Seit meiner ersten Eisbad-Erfahrung in Finnland steht für mich fest: Ich würde es immer wieder machen! Eisbaden ist nicht nur ein Adrenalinkick, sondern bietet auch zahlreiche gesundheitliche Vorteile. Doch wie startet man sicher in dieses Abenteuer? Erfahre in dieser Anleitung, was du unbedingt wissen solltest, wie du dich vorbereitest und ob Eisbaden wirklich gesund ist.
Anleitung zum Eisbaden: Was muss ich beachten?




Eisbaden hat eine lange Tradition und ist besonders in skandinavischen Ländern wie Finnland, Schweden und Russland beliebt. Bereits seit Jahrhunderten nutzen Menschen die Kälte des Wassers für gesundheitliche und spirituelle Zwecke.
Der Reiz des Eisbades liegt nicht nur in der körperlichen Herausforderung, sondern auch in den positiven Effekten auf das Immunsystem, die Durchblutung und die Psyche. Studien belegen, dass das kalte Wasser Endorphine freisetzt, Stress reduziert und die Resilienz stärkt. In Kombination mit Sauna-Ritualen wird das Eisbaden als ganzheitliches Wohlfühl-Erlebnis betrachtet.
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#eisbaden
Mein erstes Eisbad im finnischen Turku.
Dass ich überhaupt jemals mit dem Eisbaden begann, verdanke ich meiner finnischen Freundin Minna aus Turku. Sie war es, die mir immer wieder Bilder von halbnackten Menschen an verschneiten Seeufern schickte oder von fröhlich grinsenden Leuten, die im Wasser standen, während um sie herum Eisschollen trieben. Dann besuchte ich Minna eines Februars in Finnland, und wir machten einen Waldspaziergang auf der Insel Ruissalo. Plötzlich kam die gefürchtete Frage: „Bist du bereit fürs Eisbaden?“ Ich betrachtete hummerfarbene Menschen, die bei Temperaturen um den Gefrierpunkt aus dem See mitten im Wald stiegen.
Aber „bereit sein“ wird ja oft überbewertet, und so ging ich mit Minna in die Damensauna neben dem See, wo mir gut 100 Grad entgegenschlugen. Drinnen philosophierten Finninnen zwischen 50 und 80 darüber, ob man zuerst eisbaden und danach in die Sauna gehen solle oder umgekehrt – Minna übersetzte für mich. Dann ging es darum, wer wie oft zum Eisbad ginge – eine Dame, die angeblich ihr ganzes Leben lang eisige Bäder genossen hatte, schwor auf ein- bis zweimal pro Woche, eine ältere Frau behauptete, sogar alle zwei Tage eiszubaden. Als die Frauen hörten, dass ich Ausländerin und Eisbad-Anfängerin war, bekam ich so viele Tipps auf Englisch, dass mir nicht nur von der Sauna-Hitze schummrig wurde.
„Du musst ganz ruhig atmen, keine Schnappatmung!“ „Denk an nichts, nur an deine Atmung!“ „Beim Eisbad werden Glückshormone ausgeschüttet, du wirst danach so guter Laune sein!“ „Wusstest du, dass man beim Eisbaden Kalorien verbrennt?“ Die Frau, die das fragte, war bestimmt 30 Jahre älter als ich und hatte kein Gramm Fett auf den Knochen. „Bleib nach dem Eisbad kurz draußen stehen, bis die Haut prickelt, dann komm zurück in die Sauna!“
Danach verschwand eine nach der anderen in der Kälte. Ich schlüpfte in meine Flipflops und schlurfte ihnen nach. „Die meiste Kälte geht über die Füße verloren“, erklärte Minna, warum alle auf dem Weg zum Wasser Schlappen anhatten. Mit jedem Schritt in Richtung der eisigen Ostsee schlug mein Herz schneller. Ich betrat die Holzstufen zum Wasser und ließ die Flipflops stehen. Es fühlte sich an, als steckte ich die Fußsohlen ins Gefrierfach. Ich wusste, wenn ich jetzt zögerte, würde ich es nicht machen, also ging ich weiter, bis mir das Wasser bis zum Bauch reichte, dann ließ ich mich fallen. Schaffte drei Schwimmzüge, angefeuert von Minna. „Ich bin so stolz auf dich!“ Zwar blieb ich nicht draußen stehen, sondern eilte sofort zurück in die Sauna, aber egal – ich hatte es geschafft!
Keine zehn Minuten später wollte ich ein zweites Mal ins Wasser, später ein drittes. Jedes Mal blieb ich ein wenig länger. Ich hatte das mit dem Eisbaden kapiert! Dieses Kribbeln im Körper, wenn das Blut wieder zu zirkulieren beginnt, dieses Gefühl, vollkommen lebendig zu sein. Als wir uns nach vielen Stunden anzogen, war mir so warm wie lange nicht mehr. Und als mir der Saunameister auch noch ein Papier in die Hand drückte, auf dem „Gratuliere“ stand, hätte ich vor Glück fast übersprudeln können. Darauf standen mein Name und die Wassertemperatur meines ersten Eisbades: null Grad. Noch heute hängt das Zertifikat neben meinem Schreibtisch. Als Erinnerung daran, wie sehr ich belohnt werde, wenn ich den Mut habe, immer mal meine Komfortzone zu verlassen.
