Was, wenn 365 Tage im Jahr Weihnachten wäre? In Rovaniemi in Finnisch-Lappland gibt es genau diese einmalige Attraktion, wo immer Weihnachten ist, und zwar im sogenannten „Weihnachtsmanndorf“. Das ganze Jahr über lebt der Weihnachtsmann dort und lädt zur Audienz, und das sogar kostenfrei. Doch das ist längst nicht alles, was das weihnachtliche Paradies ganzjährig an Sehenswürdigkeiten bietet.
Lohnt sich ein Besuch im Weihnachtsmanndorf in Lappland?




Rovaniemi (rund 65.000 Einwohner) ist die Hauptstadt von Lappland und liegt am Polarkreis. Selbst für alle, die keine großen Weihnachtsfans sind, gilt das Weihnachtsmanndorf in Rovaniemi seit 1985 als ganz besonderer Reisetipp. Es ist nämlich eine so außergewöhnliche Idee der Finnen, den Weihnachtsmann in einem eigenen Dorf in Lappland anzusiedeln, wo nicht nur er, sondern auch seine Frau, seine Elfen und seine Rentiere leben, dass ein Besuch dort selbst für Weihnachtsbanausen eine lustige Erfahrung ist.
Erst recht, wenn man nicht vor Weihnachten oder im Winter bei Schnee durch die glitzernde Weihnachtswelt schlendert, sondern sich z. B. unter der Mitternachtssonne von Weihnachtsliedern beschallen lässt und den dick eingemummten Weihnachtsmann bei sommerlich sommerlichen Temperaturen trifft.
Warum wohnt der Weihnachtsmann in Rovaniemi?
Bevor ich in das Weihnachtsmanndorf in Rovaniemi reise, bin ich neugierig: Warum hat sich der Nikolaus ausgerechnet dort niedergelassen? Und stammt er ursprünglich aus der kleinen Stadt am Polarkreis? Nein! Bald lese ich, dass er zwar aus Finnland kommen soll, aber aus Korvatunturi (übersetzt: Ohrenberg), einer Bergregion in Ostfinnland, direkt an der finnisch-russischen Grenze. Seine genaue Adresse soll jedoch nach Legende geheim gewesen sein, bis ein Freund des Weihnachtsmannes, „Onkel Markus“ diese im Jahr 1927 ausplauderte! Daraufhin sollen immer mehr Menschen auf der Suche nach ihrem Idol in die Region geströmt sein – ohne Erfolg.
Aber der Weihnachtsmann hat bekanntlich ein großes Herz, und so reiste er gut ein halbes Jahrhundert später in das leichter zugängliche Rovaniemi, um sich seinen Fans zu zeigen. Die waren so begeistert, dass sich der ältere Herr am Ende bereiterklärte, ganz nach Rovaniemi umzuziehen. 1985 machte er dort sein Büro auf. Und seit 2010 gilt Rovaniemi tatsächlich als „offizielle Heimatstadt des Weihnachtsmannes“.
Fototipp: Einen Aussichtspunkt über das Weihnachtsmanndorf gibt es nicht, aber das gesamte Dorf ist so außergewöhnlich und kurios, dass ihr immer wieder über tolle Fotomotive stolpert. Da wäre z. B. das Büro des Weihnachtsmannes, wo man Schlange steht, um den freundlichen Greis zu treffen. Oder das Hauptpostamt des Weihnachtsmannes, von wo ihr eine Postkarte mit Weihnachtsmannstempel an die Lieben daheim schicken könnt. Um nicht die Rentiere zu vergessen. Und mit etwas Glück könnt ihr im Winter sogar Nordlichter über dem Dorf fotografieren.
Anreise nach Rovaniemi in Lappland
| Lage: | Lappland, Finnland |
| Anreise: | Flugzeug nach Rovaniemi |
| Must-Do: | Audienz beim Weihnachtsmann |
| Einkehrtipp: | Lapland Restaurant Kotahovi |
| Besonderheit: | 365 Tage / Jahr Weihnachten |
Am einfachsten ist die Anreise nach Rovaniemi mit dem Flugzeug. Ganzjährig könnt ihr nach Helsinki und von dort weiter nach Rovaniemi fliegen. Während der Wintermonate gibt es sogar Direktflüge nach Rovaniemi aus ganz Europa, wie z. B. Düsseldorf, Berlin oder Wien.
