht man von München aus mit dem Zug in ca. 4,5 Stunden.
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Vorbereitung auf die Paternkofel-Überschreitung
Aufgrund seiner guten Erreichbarkeit, außergewöhnlichen Wegführung und tollen Ausblicke ist der Klettersteig auf den Paternkofel sehr beliebt und viel begangen. Zudem ist die Route relativ leicht und daher auch für Anfänger geeignet.
Die besten Chancen auf wenig Verkehr und einen einsamen Gipfel hat man morgens und außerhalb der Hauptsaison. Es lohnt sich daher, die Tour mit einer Hüttenübernachtung zu verbinden, was aufgrund der einmaligen Kulisse und des hervorragenden Südtiroler Essens schon ein Highlight für sich ist.
Den schnellsten Zugang zum De Luca Innerkofler-Klettersteig hat man von der Dreizinnenhütte aus. Auf der südlichen Seite kann man sowohl auf der Auronzohütte als auch auf der Lavaredohütte übernachten. Aber auch die etwas weiter entfernte Büllelejochhütte – die kleinste und höchstgelegene Hütte der Sextener Dolomiten – ist sehr empfehlenswert.
Da die Hütten in der Region sehr beliebt sind, solltet ihr euren Schlafplatz so früh wie möglich reservieren. In euren Rucksack gehören dann neben der Klettersteigausrüstung auch Hüttenschlafsack, Hüttenschuhe, Wechselkleidung und Waschtasche. Außerdem habe ich immer ein Erste-Hilfe-Set, eine Stirnlampe sowie eine Powerbank mit dabei.
Denkt ebenfalls an ausreichend Bargeld, dann auf den Hütten kann man in der Regel nicht mit Karte bezahlen. Für eine Nacht auf einer südtiroler Hütte müsst ihr min. 75 € (für Alpenvereinsmitglieder günstiger) einplanen (inklusive Halbpension, exklusive Getränke).
Hinweis: Wenn ihr die Tour für Ende September oder Anfang Oktober plant, beachtet, dass viele der Hütten bereits geschlossen haben und auf der Nordseite des Paternkofel schon Schnee liegen kann.
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Auf den Spuren des Ersten Weltkriegs
Die Paternkofel-Überschreitung ist aus beiden Richtungen möglich. Von der Auronzohütte wandert man zunächst auf dem breiten Fahrweg bis zum Paternsattel, wo sich das erste Mal ein Blick auf die beeindruckenden Nordwände der Drei Zinnen eröffnet.
Entweder steigt man von hier direkt in den leichteren Passportensteig ein und nimmt dann den De Luca Innerkofler-Klettersteig im Abstieg oder läuft noch ca. 30 Minuten weiter bis zur Dreizinnenhütte und überquert den Paternkofel von Norden nach Süden.
Ich wähle die zweite Variante. An der Dreizinnenhütte sammeln sich bereits einige Touristen, um das wohl meist fotografierte Motiv der Dolomiten in Wirklichkeit zu bewundern. Auch ich nehme mir einen Augenblick Zeit, um ein paar Aufnahmen zu machen, bevor ich dem Schild zur „Galeria Paterna“ folge und kurz darauf vor dem Eingang zum Paternstollen stehe.
Bevor es ans Klettern geht, muss man zunächst durch einen rund 600 Meter langen Kriegsstollen hindurch. Deshalb lege ich meine Klettersteigausrüstung an und präpariere meinen Helm mit einer Stirnlampe. Dann geht es tief hinein ins feucht-kalte Innere des Bergmassivs.
Mehr als hundert Holzstufen führen durch die Dunkelheit und sind ein ideales Warm-Up. Vereinzelt lassen Durchbrüche Licht hinein und geben grandiose Blicke auf die Drei Zinnen frei.