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1. Langsam an die Kälte gewöhnen
Eisbaden ist eine extreme Belastung für den Körper, daher solltest du dich langsam vorbereiten. Beginne damit, regelmäßig kalt zu duschen. Starte mit kurzen, kalten Wasserstößen und verlängere nach und nach die Dauer. Dein Körper gewöhnt sich so an den Kältereiz, was den Schock beim ersten Eintauchen in eisiges Wasser reduziert. Diese schrittweise Vorbereitung hilft dir, sicherer und entspannter ins Eisbad zu gehen.
2. Gesundheitscheck beim Arzt
Bevor du mit dem Eisbaden beginnst, kläre mit einem Arzt ab, ob dein Körper dafür geeignet ist. Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegsbeschwerden oder Gefäßproblemen sollten auf das Eisbaden verzichten, da der plötzliche Kälteeinbruch eine enorme Belastung für den Kreislauf darstellt. Dein Arzt kann dir helfen, einzuschätzen, ob das Eisbaden für dich sicher ist, sodass du mit gutem Gewissen ins kalte Wasser springen kannst.
3. Mütze oder Neopren-Ausrüstung nutzen
Bei niedrigen Wassertemperaturen verliert der Körper schnell an Wärme. Eine Mütze schützt den Kopf, über den die meiste Körperwärme entweicht. Den Kopf sollte man ohnehin nicht unter Wasser tauchen, um bicht in Panik zu geraten. Neoprenschuhe und -handschuhe bieten zusätzlichen Schutz für Hände und Füße, die besonders empfindlich auf Kälte reagieren. Mit der richtigen Ausrüstung kannst du das Eisbad länger genießen, ohne die Gesundheit deiner Extremitäten zu gefährden.
4. Maximal 3 Minuten am Anfang
Die Dauer des Eisbades sollte an deine persönliche Erfahrung und deine körperliche Verfassung angepasst werden. Anfänger sollten sich auf kurze Aufenthalte im Wasser konzentrieren – bereits wenige Sekunden können ausreichen, um den Kältereiz zu spüren. Experten empfehlen, nicht länger als drei Minuten im Wasser zu bleiben, um den Kreislauf nicht zu überlasten. Überanstrenge dich nicht und höre immer auf deinen Körper.
5. Ruhig Atmen
Beim Eintauchen in das eisige Wasser kommt es oft zur sogenannten Kälteschockreaktion, bei der der Körper unkontrolliert zu schnappen beginnt. Versuche, ruhig und kontrolliert zu atmen, um Panik zu vermeiden und den Kälteschock abzumildern. Indem du dich auf tiefe, langsame Atemzüge konzentrierst, hilfst du deinem Körper, sich an die Kälte anzupassen und das Eisbad als weniger stressig zu empfinden.
6. Sauna oder warme Getränke
Nach einem Eisbad sollte der Körper schnell wieder aufgewärmt werden. Idealerweise steht eine Sauna zur Verfügung, um sich unmittelbar danach wieder zu entspannen und den Körper zu durchwärmen. Wenn keine Sauna in der Nähe ist, solltest du sofort in warme Kleidung schlüpfen und ein heißes Getränk bereitstellen, um den Körper von innen zu erwärmen. Ein schnelles Aufwärmen ist entscheidend, um Erfrierungen zu vermeiden.
7. Eisbaden nur in Begleitung
Eisbaden sollte niemals alleine erfolgen. Es ist wichtig, dass eine Begleitperson anwesend ist, die im Notfall eingreifen kann. Zudem gibt dir die Anwesenheit von Freunden oder erfahrenen Eisbadenden Sicherheit und Motivation. Wenn du das Erlebnis festhalten möchtest, ist es außerdem praktisch, wenn deine Begleitung Fotos macht, während du dich auf die Erfahrung und deinen Körper konzentrieren kannst.
Weitere Reisetipps im Winter
Schon gewusst? Beim Eisbaden verbrennt der Körper tatsächlich zusätzliche Kalorien, weil er Energie aufwenden muss, um die Körpertemperatur zu regulieren. Sobald du ins kalte Wasser eintauchst, setzt dein Körper die sogenannte Thermogenese in Gang, um die Wärme zu halten und das Blut in die lebenswichtigen Organe zu pumpen. Dieser Prozess führt zu einem höheren Energieverbrauch, ähnlich wie beim Sport. Je länger man im kalten Wasser bleibt und je kälter das Wasser ist, desto mehr Energie wird benötigt – daher das Kalorienverbrennen beim Eisbaden.
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