Wenn ihr viel Zeit habt und gemütlich durch Finnland bis nach Rovaniemi reisen möchtet, könnt ihr dies natürlich auch mit dem Auto tun: mit der Fähre Finnlines von Travemünde nach Helsinki (30 Stunden, eine wunderbar entspannte Fahrt auf einer Fähre mit Sauna, Whirlpool, schönen Kabinen und gutem Restaurant) und von dort nach Norden. Für die Reise mit öffentlichen Verkehrsmitteln gibt es außerdem ab Helsinki einen Direktzug nach Rovaniemi, der knapp 12 Stunden unterwegs ist.
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Minus 30 Grad in Rovaniemi
Besonders in den Wintermonaten kann es am Polarkreis, an dem Rovaniemi liegt, um die –30 Grad oder noch kälter werden. Entsprechend wichtig ist es, dass ihr viel warme Kleidung dabei habt – wobei auch hier der Zwiebellook optimal ist, sprich Schichten. Statt einer dicken Jacke solltet ihr auf lange wollene Unterwäsche, eine mittlere Schicht aus Wolle oder Funktionskleidung sowie auf eine Skihose und Winterjacke setzen.
Bei den passenden Stiefeln lautet das Motto im winterlichen Norden stets „bigger is better“ – also ruhig 2-3 Nummern größer als gewöhnlich, damit es in den Stiefeln trotz 2 Paar Wollsocken nicht zu eng wird – denn wenn die Füße nicht richtig atmen können, werden sie erst recht kalt! Bei den Handschuhen nehmt Fäustlinge statt Fingerhandschuhe (diese nur zum Fotografieren mit Touchscreen-Funktion), damit eure Finger einander wärmen können.
Im Sommer (speziell zwischen Ende Juni und Mitte August) macht Lappland seinem Ruf dagegen alle Ehre und ihr solltet ausreichend Mückenschutz mitbringen oder lange, helle Kleidung, die euch ein wenig vor den Mücken schützt.
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Im Weihnachtswunderland mitten im März
Es ist März, als ich das Weihnachtsmanndorf besuche. Der Schnee schmilzt unter der wärmenden Sonne, und ein Hauch von Frühling liegt in der Luft. Doch aus den Lautsprechern erklingen „Jingle Bells“ und „Stille Nacht“, während bunte Weihnachtsbaumkugeln an den Bäumen glitzern und die Beleuchtung der spitzen Elfenhutdächer blinkt.
In der Adventszeit soll hier reger Trubel herrschen, doch im März ist es ruhig. Nur wenige Familien und Paare schlendern von einer Attraktion zur nächsten. Wie viele andere zieht es auch mich zuerst zum Weihnachtsmann. In seinem privaten Büro empfängt er Besucher.
Ich betrete einen schummrigen Gang, an dessen Seiten sich Holzkisten und Geschenke stapeln, und stelle mich kurz in die Schlange. Zehn Minuten später ist es soweit: Eine Elfe führt mich in einen festlich geschmückten Raum, voller bunt verpackter Geschenke, farbiger Vorhänge und Regale mit historischen Büchern. Der Held meiner Kindheit wartet auf mich.
Kostenloser Besuch beim Weihnachtsmann
Und da sitzt er – ein alter Mann mit weißem Bart, der bis auf seine Knie hängt, mit roter Mütze, Ringelwollsocken und Hausschuhen. Er sieht mich durch eine kleine Brille mit weisen Augen an, fragt, woher ich komme, um mich dann auf Deutsch zu begrüßen.
Ich hocke mich neben ihn, darf ihn alles fragen. Ich frage, was sich die meisten Kinder von ihm wünschen, und er lächelt: „Kinder aus Asien meist ein langes Leben mit ihren Familien und den Besuch einer guten Universität. Und kleine Kinder immer Autos oder Puppen.“ Und was macht ihm an seinem Job besonders Freude? „Dass es im Himmel keine Verkehrspolizei gibt!“
Was ich toll finde: Der Besuch beim Weihnachtsmann ist kostenlos, damit wirklich jeder zu ihm kann, unabhängig von der Schwere seines Geldbeutels. Allerdings ist es nicht erlaubt, eigene Fotos mit dem Nikolaus machen – die schießt eine Foto-Elfe, und wenn man die Erinnerungsbilder haben möchte, kassiert eine weitere Santa-Gehilfin im Anschluss dafür ab.