Ich folge dem Lichtkegel meiner Stirnlampe durch den schmalen Felsengang und fühle mich ein bisschen wie auf einer geheimen Mission. Unweigerlich versuche ich mir auszumalen, wie es hier vor über hundert Jahren ausgesehen haben muss.
Der Klettersteig stammt aus dem Ersten Weltkrieg und verläuft auf der damals hart umkämpften Grenzlinie zwischen Österreich-Ungarn und Italien. Benannt ist er nach dem österreichischen Bergführer Sepp Innerkofler, der damalige Hüttenwirt der Dreizinnenhütte, und seinem italienischen Kontrahenten Piero de Luca.
Gipfelglück mit Drei Zinnen-Blick
Zurück im Tageslicht geht es dann mithilfe von Drahtseilen eine Rinne hinauf bis zur Gamsscharte. Hier treffen sich die drei Klettersteige De Luca-Innerkofler, der von Süden kommende Passportensteig sowie der Schartenweg, über den man zur Büllelejochhütte gelangt.
Die letzten 150 hm bis zum Gipfel erfordern dann nochmal etwas mehr Konzentration. Zunächst muss man die steile Schlüsselstelle mit der Schwierigkeit B/C überwinden (Einbahnregelung beachten!), um sich dann über loses Geröll den Weg bis zum Gipfelkreuz (2.744 m) zu bahnen.
Dort angekommen, erwartet mich ein atemberaubendes 360 Grad-Panorama. Von hier oben wirken die Drei Zinnen, die wie Zähne aus der Erde ragen, gleich noch imposanter. Das frühe Aufstehen hat sich wie immer gelohnt. Für wenige Minuten kann ich diesen Ausblick ganz allein genießen, während die Morgensonne sich langsam durch die Wolken kämpft und der Himmel sich allmählich von Grau zu Blau färbt.
Abstieg über den Passportensteig
Es fällt mir äußerst schwer, mich wieder von diesem Anblick zu lösen. Ich könnte hier noch Stunden sitzen, aber der Wind pfeift doch ziemlich kräftig und in der Ferne sehe ich schon die nächsten Bergsteiger auftauchen. Zurück geht es über denselben Weg bis zur Gamsscharte und dann weiter auf dem Passportensteig über mal mehr mal weniger schmale Felsbänder.
Hier ist nochmal absolute Trittsicherheit gefragt, denn der Weg ist teilweise sehr ausgesetzt und ohne Sicherungsmöglichkeiten. Am Ende kommt noch einmal meine Stirnlampe zum Einsatz, als es einen weiteren Kriegsstollen zu durchqueren gilt, der sein Ende auf dem Paternsattel findet.
Wer wie ich nach der Klettersteigtour noch Zeit hat, sollte sich die Umrundung der Drei Zinnen und den Einkehrschwung auf der Langalm nicht entgehen lassen. Auf der Terrasse unterhalb der gigantischen Nordwände lasse ich mir zum Ausklang der gelungenen Tour einen Cappuccino und ein großes Stück Kuchen schmecken und genieße die Sonne. Gegenüber ragt die Felsenspitze des Paternkofel, auf der ich kurz zuvor noch stand, in den mittlerweile strahlend blauen Himmel.
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Fazit
Der De Luca Innerkofler-Klettersteig auf den Paternkofel ist nicht ohne Grund einer der beliebtesten Klettersteige in den Dolomiten. Die außergewöhnliche Wegführung durch alte Kriegsstollen und über schmale Felsenbänder sowie der traumhafte Blick vom Gipfel machen ihn zu einer unvergesslichen Bergtour, die auch für Klettersteig-Anfänger machbar ist.
Wer noch nicht genug von der traumhaften Felsenlandschaft hat, hängt am besten noch mindestens eine Übernachtung in einer der umliegenden Hütten dran. Am nächsten Tag kann man dann einen der vielen anderen schönen Klettersteige in der Region, wie z. B. den Toblinger Knoten oder den Alpini-Steig, machen.
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