„Härveli“ heißt die Elfendame, wie alle anderen auch – was einfach „Elfe“ bedeutet. „Ich bin schon 165 Jahre alt, sehe aber so jung aus, weil ich täglich über den Polarkreis springe“, berichtet sie, und dass sie ihren Job liebe. „Hier spüren wir täglich wahre Freude und sehen das ganze Spektrum an Emotionen. Die Menschen vergessen bei uns all ihre Sorgen.“
Sogar manche Erwachsene würden vor Freude tanzen und weinen, weil sie ihr ganzes Leben darauf gewartet hätten, einmal den Weihnachtsmann zu treffen. Dies habe sich seit der Corona-Pandemie noch verstärkt, da es für viele nun noch besonderer sei, nach Rovaniemi zu kommen. Es sind Härvelis Worte, die mich mehr berühren als der Weihnachtsmann und das gesamte Dorf an sich.
Weihnachtsmann-Souvenirs & das Postamt
Den Besuch bei Frau Weihnachtsmann, der extra kostet, spare ich mir, ebenso werfe ich nur einen flüchtigen Blick auf die meist in Asien fabrizierten Massen an Souvenirs in den Geschäften. Doch das älteste Gebäude im heutigen Weihnachtsmanndorf interessiert mich: eine Hütte, die 1950 zu Ehren der US-Präsidentengattin Eleanor Roosevelt errichtet wurde. Sie besuchte das im 2. Weltkrieg zerstörte Rovaniemi, um dem Wiederaufbau der Stadt beizuwohnen.
Heute befindet sich in der Hütte ein Souvenirladen, direkt neben dem Weihnachtsmann-Postamt, von wo eifrige Postelfen Unmengen an Postkarten, Briefen und Paketen mit Sonderstempel versehen in die Welt schicken. Natürlich empfängt der Nikolaus auch selbst Post – angeblich seit seinem Umzug nach Rovaniemi schon über 18 Millionen Briefe aus an die 200 Ländern.
Die Überlebenskünstler der Arktis in Rovaniemi
Da der Nikolaus nicht ohne seine Rentiere wäre, leben diese natürlich auch nahe des Weihnachtsmanndorfes – auf der nur 600 Meter entfernten Arctic Reindeer Farm, die von der Samin Miia Ylinampa und ihrer Familie betrieben wird. Zwar fehlt für eine Rentierschlittenfahrt im März der Schnee, doch die Familie gibt Einblicke in die Rentierhaltung.
„Jungtiere besuchen zwei bis drei Jahre lang die ‚Rentierschule‘, bevor sie arbeiten“, erklärt Rauna Merkku, die 20-jährige Tochter der Besitzer. Es gibt sogar einen Schichtenplan, welcher Rentier wann arbeitet. „In meiner Familie dreht sich alles um die Rentiere. Sie sind meine besten Freunde, immer ehrlich und direkt.“
Mein Ausflug in die Weihnachtswelt endet so mit einem Blick auf die Traditionen der samischen Urbevölkerung und ihrer Rentiere – wahre „Überlebenskünstler der Arktis“, die auch bei –40 Grad problemlos bestehen, mit Hufen, die wie Schneeschuhe funktionieren, und Nasen, die eiskalte Winterluft filtern.
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Fazit
Das Weihnachtsmanndorf ist ein tolles Ausflugsziel für einen oder einen halben Tag, allerdings ist vieles – außer der Audienz beim Weihnachtsmann selbst – teuer, vom Erinnerungsfoto bis zu den Souvenirs, Restaurants und Unterkünften vor Ort. Ich würde also empfehlen, das Dorf für einen Tagesausflug einzuplanen, besonders in der Hochsaison zu Weihnachten bzw. im Winter.
Unweit des Weihnachtsmanndorfes taucht ihr in die wunderschöne Natur am Polarkreis ein, u. a. in den Wandergebieten Vikaköngäs und Vaattunkiköngas, wo euch Stromschnellen und Wasserfälle erwarten. Wenn ihr im Winter reist und typisch arktische Aktivitäten unternehmen möchtet, wie eine Rentier- oder Hundeschlittenfahrt oder eine Schneemobilfahrt, gibt es dafür zahlreiche Anbieter in der Umgebung des Weihnachtsmanndorfes.
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